Bundesverband stellt zehn Forderungen zum „synodalen Weg“

Katholische Religionslehrer drängen deutsche Bischöfe zu Reformen

Die katholischen Religionslehrer an deutschen Gymnasien erwarten klare Reformen der Kirche. Schüler erlebten sie veränderungsresistent und unglaubwürdig vor allem im Umgang mit Macht und Sexualität.

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Die katholischen Religionslehrer an deutschen Gymnasien erwarten klare Reformen der Kirche. Mit einem Katalog von zehn Forderungen hat sich der Bundesverband der katholischen Religionslehrer und -lehrerinnen an Gymnasien an die deutschen Bischöfe gewandt. In dem von 15 Diözesan- und vier Landesverbänden – darunter jener im Bistum Münster – sowie dem Vorstand unterzeichneten Brief sprechen sie sich für eine „lernende Kirche“ aus, „die offen ist für neue Impulse und kritische Anfragen“.

Sie fordern unter anderem „das Ende eines repressiven Umgangs mit innovativ denkenden“ Theologen, eine dienende Kirche und ein Umdenken in Fragen von Sexualität und insbesondere von Homosexualität: „Dringend notwendig erscheint ein ehrlicher Blick in die eigenen Reihen im Hinblick auf die Themen Sexualität, Homosexualität und Beziehungsfähigkeit.“

 

„Kirche ist abgehakt“

 

Darüber hinaus erwarten die Religionslehrer Verbindlichkeit bei dem von den Bischöfen angekündigten „synodalen Weg“ und „ein Ernstnehmen des Glaubens aller Gläubigen (sensus fidei)“. Der Verband fordert, an diesem Reformprozess beteiligt zu werden.

In Deutschland gibt es den Angaben zufolge 70.000 katholische Religionslehrer, die zum großen Teil an öffentlichen Schulen unterrichten. Während Kirche für die meisten Schüler „abgehakt“, veränderungsresistent und unglaubwürdig sei, erlebten die Lehrer „durchaus ein Interesse und eine Ernsthaftigkeit in der Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen des Lebens, die dann auch die Fragen und Themen des Glaubens berühren“.

 

„Amtskirche ohne Tugenden“

 

Allerdings fänden sie grundlegende Tugenden wie Respekt vor persönlichen Lebensentscheidungen, Gewissensfreiheit, Partizipation und gleiche Rechte für Frauen und Männer in der Amtskirche nicht wieder. Vielmehr begegneten ihnen „religiöse Machtaufladung in einem klerikalistischen priesterlichen Selbstbild“, Dämonisierung von Sexualität, Tabuisierung von Homosexualität und Ausgrenzung etwa wiederverheirateter Geschiedener.

Dem könne der Religionsunterricht nicht mehr entgegenwirken. „Wenn Kirche und Glaube überhaupt eine Zukunft haben sollen, bedarf es dringender Reformen“, heißt es in dem Schreiben. Notwendig seien nicht mehr „Reparaturmaßnahmen, sondern strukturelle Veränderungen der Kirche“.

Die Forderungen des Bundesverbands der katholischen Religionslehrer und -lehrerinnen an Gymnasien:
1. Wir fordern eine lernende Kirche, die offen ist für neue Impulse und kritische Anfragen, die ernst macht mit der Rede von Gott, der sich immer neu in der Geschichte offenbart (Ex 3,14ff.). Eine lernende Kirche, die ehrlich zuhört und in dem, was andere sagen, ein Licht erkennt, „das ihr helfen kann, das Evangelium tiefer zu verstehen.“ (vgl. Christus vivit, Nr. 41).
2. Wir fordern, dass anspruchsvolle, diskursiv betriebene Theologie in kirchlichen Strukturen und kirchlicher Verkündigung angemessen Berücksichtigung findet.
3. Wir fordern das Ende eines repressiven Umgangs mit innovativ denkenden Theolog*innen. Kritische, auch unbequeme Stellungnahmen müssen als Chance wahrgenommen werden, nicht als Störfaktor.
4. Wir fordern eine Christologie und Ekklesiologie, die den Jesus der Evangelien in den Mittelpunkt stellen, der einen Gegenentwurf zu aller menschlichen Versuchung der Macht darstellt (Mt 4,8ff.).
5. Wir fordern im Sinne einer Nachfolge Jesu eine dienende Kirche, sowohl im solidarischen Dienst an der Welt als auch im Hinblick auf die Umsetzung subsidiärer Leitungsstrukturen.
6. Wir fordern eine „Verheutigung“ theologischer Sprache in allen kirchlichen Handlungsräumen und die mutige Übersetzung dogmatischer Formeln, so dass Menschen die befreiende Botschaft des Glaubens als lebendig machend wahrnehmen können.
7. Wir fordern ein Umdenken in Fragen von Sexualität insbesondere auch von Homosexualität, die Wertschätzung der menschlichen, körperlichen Verfasstheit verbunden mit der Freude am Körper und der eigenen Sexualität. Dringend notwendig erscheint ein ehrlicher Blick in die eigenen Reihen im Hinblick auf die Themen Sexualität, Homosexualität und Beziehungsfähigkeit.
8. Wir fordern mutigere Schritte in der Ökumene, vor allem selbstkritische Schritte auf dem Weg zum Abbau aller Schranken, die im katholischen Amtsverständnis begründet sind.
9. Wir fordern im Blick auf den angekündigten synodalen Prozess aus jedem (Erz-)Bistum eine Auskunft, wie dieser umgesetzt und als handlungsleitend konkretisiert wird.
10. Wir fordern verbindliche Maßnahmen der Umsetzung des anstehenden synodalen Prozesses und ein Ernstnehmen des Glaubens aller Gläubigen (sensus fidei). Wenn der Geist weht, wo und in wem und wie er will, wenn – wie wir glauben – der Geist in den Gliedern wie in den Häuptern der Kirche wirksam ist, dann ist das Prinzip der Partizipation für den anstehenden Prozess absolut notwendig.

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