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Zwei Wünsche prägen das Wort von Bischof Felix Genn aus Münster zur Fastenzeit 2022. Er erhofft Frieden in der Ukraine und eine Kultur des besseren Zuhörens, auch in der Kirche. Und er mahnt: „Es muss um die Menschen gehen, nicht um die Institution Kirche und deren Glaubwürdigkeit.“
Zwei Wünsche prägen das Wort von Bischof Felix Genn aus Münster zur Fastenzeit 2022. Es wird im Bistum in allen Gottesdiensten zum ersten Fastensonntag, 6. März, verlesen. Der Bischof bringt seine Hoffnung auf Frieden in der Ukraine zum Ausdruck und spricht sich für eine Kultur des besseren Zuhörens aus, auch in der Kirche.
Sein „erster Gedanke“ gelte den Menschen in der von Russland angegriffenen Ukraine, die „Opfer eines Despoten“ seien, schreibt Genn, ohne Präsident Wladimir Putin zu nennen. Zugleich wünscht der Bischof sich „eine neue Friedensbewegung in allen Ländern guten Willens, die den Despoten unserer Zeit deutlich macht: Nicht Gewalt, Krieg und Terror werden das letzte Wort haben, sondern Friedfertigkeit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe“. Dazu müssten auch die Christen ihre Stimme erheben und dies nicht nur den politisch Verantwortlichen überlassen.
„Beim Hören in den anderen hineinbegeben“
Das Wort des Bischofs im Wortlaut.
Für Gesellschaft und Kirche mahnt der Bischof die Kunst des Zuhörens an. Er erlebe auch selbst, dass er sich schon beim ersten Hören eine Meinung bilde und überlege, was er dem Gegenüber erwidern könne. Notwendig sei allerdings, sich beim Hören „in den anderen hineinzubegeben“.
Wer so die Meinung des anderen „rette“, ernst nehme und nicht verdamme, „führt zusammen, löst Blockaden, begibt sich mit dem anderen auf einen gemeinsamen Weg, um eine Lösung zu finden“. Ein solches Zuhören sei eine Aufgabe für die Fastenzeit und darüber hinaus.
„Es geht um die Menschen – nicht um die Institution Kirche“
Das gelte auch in der aktuellen Situation der katholischen Kirche. Viele Christinnen und Christen seien „zu Recht zutiefst enttäuscht und wütend über das Verhalten von kirchlichen Verantwortungsträgern“; viele Menschen hätten die Kirche verlassen oder dächten über einen Austritt nach. Gerade mit Blick auf Fälle sexualisierter Gewalt gelte, dass Verantwortliche „weggeschaut und vertuscht haben und die Opfer nicht im Blick hatten“, schreibt Genn.
Christinnen und Christen müsse es „um die Menschen gehen, nicht um die Institution Kirche und deren Glaubwürdigkeit“, mahnt der Bischof. Er verweist auch auf die Aktion #OutInChurch, bei der sich Mitarbeitende der katholischen Kirche auch im Bistum Münster als nicht heterosexuell veranlagt geoutet hatten. Queere Menschen hätten unter Moralvorstellungen gelitten, „die ihnen von der Kirche vorgelegt wurden“, schreibt der Bischof.