Was Verbände fordern, was die Kirche lehrt, was Bischöfe denken

Frauen als Diakoninnen? - Neun Fragen und Antworten

Zum „Tag der Diakonin“ am 29. April fordern Verbände die Zulassung von Frauen zu dieser Weihe. Papst Franziskus hat abermals eine Kommission einberufen. Wie ist die Situation? Und was kann sich ändern? Ein Überblick.

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Können Frauen in der katholischen Kirche zu Diakoninnen geweiht werden? Zum „Tag der Diakonin“ am 29. April wird diese Forderung einmal mehr laut. Außerdem hat Papst Franziskus vor kurzem abermals eine Theologen-Kommission zu dem Thema einberufen. Wie ist die Situation? Und was kann sich ändern? Ein Überblick zu den Hintergründen:

 

Was sind Diakone?

 

Das Diakonen-Amt ist eines der ältesten der katholischen Kirche. Der griechische Begriff „diakonos“ bedeutet Diener oder Helfer. In den ersten Jahrhunderten wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs. Ab dem fünften Jahrhundert wurde die Diakonenweihe zur Durchgangsstufe auf dem Weg zur Priesterweihe. Die dritte Stufe ist die Bischofsweihe. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) belebte das Diakonat neu. Seit 1968 können verheiratete wie unverheiratete Männer zu sogenannten Ständigen Diakonen geweiht werden; sie streben also kein Priesteramt an.

 

Was machen Diakone?

 

Ständige Diakone dürfen unter anderem taufen, Wortgottesdienste leiten und predigen, auch in der Messfeier. Sie dürfen Trauungen leiten und beerdigen, nicht aber die Messe feiern oder Beichte hören. Derzeit gibt es in Deutschland knapp 3.300 Ständige Diakone, weltweit rund 47.000 in 130 Ländern.

 

Und was ist mit Diakoninnen?

 

Weil Frauen nicht katholische Priesterinnen werden dürfen, ist ihnen auch die Weihe zur Diakonin verwehrt, solange diese als erste Stufe des Weiheamts angesehen wird und damit als untrennbar verbunden mit dem Priesteramt.

 

Aber gab es nicht in der frühen Christenheit Diakoninnen?

 

In der frühen Kirche waren Frauen, die heute manchmal als Diakoninnen bezeichnet werden, in speziellen Diensten tätig, etwa in der Glaubensunterweisung, der Armenfürsorge und bei seelsorglichen oder liturgischen Handlungen an anderen Frauen. Nach Ansicht vieler Experten war dieses Amt aber kein Weiheamt. Allerdings ist dies nicht endgültig erforscht, weshalb Papst Franziskus 2016 eine erste und kurz vor Ostern eine zweite Kommission zum Thema Frauendiakonat berufen hat. Auch unter Johannes Paul II. hatte es bereits eine Prüfung gegeben. Bei den Studien ging es, wie immer wieder betont wurde, um die Klärung historischer Fakten, nicht um eine Entscheidung für ein künftiges Amt.

 

Wo steht die Kommissionsarbeit?

 

Im Mai 2019 erklärte der Papst, die 2016 eingesetzte Kommission habe zu keinem einhelligen Ergebnis gefunden. Der neue Ausschuss muss seine Arbeit erst noch aufnehmen. Unter den Mitgliedern - fünf Frauen und fünf Männer - sind auch erklärte Gegner von Weiheämtern für Frauen.

 

Was fordern katholische Verbände?

 

Zum „Tag der Diakonin“, der seit 1997 jährlich am 29. April begangen wird, bekräftigen neben anderen die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD), der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), das Netzwerk Diakonat der Frau und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ihre Forderungen nach einem Frauendiakonat. „Frauen halten das soziale und mitmenschliche Leben aufrecht. Das zeigt sich gerade eindrücklich in der Corona-Krise“, heißt es in einer aktuellen gemeinsamen Erklärung: „Fakt ist: Frauen verleihen der Botschaft Jesu Christi auf vielfältige Weise Gesicht, Hand und Fuß. Deshalb sollten sie zu Diakoninnen geweiht werden können, denn sie wirken als authentische Glaubenszeuginnen in einer lebendigen Kirche.“

Zumindest als eigenständiges Amt soll das Diakonat eingeführt werden, viele wünschen sich aber auch die Weihe von Priesterinnen. Nach Ansicht von kfd-Vize Agnes Wuckelt könnte der Papst sagen: „Wenn es für Amazonien, wenn es für Afrika, wenn es für die deutsche, österreichische oder schweizerische Kirche einen pastoralen Sinn macht, dann soll es den Frauendiakonat dort geben.“

 

Bekommen diese Forderungen Unterstützung von Bischöfen?

 

In Deutschland und einigen anderen Ländern ja. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hält eine Sondererlaubnis für den Frauendiakonat für nicht ausgeschlossen. Er sagte, er nehme es ernst, „dass der Ausschluss der Frauen von Weiheämtern als grundlegend ungerecht und unangemessen wahrgenommen wird in einer gesellschaftlichen Umgebung, die Frauen und Männer lange schon in ihren Rechten gleichstellt“.

Auch die Bischöfe Franz-Josef Overbeck (Essen), Franz-Josef Bode (Osnabrück), Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) und Kardinal Christoph Schönborn (Wien) haben sich in letzter Zeit offen für die Diakonenweihe von Frauen ausgesprochen.

 

Warum berufen sich manche Befürworter auf Benedikt XVI.?

 

Sie haben dabei vor allem ein Schreiben des damaligen Papstes von 2009 im Blick. Darin hatte er deutliche Abstufungen betont zwischen dem Diakonenamt und denen des Bischofs und des Priesters. Dies wird oft als Absage an die Einheit des Weiheamts aufgefasst und als Spielraum für ein eigenes Amt einer Diakonin.

 

Und was sagt Papst Franziskus?

 

Er spricht sich zwar immer wieder für eine stärkere Beteiligung von Frauen aus, lehnt aber bisher Weiheämter für Frauen ab. Wer die Mitwirkung von Frauen in der Kirche nur mit der Zulassung zur Weihe stärken wolle, greife zu kurz und „klerikalisiere“ Frauen, schrieb er in seinem Schreiben zur Amazonas-Synode. Bei dem Bischofstreffen Ende Oktober war mehrfach die Forderung nach einem Diakonat für Frauen erhoben worden. Franziskus griff diese Anregung nicht unmittelbar auf, setzte aber wenig später die neue Kommission zu dem Thema ein.

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