Redakteur Michael Rottmann zum Umgang mit Corona-Frust

Mehr Respekt für Krisen-Manager!

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Auch wenn nicht alles glatt geht: Politiker verdienen Respekt dafür, dass Sie in dieser Krise mit ihren Entscheidungen den Kopf hinhalten. Kritik an Fehlern muss erlaubt sein. Unablässiges und respektloses Meckern über „die da oben“ jedoch vergiftet das Klima und hilft keinem, findet Redakteur Michael Rottmann.

Deutschland gleicht derzeit einem proppevollem Wartezimmer, in dem es einfach nicht weitergehen will. Der Großteil der Patienten erträgt das geduldig. Einige aber machen sich lautstark Luft – und vergiften meckernd die Atmosphäre.

Von „Impfchaos“, „Organisationsdesaster“ und „Pannenpolitik“ ist die Rede. Bestens geschult durch „ARD-Extras“, „Brennpunkte“ oder „ZDF-Spezial“ fühlt sich jeder als Corona-Experte – und hätte es – was sonst? – immer schon besser gewusst. Die größte Schuld tragen – wer sonst? – „die da oben“.

 

Wir alle hätten uns einen besseren Impfstart gewünscht

 

Klar ist: Wir alle hätten uns einen besseren Impfstart gewünscht: schneller, reibungsloser, zuverlässiger. Es ist mehr als ärgerlich, dass es jetzt hier und da hakt und sich verzögert. Und natürlich nehmen die Medien die Mängel und Verzögerungen ins Visier. (Diese Art Kontrolle und Kritik ist schließlich unser Job!)

„Warum hat Deutschland nicht schon im Sommer viel mehr Impfstoff bestellt?“ – so lautet einer der Vorwürfe. Doch jeder, der diese Vorsicht lauthals bekrittelt, möge sich fragen: Was wäre denn, wenn Biontech und Co am Ende doch enttäuscht hätten? Würde er den Verantwortlichen dann nicht eine verantwortungslose „Zocker-Mentalität“ vorwerfen?

 

Historische Mammut-Aufgabe fordert Geduld

 

Es stimmt: Die Sache mit dem Impfen „ruckelt“ im Moment ziemlich. Manche der verheißungsvollen Versprechungen aus dem Dezember werden wohl erst ein paar Wochen später eingehalten. Und wenn die beteiligten Konzerne dafür verantwortlich sind, dann muss das auf den Tisch!

Dennoch ist auch Geduld gefragt. Die Corona-Impfkampagne in einem 80-Millionen-Volk ist eben eine historische Mammut-Aufgabe: noch nie dagewesen und hoffentlich eine entscheidende Waffe, um die Pandemie zu besiegen.

 

Das gehört zu einem menschlichen Miteinander

 

Gerade Politikerinnen und Politikern, die da Entscheidungen treffen und anschließend dafür den Kopf hinhalten, haben dafür unseren Respekt verdient, das gehört zu einem menschlichen Miteinander.

Natürlich sitzt niemand gerne im Wartezimmer herum. Wer aber nur meckernd seinen Frust ablässt, verkennt den Einsatz der anderen – und hilft keinem.

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