Kirchen und Stadt Oldenburg planen Premiere in Norddeutschland

Mega-Thema Stress: Wie die „Woche der Stille“ Betroffenen hilft

  • In Oldenburg soll im März 2022 eine „Woche der Stille“ stattfinden.
  • Nach dem Vorbild süddeutscher Veranstalter ist ein breites Angebot meditativer und besinnlicher Angebote geplant.
  • Die katholische Kirche ist mit ihrem Cityseelsorge-Projekt „Forum St. Peter“ dabei.

Anzeige

Eine „Stille Straßenbahn“ fährt durch Freiburg. Die Menschen sitzen alle schweigend, lassen ihre Stadt ganz neu auf sich wirken. Dann für Manager: „Meditation im Business.“ Zwei Angebote, an die sich Stephan Trescher gut erinnert. Bei einer „Woche der Stille“ hat er sie in seiner badischen Heimat erlebt. Seit 2012 finden diese Wochen mit Angeboten verschiedener Organisationen dort statt.

Diese geballten Aktionen zu Besinnung und Meditation haben den Theologen fasziniert. Trescher brachte den Gedanken mit, als er als Referent für Exerzitien und Spiritualität in das Bischöfliche Offizialat in Vechta wechselte.

Stille in Oldenburg

Michael Heyer, Pfarrer im Forum St. Peter Oldenburg. | Foto: FSP
Michael Heyer, Pfarrer im Forum St. Peter Oldenburg. | Foto: FSP

Dort wendete er sich vor drei Jahren an Pfarrer Michael Heyer in Oldenburg, Seelsorger im Forum St. Peter, einem Projekt der Cityseelsorge. Ob eine „Woche der Stille“ nicht auch eine Idee für Oldenburg sein könne?

Die Idee stieß sofort auf Zuspruch. Inzwischen hat sich ein Organisationsteam gebildet, das für die Woche vom 10. bis 17. März 2022 eine solche Woche für Oldenburg vorbereitet.

Bedarf ist da

Frage an Pfarrer Heyer: Gibt es niemals Ruhe im Leben dieser Stadt, nur tosender Verkehr und quirliges Nachtleben – sieht so der Alltag in Oldenburg aus, braucht die Stadt überhaupt eine „Woche der Stille“?

Heyer findet die Frage falsch gestellt. Menschen seien schon längst auf der Suche nach Stille und Entspannung, jedes Fitnessstudio habe schon einen Meditationsraum. Mit einer „Woche der Stille“ treffe man geradezu einen Nerv in der Stadt.

Forum bietet Meditation

Das Forum St. Peter ist ein Angebot der katholischen Cityseelsorge in Oldenburg. | Foto: Franz Josef Scheeben
Das Forum St. Peter ist ein Angebot der katholischen Cityseelsorge in Oldenburg. | Foto: Franz Josef Scheeben

Nicht umsonst biete das Forum St. Peter schon seit langem eine Gruppe „Stille in Oldenburg“ an. Dort kommen Menschen zusammen, die jeden Montagabend kontemplativ meditieren.

Zu ihnen gehört auch Christoph Kiefer, Chefreporter der örtlichen „Nordwest-Zeitung“. Er leitet diese Gruppe, zählt sie seit zehn Jahren zu seinem festen Alltag.

Stille ist „Mega-Thema“

Kiefer ist überzeugt, eine „Woche der Stille“ nehme damit ein „Mega-Thema“ auf. Die Menschen in der Stadt haben nach seinem Eindruck ein Bedürfnis nach „ganzheitlicher, auch körperlicher Entspannung“. Nicht umsonst biete selbst das örtliche Schwimmbad „Olantis“ Meditationskurse an.

Besonders faszinierend bei einer „Woche der Stille“ findet Kiefer, dass sie „in die Breite“ schaue und den Blick nicht nur auf christliche Angebote richte, sondern „einen Überblick“ gebe.

Verbindung und Vernetzung

Auch für Stephan Trescher vom Bischöflichen Offizialat ist das ein Markenzeichen. „Verbindung und Vernetzung, um Bestehendes bekannt zu machen – über die Grenzen von Konfessionen und Religionen hinweg.“ Diese Vernetzung könne je nach Stadt geschehen zwischen Heilpraktikern und katholischen Klöstern, Buddhistengruppen und evangelischen Akademien. Auch die Einbindung der kommunalen Verkehrsbetriebe in Freiburg mit der „Stillen Straßenbahn“ sei für die Vielfalt in einer solchen Woche ganz typisch, sagt Trescher.

Dieses Merkmal hat Trescher auch weiter beobachtet, als sich die Idee aus Freiburg verbreitete und in Karlsruhe, in Frankfurt und im Saarland Nachahmer fand. In Frankfurt war Trescher schon mit einem eigenen Meditationsangebot dabei.

Stadt und Kirchen arbeiten zusammen

Stephan Trescher, Referent für Exerzitien und Spiritualiät im Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta. | Foto: Johannes Hörnemann (BMO)
Stephan Trescher, Referent für Exerzitien und Spiritualität im Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta. | Foto: Johannes Hörnemann (BMO)

In Oldenburg arbeiten jetzt neben dem Forum St. Peter und dem Bischöflichen Offizialat noch der Arbeitskreis Religionen im Präventionsrat der Stadt, das städtische Kulturamt und der Arbeitskreis Spiritualität der evangelischen Landeskirche zusammen.

Trescher betont, alle Angebote, die es dort für Stille und Meditation gebe, hätten letztlich das gleiche Ziel: „Bei der Unruhe in unserer Zeit Menschen helfen, sich mit ihren inneren Kraftquellen zu verbinden.“ Dieser allgemeine gesellschaftliche Zustand habe sich während der Corona-Pandemie noch einmal verschärft und zu einer zunehmenden Vereinzelung geführt. Das Angebot sei deshalb um so wichtiger geworden.

Wie wirkt Corona?

Im Vorbereitungsteam sei man sich klar, so Trescher,  dass unter den Bedingungen der Corona-Pandemie noch niemand sagen könne, ob und wie die „Woche der Stille“ im März stattfinden werde. Das Forum St. Peter jedenfalls hat aber schon zwei Angebote online gestellt (www.woche-der-stille.de): „Meditatives Malen“ und „Stille für den Tag“.

Anzeige