Kommentar von Jens Joest zu politischen Lehren aus der Pandemie

Corona: Populisten gefährden Menschenleben

Das Handeln von Donald Trump in den USA und Jair Bolsonaro in Brasilien in Corona-Zeiten zeigt, wie lebensgefährlich es ist, Populisten Verantwortung zu übertragen, meint Jens Joest in seinem Kommentar.

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Populistische Parteien halten sich für die volksnähere Regierungs-Alternative. Doch das Handeln von Donald Trump in den USA und Jair Bolsonaro in Brasilien zeigt, wie gefährlich es ist, Populisten Verantwortung zu übertragen, meint Jens Joest in seinem Kommentar.

Der „Gründungsmythos“ populistischer Parteien lautet: Die anderen können es nicht; wir hören auch jene, deren Sorgen niemand ernst nimmt, und haben die besseren Ideen. Corona entlarvt diesen Mythos als tödliche Lüge.

Beispiel 1: Donald Trump. Nicht „America first“ ist Programm des US-Präsidenten, sondern „Trump first“ ist sein einziger Inhalt. Für seine Wiederwahl geht er über Leichen. Über die Leichen derer, die an Covid-19 sterben. Auch, weil Trump nichts Eiligeres zu tun hatte, als Reformen im Bereich Krankenversicherung zu blockieren. Und über die Leichen derer, die durch rassistische Polizeigewalt ums Leben kommen.

 

Christliche Nächstenliebe allenfalls fürs Foto

 

Mitgefühl? Christliche Nächstenliebe? Nur, falls es zufällig in die Kürze einer Twitter-Botschaft passt. Und wenn gerade eine Bibel zur Hand ist, inszeniert der Präsident ein Foto vor einer Kirche. Das ist sogar vielen Evangelikalen peinlich – 2016 noch unter Trumps treuesten Wählern.

Beispiel 2: Jair Bolsonaro. Der brasilianische Präsident wuchs katholisch auf und ließ sich vor einigen Jahren in einer evangelikalen Mega-Kirche segnen. Corona überfordert nicht nur Brasiliens Gesundheitssystem, sondern auch den Präsidenten. Ginge es nach ihm, würden keine Infektionszahlen veröffentlicht, weil sie angeblich falsch gemeldet werden. Damit hat Bolsonaro ziemlich sicher sogar Recht – die Zahlen werden viel höher liegen.

 

Verdrängung der Wirklichkeit

 

Trump hat „Fake News“ und politische Angriffe zum Handlungsprinzip gemacht. Angesichts von Massenprotesten gegen Rassismus faselt er, sie seien von der linken „Antifa“ gesteuert; deshalb erkläre er diese zur terroristischen Organisation.

Und Bolsonaro versucht, die unangenehme Wirklichkeit zu verdrängen. Lokalen Politikern, die versuchen, Menschen konkret zu helfen, wirft er Profilierungssucht vor.

 

Hoffnung für Deutschland

 

Nicht nur in Krisen ist es Aufgabe von Politikern, zumal von christlichen, zum Wohl der Menschen zu handeln. Populisten wie Trump und Bolsonaro versagen in einer Weise, die Leben gefährdet.

In Deutschland ist in der Pandemie der Zuspruch für etablierte Parteien gewachsen. Ein Indiz für die Einsicht der Wähler, dass Schreihälse verzichtbar sind.

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