Eine kleine Reise durchs kölsche Liedgut

Der liebe Gott und der Kölner Karneval - das gehört zusammen

  • Kirche, Kölsch, Karneval – das gehört zusammen.
  • Und ihren Dom besingen die Kölner am liebsten.
  • Doch auch der Allmächtige kommt nicht zu kurz.

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Die rheinische Gottheit mit nur einem Buchstaben heißt in Köln einfach nur „J“. Wenn Hunderttausende in diesen Tagen in Köln die fünfte Jahreszeit, das Hochfest Karneval, feiern, darf der Allmächtige natürlich nicht fehlen – davon zeugen auch unzählige Lieder, die auf den Straßen und in den Kneipen mal inniglich gesungen, mal exaltierend gegrölt werden.

Aber zurück zum Anfang. Das kölsche Buch Genesis, also die stadteigene Schöpfungserzählung, ist datiert auf das Jahr 1983. Es wurde niedergeschrieben von der Band Bläck Fööss und trägt den Titel „Dat Wasser vun Kölle“, also „Das Wasser von Köln“. Und darin ist zu hören, wie der Vater im Himmel die Welt und Köln zu ihrer schönsten Stadt gemacht hat. Die Kölner sollten dort feiern und singen dürfen, so viel sie wollen, den Ort aber auch in Ehren halten. Scheinbar kam es dabei jedoch zu dem ein oder anderen Sündenfall, und die Trinkwasserqualität in der Domstadt lässt zu wünschen übrig. Und nun flehen die Kölner ihren Gott um das gute Wasser von Köln an, damit sie morgen nicht schon vor der Himmelstür stehen müssen.

Mit 4711 getauft

Noch ein weiteres Wasser ist für den Kölner sehr entscheidend – das fließt zwar nicht den Rhein herunter, für eine Taufe auf die Domstadt ist es aber unerlässlich. Davon kündet die Mundart-Band Klüngelköpp mit „Jedäuf met 4711“ („Getauft mit 4711“). Die Kölner sind, so weiß es der aufmerksame Zuhörer, getauft mit dem nach Großmutters rosa gefliester Gästetoilette riechenden Traditionswasser, dem Kölnisch Wasser.

Nicht nur das Sakrament der Taufe empfangen, sondern gar zum Weihbischof geweiht werden, davon träumen die Bläck Fööss. In dem Lied, das auf Hochdeutsch zu übersetzen ist mit „Ich wäre so gerne einmal Weihbischof“, singen sie davon, wie sie dann unterm Baldachin spazieren, Weihwasser spritzen und bei allen Einweihungsfesten gut essen würden. Verlockend, wäre bloß der Zölibat nicht.

Ne kölsche Jung

Denn „Liebe, Sünde, Leidenschaft“, das ist die Welt der Kölner, wenn man auf die Band Höhner hört. Und die verraten in dem Song „Der liebe Gott weiß, dass ich kein Engel bin“, dass die Laster gar nicht so dramatisch sind. Ein kleiner Teufel steckt in jedem drin, weiß die Band. Und ist zudem gewiss: Die Sache mit dem Himmel wird trotzdem irgendwie klappen.

Ein weiterer Urtext der Domstadt wurde von Fritz Weber geschrieben, ihn haben Kölner Legenden wie Hans Süper und Willy Millowitsch zum Besten gegeben. „Ich bin ne kölsche Jung“ singen sie und sind sich sicher, dass sie deswegen auch in den Himmel kommen werden. An der Himmelstür müssen sie einfach nur dem Petrus ein „Kölle Alaaf“ entgegenschmettern.

„Viva Colonia“ ein echter Klassiker

Brücken in den Himmel schlägt auch die Band Kasalla, die mit „Alle Jläser huh“ (Alle Gläser hoch) die Getränke auf Liebe, Leben, Freiheit und Tod hochstreckt zu denen, mit denen man nicht mehr gemeinsam an der Theke sitzen kann. Auf der Wolke wird geschunkelt und mitgesungen.

Die kölschen Musikgruppen stellen immer wieder klar, dass der Kölsche an sich eng mit Kirche ist: Laut der Band Brings singen alle das Liedchen „Halleluja“ – das hilft in jeder Lebenslage. Und der Kölner Gassenhauer „Viva Colonia“ von den Höhnern, Orgelintro inklusive, fasst die kölsche Identität wie folgt zusammen: „Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust. Wir glauben an den lieben Gott und ham'n auch immer Durst – Da simmer dabei!“

Kölner Dom ist viel besungen

Apropos Zuneigung – „Liebe gewinnt“ heißt ein musikalisches Plädoyer der Brings. Vor zwei Jahren legten sie ihren Hit noch einmal neu auf, um damit Segnungsfeiern homosexueller Paare in der katholischen Kirche zu unterstützen.

Die schönste aller dieser Kirchen, das ist laut Bläck Fööss natürlich der Kölner Dom. Besungen in unzähligen Liedern vom Klassiker „Mer losse de Dom in Kölle“ bis zum nagelneuen Ohrwurm von der „Ahl Kapell am Rocalliplatz“. Dort klingen die Glocken so herrlich wie nirgends sonst auf der Welt, singen sie. Und wenn er die zwei Türme sieht, weiß der Kölner: Jetzt ist er zu Haus – da kriegt ihn auch kein Teufel mehr raus.

Und zu guter Letzt: „Unsere Stammbaum“, erneut aus der Feder der Bläck Fööss, ist eine der großen Hymnen der Jecken, die nicht nur im Karneval, sondern das ganze Jahr hindurch gesungen wird. Das Motto: Egal, wo du auch herkommst, wenn du Kölner sein willst, bist du einer von uns, denn: Wir alle sind nur Menschen – und vorm Herrgott sind wir sowieso gleich.

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