ZdK-Vizepräsidentin Mock und Weihbischof Zekorn diskutieren abgelehntes Papier

Zekorn: Sexualmoral-Text des Synodalen Wegs hat den falschen Fokus

  • Warum ist der Grundlagentext zur katholischen Sexualethik beim Synodalen Weg gescheitert?
  • Weihbischof Stefan Zekorn hat bei einer Diskussion in Münster seine Ablehnung des Papiers begründet.
  • ZdK-Vizepräsidentin Birgit Mock verteidigte den Text, den sie mit erarbeitet hatte.

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Warum ist der Grundlagentext zur katholischen Sexualethik beim Synodalen Weg gescheitert? Weihbischof Stefan Zekorn aus Münster hat seine Ablehnung mit dem seiner Ansicht nach falschen Fokus des Textes begründet. Er sehe in ihm einen Bruch mit der bisherigen Sexuallehre, sagte Zekorn am Montagabend bei einer Diskussion der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) in Münster. Der Text sei von der Gender-Theorie geprägt – „das meine ich ausdrücklich nicht polemisch“.

Das Papier war bei der vierten Vollversammlung des Reformdialogs der katholischen Kirche in Deutschland im September gescheitert, weil es die Zwei-Drittel-Mehrheit bei Bischöfen und Weihbischöfen knapp verfehlte. Auch Zekorn hatte mit Nein gestimmt, insgesamt mehr als 80 Prozent aller Delegierten mit Ja.

„Widerspruch zur Heiligen Schrift“

„Mich berührt die Nicht-Thematisierung der Familie“, sagte der Weihbischof. Auch sei nicht erwähnt, dass Sexualität „grundlegend“ an die Ehe gebunden sei. Die „Komplementarität der Geschlechter“ werde nivelliert. Es sei nicht erwähnt, dass „Frau und Mann füreinander geschaffen“ seien und aus der ehelichen Sexualität „grundsätzlich Kinder hervorgehen“ könnten.

Irritiert zeigte er sich von der Aussage, Kinder seien eine „wichtige Ausdrucksform menschlicher Sexualität“. Das sei stark verkürzt und verschweige, dass Kinder ein „Geschenk Gottes“ seien.

Zekorn betonte, er teile das Anliegen, die katholische Sexualethik „so zu formulieren, dass sie verstanden werden kann“. Klar sei, dass einige Themen „einer neuen Betrachtung bedürfen“, etwa die Sicht auf Homosexualität. Allerdings widerspricht der Grundlagentext nach Ansicht des Weihbischofs „in weiten Teilen der Heiligen Schrift“, ferner den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Enzyklika „Amoris laetitia“ von Papst Franziskus.

Mock: Wir thematisieren, wo es Veränderungsbedarf gibt


Diskutierten in Münster (von links): Margarete Strauss, Margret Nemann, Birgit Mock und Weihbischof Stefan Zekorn. | Foto: Jens Joest

Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Birgit Mock, verteidigte das Papier, das im Synodalforum zu Sexualität und Partnerschaft entstanden war. Mock leitet es gemeinsam mit dem Aachener Bischof Helmut Dieser.

Niemand wolle den Wert von Ehe und Familie bestreiten, so Mock. Neben dem Ziel, „die Sexualmoral zu verheutigen“, gehe es aber auch darum, sexualisierte Gewalt zu verhindern und deren Ursachen in der Kirche zu beseitigen. „Die Ehe ist dafür kein systemischer Faktor, die Familie auch nicht“, unterstrich Mock. Der Text befasse sich vor allem mit Themen, wo es „Veränderungsbedarf gibt“.

„Katechismus gehört geändert“

Sie nannte etwa die Sicht auf Homosexualität. Die Kirche dürfe „Menschen nicht davon abhalten, ihre Sexualität zu leben“. Dass sie es tue, gelte gesellschaftlich „inzwischen als Menschenrechtsverletzung“. „Wenn der Katechismus homosexuelle Akte als Sünde bezeichnet, dann gehört er geändert“, forderte Mock.

Ziel müsse sein, den „großen Graben“ zwischen Lehre und Lebenswelt der Menschen zu schließen. Denn inzwischen werde „auch das Positive der katholischen Sexualethik nicht mehr wahrgenommen“.

Mock warb für kirchliche Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare. Wer sie segne, nehme der sakramentalen Ehe von Frau und Mann „nichts weg“. Stattdessen würde die Kirche auch das Gute in homosexuellen Beziehungen würdigen und deutlich machen, dass Gott „radikal alle Menschen“ liebt – auch in ihrer Geschlechtlichkeit.

Publizistin Strauss: Sexualmoral kann zeitgemäß sein

Ebenso auf dem Podium diskutierte die selbstständige Theologin und Publizistin („Die Tagespost“) Margarete Strauss. Sie sagte, die katholische Sexualmoral „könne zeitgemäß sein“, wenn man sich mit ihr auseinander setzen wolle. Das Konzept der zwei aufeinander bezogenen Geschlechter bleibe „zugänglich“. Den Synodal-Text wertete auch Strauss als „Bruch“ mit der derzeitigen Ethik, vor allem mit der biblischen Anthropologie.

Strauss, Mock und Zekorn äußerten sich bei einer Diskussion, die die KSHG Münster gemeinsam mit dem bundesweiten „Forum Hochschule und Kirche“ organisiert hatte. Rund 50 Menschen verfolgten die Debatte im Saal des Tita-Cory-Campus in Münster, weitere Teilnehmende waren digital zugeschaltet.

Den Abend moderierte die Theologin Margret Nemann. Aktuelle Entwicklungen zum Synodalen Weg wie der Brief dreier Kurienkardinäle und Interview-Aussagen von Papst Franziskus wurden nicht besprochen.

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