Kirchenvertreter kontern Forderung des Unionsfraktionschefs im Bundestag

Brinkhaus: Kirchen sollen Gottesdienste wegen Pandemie überdenken

  • Vor Gesprächen von Bundeskanzlerin und Länderchefs über einen harten Lockdown fordert Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) die Kirchen auf, ihre Gottesdienste wegen der Pandemie-Entwicklung zu überdenken.
  • Dagegen halten das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der rheinische Präses Manfred Rekowski Präsenzgottesdienste für verantwortbar und möglich.
  • Auch die Nationale Akademie der Wissenschaften hatte zwar einen Lockdown empfohlen, hielt Gottesdienste aber für unbedenklich und die Hygiene-Maßnahmen der Kirche für vorbildlich.

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Angesichts der steigenden Corona-Zahlen wird auch über Gottesdienste an Weihnachten diskutiert. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) forderte die Kirchen am Wochenende auf, ihre Gottesdienste wegen der Pandemie-Entwicklung zu überdenken. Dagegen halten das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der rheinische Präses Manfred Rekowski Präsenzgottesdienste für verantwortbar und möglich.

Brinkhaus appellierte in der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag) an die Einsicht der Kirchen, „die kirchlichen Veranstaltungen so weit wie möglich zurückzufahren und nach Alternativen zu suchen, um die Gläubigen keinem Risiko auszusetzen“. Gegebenenfalls müsse „aber auch noch auf dem Verordnungsweg nachgesteuert werden“. Weihnachten falle im übrigen nie aus, sagte der Christdemokrat: „Die Freude über die Geburt Jesu bleibt bei allen Christen unabhängig davon, wie wir es feiern können.“

 

Sternberg setzt auf Kreativität

 

Dagegen sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstag): „Mit Abstandsgebot, Meldepflicht, Desinfektion und Rücksicht sind Gottesdienste geplant und möglich.“ Denkbar sei, den Gesang dabei grundsätzlich zu untersagen. Weihnachten ohne Kirchgang sei für viele Menschen kaum vorstellbar, sagte Sternberg.

„Und doch wird es für besonders Gefährdete und die, die keinen Platz in den Gottesdiensten erhalten, zur Realität.“ Der Präsident der katholischen Laienorganisation setzt deshalb auch auf einfallsreiche Alternativen: „Das Fest kann Kreativität freisetzen mit Hausgottesdiensten, Gebeten, Gesang im Freien und anderem mehr.“

 

Rekowski: In Kirchen „fast wie ein Einsiedler“

 

Präses Rekowski wies darauf hin, dass die Kirchengemeinden mit viel Fantasie Gottesdienstformate entwickelt hätten, „die es ermöglichen, Weihnachten unter besonderen Umständen so risikoarm wie möglich zu feiern“. Angesichts der aktuellen Entwicklung der Infektionszahlen würden diese sorgfältigen Planungen in den kommenden Tagen immer wieder überprüft und gegebenenfalls verändert, schreibt der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland in seinem Präses-Blog.

Möglich seien Gottesdienste im Freien, mit wenigen Teilnehmern und kurzer Dauer in Kirchen oder auch als Online-Veranstaltung. Wegen penibel umgesetzter Hygienekonzepte fühle man sich derzeit in einem Gottesdienst verglichen mit den Erfahrungen beim Einkaufen in einer Fußgängerzone „fast wie ein Einsiedler“.

 

Leopoldina: Keine Einschränkungen in Kirchen nötig

 

Die Nationale Akademie der Wissenschaften hatte in der vergangenen Woche zwar einen harten Lockdown empfohlen, sieht jedoch keine Notwendigkeit zu weiteren Einschränkungen von Gottesdiensten zur Weihnachtszeit. „Die beiden großen Kirchen gehören zu den besonders regelkonformen Institutionen mit Blick auf die Einhaltung der coronabedingten Abstands- und Hygieneauflagen“, sagte Akademie-Mitglied Christoph Markschies am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sie hätten meistens vorbildlich gehandelt.

Münsters Generalvikar Klaus Winterkamp hatte am 1. Dezember im Gespräch mit "Kirche-und-Leben.de" auf das Recht der Freiheit auf Religionsausübung verwiesen und keine Bedenken bezüglich Gottesdiensten an Weihnachten unter den gegebenen Corona-Regeln geäußert. "Seit dem 1. Mai freiern wir wieder Gottesdienste in unseren Kirchen. Mir ist kein einziger Fall bekannt, bei dem sich jemand durch die Teilnahme an einem Gottesdienst ausgelöst infiziert hätte."

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