„Für wen bin ich Priester? Wo erreiche ich die Menschen?“

Kaplan Jan Tasler aus Haltern will Lehrer werden – und Priester bleiben

  • Kaplan Jan Tasler aus Haltern plant, Lehrer zu werden, aber Priester zu bleiben.
  • Er werde seine Tätigkeit „etwa um die Hälfte reduzieren und zum Wintersemester ein Studium in Münster anfangen“, sagt er zu „Kirche-und-Leben.de“.
  • Tasler wurde erst Pfingsten 2020 zum Priester geweiht.

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Kaplan Jan Tasler aus Haltern plant, Lehrer zu werden, aber Priester zu bleiben. „Ich werde meine Tätigkeit in St. Sixtus etwa um die Hälfte reduzieren und zum Wintersemester ein Studium in Münster anfangen“, sagt der 29-Jährige im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“. Tasler wurde erst Pfingsten 2020 zum Priester geweiht.

Die Verantwortlichen im Bistum Münster hätten den Plänen zugestimmt. In seiner Kaplanszeit habe er sich immer wieder Fragen gestellt wie: „Für wen bin ich Priester? Wo erreiche ich die Menschen? Welche Menschen erreiche ich dort?“, beschreibt Tasler.

Lehrer für Religion und Geschichte

Als Kaplan sei er regelmäßig in Schulen gewesen und habe festgestellt, „dass ich gern mit Kindern und Jugendlichen arbeite“; zudem traue er sich pädagogische Fähigkeiten zu. „Ich werde ein Lehramtsstudium beginnen“, sagt der studierte Theologe. Wie viel Inhalte des ersten Studiums anerkannt werden, weiß er noch nicht. Er will aber Geschichte als zweites Schulfach – neben Religion – hinzunehmen.

Tasler sagt, ihn interessiere, was Jugendliche beschäftigt und „welche Fragen sie stellen“ – zumal viele von ihnen keine oder kaum kirchliche Erfahrungen mitbrächten. Es gehe auch darum, was ihn als Priester ausmache. Seine Berufung stehe zwar – Stand heute – nicht infrage. Aber er frage sich schon, warum der Schwerpunkt vieler Priester die Gemeindeseelsorge sei.

„Gibt es die Nachfrage noch?“

„Gerade die Angebote, die wir in der Woche in der Pfarrei machen, erreichen seit Jahren weniger Leute“, beobachtet Tasler. Zudem sei es mit weniger Haupt- und Ehrenamtlichen immer mühsamer und zeitaufwändiger, sie vorzubereiten.

Natürlich hätten die Pfarrei-Angebote ihren Wert, aber die Kirche sei in vielen Dingen „zu sehr strukturerhaltend“. „Ich frage mich: Gibt es die Nachfrage noch?“

Er will Seelsorger bleiben

Tasler sagt, am Ende seines Studiums könne „eine ziemlich klassische Lehrertätigkeit“ stehen. Er wolle aber auch Seelsorger bleiben – zum Beispiel in Gemeindegottesdiensten, etwa am Wochenende. Auch von Menschen in St. Sixtus habe er bereits positive Rückmeldungen bekommen: „Viele sagen: Wenn das dein Ding ist, dann mach das.“

Zuletzt hatten mehrere Priester im Bistum Münster erklärt, sich beruflich neu zu orientieren. Andreas Fink (50), zuvor Leitender Pfarrer in Neukirchen-Vluyn am Niederrhein, hatte um Entpflichtung gebeten, um eine Erzieher-Ausbildung zu beginnen; Gottesdienste möchte er weiterhin feiern.

Holger Ungruhe (38), zuvor unter anderem Subregens und damit in der Priesterausbildung tätig, beendete „bis auf weiteres“ sein Wirken als Priester. Er werde eine Tätigkeit außerhalb des kirchlichen Bereichs übernehmen, hieß es.

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