„Wie viel investieren wir in Stein und wie viel in Menschen?“

Woelki: Wir werden Kirchengebäude aufgeben müssen

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht keine Alternative zur Aufgabe von Kirchengebäuden. Die Kirche werde sich angesichts schrumpfender finanzieller Spielräume von Immobilien trennen müssen, sagte er.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht keine Alternative zur Aufgabe von Kirchengebäuden. Die Kirche werde sich angesichts schrumpfender finanzieller Spielräume von Immobilien trennen müssen, sagte er am Mittwochabend in Köln.

Als Orte „steingewordenen Glaubens“ bestehe eine große Verantwortung für Kirchengebäude. Aber auch die Kosten müssten berücksichtigt werden. „Wie viel investieren wir in Stein und wie viel in Menschen?“, fragte der Kardinal. Er stehe für eine „Kirche im Wachstum“, bei der die Verkündigung des Evangeliums oberstes Ziel sein müsse.

 

Liturgiewissenschaftler: Kirchen nicht nur Kostenfaktoren

 

Der Bonner Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards kritisierte, Kirchengebäude rein ökonomisch als Kostenfaktoren wahrzunehmen. Kirchen seien „Identifikationsfaktoren für die ganze Bevölkerung“ – nicht nur für Gemeindemitglieder. Sie sollten daher nicht „zu schnell aus der Hand gegeben werden“. Der Theologe forderte einen ergebnisoffenen Prozess, bei dem über die künftige Nutzung von Kirchen diskutiert wird.

Kirchen seien nicht nur Orte für den Gottesdienst, erklärte Gerhards. Auch außerhalb der Liturgie böten sie Raum für Begegnungen zwischen Menschen und Gott. Eine Chance für die Kirche bestehe darin, Orte zu schaffen, an denen Integration und Beteiligung gelebt werde. Das gehe aber nur, wenn vor Ort auch eine kirchliche Infrastruktur bestehe.

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