Themenwoche: Auf dem Weg zur 72-Stunden-Aktion (4)

72-Stunden-Aktion: Diese Frauen haben das Jugend-Event „erfunden“

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Die oldenburgische KLJB hat 1993 erstmals eine regionale 72-Stunden-Aktion veranstaltet. Die Idee dazu entstand beim Kaffeetrinken in Vechta.

„Der Raum hier war vorher nur der Dachboden des Pfarrheims“, sagt Maria König, „überhaupt nicht ausgebaut.“ Wo heute ein Kickertisch steht, Sofas zum Ausruhen einladen, eine Küchenzeile und sogar Heizkörper eingebaut sind – da konnte die St.-Marien-Pfarrei im oldenburgischen Friesoythe (Kreis Cloppenburg) bis zum 23. Mai 1993 höchstens Material lagern.

Bis zu dem Wochenende, das als Geburtsstunde des Projekts gilt, dessen Erfolgsgeschichte mit der ersten regionalen Aktion im Oldenburger Land begann und an dem sich zuletzt 160.000 junge Leute aus Deutschland, Europa und darüber hinaus beteiligt haben. Der Name: 72-Stunden-Aktion.

Projekte, die der Gemeinschaft dienen

Bei einem Kaffeetrinken im Jahr zuvor hatten drei junge Frauen aus der Spitze der oldenburgischen Landes-KLJB die Idee zu dem Projekt entwickelt. Heute sitzen Rita Schute, Mechthild Tepe und Maria König wieder zusammen und erinnern sich. Wie sie eine ARD-Fernseh-Show mit Namen „Jetzt oder nie“ auf die Idee brachte: Landjugendgruppen dazu zu bewegen, sich für andere einzusetzen.

„Wir hatten nach etwas gesucht, mit dem man möglichst viele Jugendliche aktivieren kann“, sagt Mechthild Tepe. „Im Nachhinein haben wir gemerkt, dass wir nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Eltern und auch noch andere dazu gebracht haben, das Ganze zu unterstützen.“ Dabei sei auch das Bewusstsein gestärkt worden, „dass man gemeinsam etwas schaffen kann“, ergänzt Maria König. „Und alles für Projekte, die der Gemeinschaft dienen“, fügt Rita Schute an.

Dachboden-Ausbau – na klar!

Den Dachboden des Friesoyther Pfarrheims ausbauen – das war nur eine von etwa 40 Aufgaben bei der Premiere 1993. Damals war das Ganze noch auf das Oldenburger Land beschränkt. Wie alle anderen Gruppen bekamen auch die Friesoyther Landjugendlichen erst donnerstagsabends vom KLJB-Landesvorstand ihre bis zuletzt geheim gehaltene Herausforderung präsentiert. Von da an hatten sie 72 Stunden Zeit, Material zu besorgen, Sponsoren zu suchen und den Ausbau des Dachbodens zu organisieren. Und wie alle anderen Gruppen damals schaffte die 40-köpfige Gruppe es am Ende auch.

Einen Grillplatz errichten, einen Spielplatz bauen, den Dorfplatz verschönern, einen Gartenteich im Altenheim anlegen – das waren nur einige der Aufgaben bei der ersten Auflage der 72-Stunden-Aktion. Rund tausend Jugendliche hatte die Landjugend damals auf die Beine gebracht. „Und das ohne Handy oder Whatsapp“, sagt Rita Schute lächelnd.

Projekt mit nachhaltigem Erfolg

Auch nach dreißig Jahren wird der ehemalige Dachboden im Pfarrheim Franziskushaus noch genutzt. Und er heißt immer noch „72-Stunden-Raum“. Bei einer späteren Aktion im Jahr 2012 kamen unter anderem weitere Dachfenster und eine Küchenzeile hinein. An einer Wand prangt das Logo des Projekts.

Den nachhaltigen Erfolg ihrer Idee – mittlerweile ist die 72-Stunden-Aktion ein Projekt des BDKJ – sogar in anderen Länder Europas und darüber hinaus sehen die drei „Erfinderinnen“ mit Freude. „Zu erleben, welche Ausmaße die Aktion am Ende genommen hat und dass sie auch heute noch junge Leute auf die Beine bringt“, sagt Maria König.

Zum Abschluss spielte das Blasorchester

An den Abschluss der ersten Aktion in Friesoythe erinnert sie sich noch gut. „Damals war eine große Dankbarkeit zu spüren.“ Der neue Gemeinderaum im Dachboden konnte pünktlich am Sonntagabend gesegnet werden. Auch das Kolping-Blasorchester habe damals gespielt.

„Natürlich freut man sich, dass sich aus so einer kleinen Idee so etwas Großes entwickelt“, sagt Mechthild Tepe. „Dass mittlerweile so viele Menschen an etwas teilnehmen, nur weil man einmal gemeinsam Kaffee getrunken hat. Das ist eine Erfahrung fürs Leben.“

Ein bisschen Stolz

Maria König lächelt und ergänzt: „Sicher, die Idee ist dabei entstanden. Da darf man auch ein bisschen stolz drauf sein. Aber die Jugendlichen selbst, auch die tausend, die beim Start schon dabei waren, haben die Aktion erst zu dem gemacht, was heute daraus geworden ist.“

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