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Am 3. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) 2021 in Frankfurt am Main sollen keine AfD-Mitglieder mitwirken. Wie die Organisatoren des Christentreffens mitteilten, hat das Präsidium entschieden, dass keine Menschen eingeladen werden, die für rassistische oder antisemitische Überzeugungen eintreten. Auch wer für Positionen werbe, „die von einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder einer ideologischen Distanz zur freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung geprägt sind“, solle nicht beim Kirchentag auftreten.
„Darunter fallen unter anderem auch Mitglieder der Partei Alternative für Deutschland (AfD)“, heißt es in einer Pressemitteilung. In dem Präsidiumsbeschluss indes wird die AfD nicht explizit genannt. Dort heißt es: „Die Auseinandersetzung mit rechtsextremen, antisemitischen und demokratiefeindlichen Positionen ist wichtiger Bestandteil des 3. ÖKT.“ Dabei stellten sich die Organisatoren auch eigener Verantwortung, „indem wir uns fragen lassen, wie wir mit diesem Gedankengut umgehen, das bis in die Kirchen und Kirchengemeinden gelangt ist“. Der Ökumenische Kirchentag werde Veranstaltungen anbieten, „um Grauzonen und Grenzen aufzuzeigen und die Unvereinbarkeit zu christlichen Überzeugungen herauszuarbeiten“.
Keiner in Leipzig 2016, einer in Münster 2018
Die Mitwirkung von AfD-Mitgliedern an Kirchen- und Katholikentagen ist umstritten, vor allem seitdem die Partei 2017 in den Bundestag eingezogen ist. Kritiker der Nichteinladung von AfD-Mitgliedern sehen darin eine Ausgrenzung auch von Wählern der Partei. Beim evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund waren AfD-Politiker zu keinem Forum eingeladen, 2017 in Berlin hatte die damalige Sprecherin der „Christen in der AfD“, Anette Schultner, an einem Podium teilgenommen. Auch 2016 zum Katholikentag in Leipzig war kein AfD-Politiker eingeladen, 2018 in Münster indes trat der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, auf.
Die im Präsidiumsbeschluss für den Ökumenischen Kirchentag erfolgte Abgrenzung zu Positionen „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ ist in den Kirchen weit verbreitet. Die Schlussfolgerung, dass damit AfD-Mitglieder nicht an Kirchentagen teilnehmen können, wird mit der Radikalisierung der Partei in den vergangenen Jahren begründet.
AfD bedauert Nichteinladung
Der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, erklärte am Donnerstag in Berlin, er „bedauere die Nichteinladung“. Er verwahre sich „gegen die Unterstellung, dass die AfD von einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder von einer ideologischen Distanz zur freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung geprägt sei“.
Der 3. Ökumenische Kirchentag findet vom 12. bis 16. Mai 2021 in Frankfurt am Main statt. Er wird vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ausgerichtet. Zu den 2.000 Veranstaltungen werden rund 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Die beiden vorangegangenen Ökumene-Kirchentage wurden 2003 in Berlin und 2010 in München gefeiert.
UPDATE 04.06.2020, 15.04: Reaktion der AfD | mn