Anzeige
Sie sind in den Gemeinden für viele nach wie vor das offizielle Gesicht der katholischen Kirche: die Priester. Wie gehen sie mit der Kritik um, die sie persönlich abbekommen? Wie erleben sie ihren Dienst zwischen Frust und Hoffnung? Das hat "Kirche-und-Leben.de" Priester im Bistum Münster gefragt und stellt die Ergebnisse an jedem Tag dieser Woche bis Pfingsten vor. Hier sind die Antworten von Albert Lüken, Kaplan in Vechta.
Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?
Ich bekomme eine Unzufriedenheit mit, die allerdings nicht mit der konkreten Arbeit vor Ort verknüpft ist, sondern sich an überörtlichen Themen orientiert und die Pfarrei- und Verbandsebene erreicht. Als Priester bin ich Vertreter der Kirche, die weltweit umspannend ist. Da wo Individualität und Universalität aufeinandertreffen kommt es zu Reibung - und die versuche ich auszuhalten. Im Gespräch mit anderen Priestern, mit Freundinnen und Freunden und auch mit denen, die mir den Spiegel vorhalten und sagen, dass sie nicht einverstanden sind, kann ich auch meine Positionen anbringen, Dann hilft es auch, auf die durchgehenden Projekte zu schauen, die meist im Alltag passieren und schnell übersehen werden: persönliche Hilfen, Schule und Kindergarten, Krankenpastoral, ältere Menschen, Projektarbeit im Ausland.
Was bedeutet es für Sie, in dieser Zeit Priester zu sein?
Im Gespräch:
Albert Lüken (34) ist Kaplan in St. Mariä Himmelfahrt Vechta und BDKJ-Präses im Oldenburger Land. 2013 wurde er zum Priester geweiht. | Foto: Johannes Hörnemann
Ich habe meinen Primizspruch auch aus der Liturgie entnommen: „Der Herr sei mit euch!“ – Sobald ihn jemand hört, weiß sie oder er, dass es darauf eine Entgegnung braucht: „Und mit deinem Geiste.“ Priestersein erlebe ich im Dialog mit den vielen Menschen, die in Liturgie, Caritas, Verkündigung und Gemeinschaft stehen – und auch Antworten auf meine Fragen geben. Alleine glauben, das geht schlecht. Dass das auch viele spüren, gerade in Zeiten von Corona, zeigt die Wichtigkeit von Kirche. Und: Ich erlebe, dass gerade der priesterliche Dienst mit der Feier von Sakramenten ein Dienst für und mit anderen ist. Kann es denn eine schönere Zeit geben Priester zu sein als JETZT?
Was macht Ihnen Hoffnung?
Wir Christen wollen uns konkret mit unserem Glauben einbringen. Das geht nicht nur im Kopf, sondern es wird vor allem durch die eigenen Kräfte erfahrbar. Ich muss auch etwas tun, zum Beispiel Helfen, Wallfahren, Singen, damit Glaube greifbar wird. Beides ist für mich wichtig: Das Gebet und das konkrete Tun. Wenn ich sehe, wie viel Kreativität in den vergangenen Monaten entstanden ist, digital und in neuen Konzepten, dann freue ich mich sehr auf die Zukunft. Ich hoffe auch, dass wir weiterhin eine gut vernetzte weltweite Kirche bleiben über die eigene Pfarrei und den Verband hinaus, in Solidarität mit Menschen, die uns brauchen. Pfingsten zeigt es uns: Der Heilige Geist befähigt uns zur Kommunikation mit Gott und allen Menschen. Und dabei braucht die Kirche unsere konkrete Begegnung.