Die großen Umzüge im Bistum Münster mussten abgesagt werden

In Sonsbeck gibt es viele Corona-Alternativen zum Martinsumzug

  • Wegen der Hygiene- und Abstandsvorgaben wurden die großen Martinsumzüge im Bistum Münster abgesagt.
  • Überall entstehen Alternativen zu den traditionellen Feiern am 11. November.
  • In Martinsfest-Hochburg Sonsbeck ersetzen viele kleine Besuche und Aktionen das große Fest. 

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Es ist der absolute Höhepunkt im niederrheinischen Sonsbeck. „Noch größer als die Kirmes und das Schützenfest“, sagt Johannes Jansen. Als Vorsitzender des örtlichen St.-Martin-Vereins muss er es wissen. Wenn sich jedes Jahr zum 11. November 2500 Menschen zum Umzug aufmachen, gibt es kaum Einrichtungen, Initiativen, Gruppen, Verbände oder Vereine in dem 9000-Einwohner-Ort, die nicht mitziehen. Dieses Jahr kann sich aber keiner auf den Weg machen – Corona verhindert das.

Grundsätzlich hat das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium zwar Umzüge erlaubt. Aber unter Auflagen, die nicht nur in Sonsbeck Probleme bereiten. „Ab 300 Teilnehmern muss ein Hygienekonzept aufgestellt und müssen Abstandsregeln kontrolliert werden“, sagt Jansen. „Bei so vielen Menschen ist das in der Dunkelheit nicht zu schaffen.“ Zudem sind die Vorgaben immer nur auf Sicht gefahren. „Wer weiß, wie die Situation in einigen Wochen aussieht?“ Fast alle größeren Umzüge in NRW wurden deshalb abgesagt. Überall entstehen pandemie-gerechte Alternativen.

 

Frühe Absage, um neu planen zu können

 

Die Vorbereitungen für den großen Tag in Sonsbeck laufen immer früh an: Spenden werden gesammelt, die Musikkapellen üben, das Programm wird organisiert. Die Kinder in den Kindergärten und Schulen basteln Laternen und beschäftigen sich mit der Geschichte des heiligen Martins. „Wenn wir das in der derzeitigen Situation alles hätten laufen lassen, wäre bei einer plötzlichen Absage die Enttäuschung groß gewesen“, sagt Jansen. Der Vorstand des Vereins entschloss sich deshalb schon vor Wochen, ein Ersatzprogramm auf die Beine zu stellen.

Keine Fackelträger, keine Blaskapellen, kein Pferd mit St. Martin, keine Kinder-Spaliere mit selbstgebastelten Laternen, keine Aufführung der Bettlerszene am lodernden Lagerfeuer – und das, obwohl der Umzug in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum feiern könnte. Die Trauer könnte groß sein in Sonsbeck. Ist sie aber nicht. Denn die Alternativen können sich sehen lassen.

 

Weckmänner statt bunte Tüten

 

Der St.-Martin-Verein in Sonsbeck begann früh mit den Plänen für Alternativen (von links): Birgit Enters, Johannes Jansen, Stefan Vermöhlen aus dem Vereinsvortand mit Marita Gesthuesen aus der Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena und dem Martin-Darsteller Matthias Brockmann. | Foto: Michael Bönte
Der St.-Martin-Verein in Sonsbeck begann früh mit den Plänen für Alternativen (von links): Birgit Enters, Johannes Jansen, Stefan Vermöhlen aus dem Vereinsvortand mit Marita Gesthuesen aus der Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena und dem Martin-Darsteller Matthias Brockmann. | Foto: Michael Bönte

„Für die 1300 Tüten mit Süßigkeiten und Obst gibt es Ersatz“, nennt Jansen das für die Kinder wohl Wichtigste zuerst. „Es wird Weckmänner geben.“ Das Milchgebäck ist hygienisch gut zu verpacken und mindestens genauso beliebt wie Schokolade und Mandarinen. 50 etwas größere Ehren-Weckmännner gehen an die über 90-Jährigen im Ort, die noch daheim leben. „Unsere Besuche bei ihnen haben eine lange Tradition.“

Es sind in diesem Jahr viele kleine Besuche, die den großen gemeinsamen Zug ersetzen werden. Neben Altenheimen, dem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen wird der heilige Martin auch in den Kindergärten und Schulen vorbeischauen. „Das ist schon eine Menge Mehr-Aufwand“, sagt Matthias Brockmann, der seit sechs Jahren den Soldaten hoch zu Ross mimt. Wie genau die Besuche über die Bühne gehen können, hängt letztlich von der Pandemie-Lage im November ab. „Vielleicht können wir im Altenpflegeheim nur die Weckmänner vor die Tür stellen und ein Ständchen bringen.“

 

Singen vor dem Altenheim

 

Zum Singen ruft auch die Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena auf. Sie wird die Angebote des St.-Martin-Vereins ergänzen. „Rund um das Altenheim werden wir Sing-Points einrichten, an denen Lieder für die Bewohner gesungen werden können“, sagt die Vorsitzende des Pfarreirates, Marita Gesthuesen. Und das nicht nur am Martinstag, sondern auch an den folgenden vier Tagen. In dieser Zeit sind die Sonsbecker aufgerufen, ihre Fenster zum Thema St. Martin zu schmücken und in kleinen Nachbarschaftsgruppen mit Laternen durch den Ort zu ziehen.

Von einem Ausfall des Festes ist man in Sonsbeck also weit entfernt. „Das stand nie zur Debatte“, sagt Gesthuesen. „Dafür ist die Botschaft des heiligen Martins, sich für Menschen in Not einzusetzen, gerade in Corona-Zeiten und in der aktuellen Flüchtlingssituation viel zu aktuell.“ Sie kann sich gut vorstellen, dass einige Ideen von dem diesjährigen besonderen Martinsfest zu neuen Traditionen in Sonsbeck werden.

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