Präsidentin Welskop-Deffaa nach Besuch im Ahrtal

Caritas zur Flutkatastrophe: Staatshilfen erreichen Opfer zu langsam

  • Nach der Hochwasserkatastrophe im Juli würden Anträge von Betroffenen von den Behörden zu langsam bearbeitet.
  • Diese Kritik äußerte Caritaspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa nach einem Besuch im Ahrtal.
  • Die Caritas stellt nach eigenen Angaben 20 Millionen Euro bereit.

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Caritaspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa fordert die Behörden auf, Anträge von Betroffenen der Hochwasserkatastrophe im Juli schneller zu bearbeiten. „Die versprochenen staatlichen Hilfen laufen zu langsam an“, kritisierte sie am Donnerstag nach einem Besuch im Ahrtal in einem Online-Pressegespräch.

Von den Ortscaritasverbänden höre sie, dass die staatlichen Stellen derzeit „an vielen Stellen unverständlich langsam“ arbeiteten. So gebe es beispielsweise mit Blick auf die große Zahl betroffener Haushalte zu wenige Gutachter. In der Folge verzögerten sich grundsätzliche Entscheidungen, es fehle Planungssicherheit. Auch seien die Verfahren sehr bürokratisch.

Caritas gibt 20 Millionen Euro

Die Caritas stellt den Angaben zufolge 20 Millionen Euro für den Wiederaufbau von Wohnraum zur Verfügung. Diese Gelder können demnach nur ausbezahlt werden, wenn Versicherungs- und staatliche Gelder bereits geflossen sind. „Viele Familien leben noch immer in Provisorien und merken im Corona-Winter 2022 besonders schmerzhaft, was ihnen alles geraubt wurde“, sagte Welskop-Deffaa.

Bislang unterstützte die Caritas Flutbetroffene eigenen Angaben zufolge mit neun Millionen Euro. Davon flossen sechs Millionen Euro in Soforthilfen, beispielsweise für Waschmaschinen oder Kühlschränke. Drei Millionen Euro entfallen auf psychosoziale Angebote.

Klimakrise weltweit sichtbar

Welskop-Deffaa verwies auf zahlreiche weitere Naturkatastrophen weltweit, die sich in etwa zeitgleich zum Hochwasser in Deutschland ereignet hatten. „Wetter- und Naturkatastrophen nehmen als direkte Folge der Klimakrise seit Jahren weltweit zu, kein Teil der Erde bleibt davon verschont – während Deutschland überflutet war, gingen in Kanada Dörfer in Flammen auf, derzeit steht Brasilien unter Wasser“, sagte die Caritaspräsidentin. Sie sprach von einer „Veralltäglichung von Katastrophen“, die nicht zum Motor einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ werden dürfe und forderte, dem eine „Globalisierung der Solidarität“ entgegenzustellen. Die Klimakrise müsse entschärft werden.

Bei der Flutkatastrophe im Juli kamen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mehr als 180 Menschen ums Leben. Von den 134 Todesopfern in Rheinland-Pfalz starben die meisten im Ahrtal. Die Flut zerstörte und beschädigte in den betroffenen Gebieten tausende Häuser und weite Teile der Infrastruktur.

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