Wahlen im ganzen Oldenburger Land am 5. und 6. November

5 aus 270 Mitgliedern: Wangerooge sucht neuen Kirchenausschuss

  • Im Oldenburger Land entscheidet ein Kirchenausschuss über die Finanzen einer Pfarrei.
  • Am 5. und 6. November werden die Gremien von den erwachsenen Gemeindemitgliedern neu gewählt.
  • Ein Blick auf die kleinste Gemeinde der Region: St. Willehad Wangerooge.

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Isabelle Riegels gehört ohnehin dazu. Sie gestaltet zum Beispiel am E-Piano die Gottesdienste in St. Willehad mit. Die 33-jährige Mutter von zwei Kindern gehört zum Kern der Pfarrgemeinde auf Wangerooge. Dass Pfarrer Egbert Schlotmann sie auf eine Kandidatur für den Kirchenausschuss ansprach, hat sie nicht überrascht.

Kein Wunder auf einer Insel, auf der ohnehin nur 270 Menschen katholisch sind und etwa drei Dutzend zur klassischen Kerngemeinde zählen. „Da ist im Grund jeder irgendwie aktiv“, sagt Isabelle Riegels.

Auch mal spontane Treffen möglich

Pfarrer Egbert Schlotmann
Pfarrer Egbert Schlotmann bespricht mit dem Kirchenausschuss nicht nur die finanziellen Fragen der Pfarrgemeinde auf Wangerooge. | Foto: Michael Rottmann

Der Kirchenausschuss, der am 5. und 6. November im gesamten Offizialatsbezirk Oldenburg neu gewählt wird, spielt da eine ungewöhnliche Rolle. Er kümmert sich nicht nur wie vorgesehen um die Finanzen der Gemeinde. Auf Wangerooge gebe es schon seit Jahrzehnten keinen Pfarrgemeinderat mehr, berichtet Pfarrer Schlotmann. Da setze sich der Kirchenausschuss eben auch für alle seelsorglichen Fragen ein.

Schlotmann sucht diesen Rat nicht nur bei den offiziellen Treffen sechs Mal im Jahr. „Das kann auch schon mal spontan nach den Gottesdiensten stattfinden“, sagt er. Da gehe es dann nicht immer um Geld, sondern um die aktuellen inhaltlichen Themen von Kirche und Gemeinde.

Fast nur Frauen kandidieren

Alle Informationen zur Wahl des Kirchenausschusses am 5./6. November sind im Internet abrufbar unter deinestimme-deinekirche.de

Fünf Plätze gibt es im Kirchenausschuss auf der Insel, sieben Frauen und ein Mann kandidieren dieses Mal. Für den Pfarrer ein Zeichen für den starken Einsatz in der Gemeinde. Der war für Isabelle Riegels immer selbstverständlich. Aufgewachsen in der Pfalz, hat die gelernte Sozialpädagogin einige Jahre als hauptamtliche Vorsitzende des BDKJ im Bistum Speyer gearbeitet. Bevor sie mit ihrem Mann auf die Insel zog – in eine besonders kleine Gemeinde.

Für Isabelle Riegels ein besonderer Ansporn. Sie ist als Kirchenmusikerin aktiv. Deshalb war sie in der vorigen Amtszeit des Kirchenausschusses auch in finanzielle Fragen eingebunden, ohne dort Mitglied zu sein. Für ein neues E-Piano habe man gut 25.000 Euro gebraucht; mit Benefizkonzerten, Spendensammlungen und Basaren habe man die Summe schließlich zusammenbekommen.

Kirchenausschuss entscheidet in Personalfragen

Isabelle Riegels
Isabelle Riegels kandiert mit sieben anderen Gemeindemitgliedern für einen der fünf Sitze im Kirchenausschuss. | Foto: privat

Isabelle Riegels hofft, dass sie gewählt wird. Und sie weiß, dass sie dann mehr Verantwortung tragen muss. Denn der Kirchenausschuss ist zugleich der Dienstvorgesetzte der kirchlichen Angestellten. In großen Gemeinden mit mehreren Kindergärten können das über 100 sein. Auf Wangerooge geht es um einige wenige in Küchen- und Reinigungsdienst von Haus Ansgar, einem Begegnungshaus der Gemeinde.

Dort Personal zu finden und auch zu halten, das sei nicht einfach zurzeit. Die Wohnungslage und die hohen Lebenskosten auf der Insel nennt Isabelle Riegels als mögliche Probleme.

Urlauber bestimmen den Alltag der Gemeinde

Probleme, die nur die Einheimischen kennen. Wangerooge ist sonst nämlich ein besonders gefragter Urlaubsort. Bei den Gottesdiensten in St. Willehad sei die Kerngemeinde deshalb nur selten unter sich, berichtet Pfarrer Schlotmann. Meistens besuchen 300 oder 400 Menschen sonntags die Kirche.

Der Kirchenausschuss von Wangerooge entscheidet also auch für mehr als zehn Mal so viele Katholiken, als überhaupt auf der Insel leben.

Der Kirchenausschuss entscheidet über die laufenden Finanzmittel einer Pfarrei und stellt dafür einen Jahreshaushalt auf. Daneben gehören die Liegenschaften der Gemeinde und Personalangelegenheiten zu seinen Aufgaben. In Abstimmung mit dem Bischöflichen Offizialat Vechta verantwortet er auch Baumaßnahmen. Er wird alle vier Jahre neu gewählt. Es gibt eine Sonderregel gegenüber dem Kirchenvorstand in Nordrhein-Westfalen. Nach dem eigenen Kirchenrecht im oldenburgischen Bistumsteil ist der Pfarrer zwar Vorsitzender des Kirchenausschusses. Der kann den Vorsitz aber auch an Laien abgeben, wenn der Offizial in Vechta zustimmt.

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