Anzeige
Erstmals in der Pandemie können Pfarreien in Nordrhein-Westfalen selber entscheiden, ob sie ihre Weihnachtsgottesdienste mit Zulassungsbedingungen feiern und nicht wie bislang ohne jede Voraussetzung. Reporter Michael Bönte hält das für die richtige Entscheidung und kann die Rücksichtnahme auf Ungeimpfte nicht nachvollziehen. Schließlich gingen wegen ihnen sogar Geimpfte nicht zum Gottesdienst.
Gottesdienste und Corona – die Diskussion hat uns wieder. Die steigenden Infektionszahlen kommen erwartbar, aber mit Blick auf das anstehende Weihnachtsfest schmerzlich ungünstig. Wie sollen in der vierten Welle die Zugänge zu den Gottesdienstfeiern geregelt werden – gerade in der Weihnachtszeit?
Ohne G, 3G, 2G – was wird uns die Heilige Nacht bescheren? Eine zentrale Weisung wird es nicht geben. Die Verantwortlichen der Kirche scheuen sich davor, den Zugang auf Getestete, Genesene oder Geimpfte zu beschränken. Und das mit Recht: „Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet“, heißt es im Artikel 4 des Grundgesetzes.
Es tut sich ein Graben auf
An diesem Punkt tut sich derzeit ein tiefer Graben in der Gesellschaft auf. Denn die Frage, die sich angesichts dieses Dilemmas stellt, ist die: Wieso gibt es weiterhin so viele Impfverweigerer, die diese Situation nachweislich maßgeblich herbeiführen? Dass sie sich darauf berufen, dass ihre Entscheidung eine persönliche ist, die keinen etwas angeht, ist völlig irrsinnig. Die Auswirkung des eigenen Handelns für die Gemeinschaft zeigt auch die Gottesdienst-Diskussion deutlich. Die alte Dame, der kranke Senior, die Familie mit dem behinderten Kind – alle, die zur Risikogruppe gehören, überlegen sich drei Mal, ob sie sich in eine Kirche setzen, die auch Ungeimpften, Ungenesenen und Ungetesteten offen steht. Auch wenn sie selbst eine Impfung erhalten haben.
Während die Impfpflicht durch die Hintertür zu Unrecht beklagt wird, gibt es die Einschränkung der Religionsfreiheit durch die Hintertür schon längst: Jene, die sich auch mit Blick auf die Gemeinschaft haben impfen lassen, werden damit in ihrem Grundrecht eingeschränkt, ihre Religion ungestört und ungefährdet ausüben zu können.
Holen Sie sich den Pieks!
Die Entscheidung liegt nun bei den Pfarrgemeinden: Gottesdienste ohne jegliche Beschränkungen können Geimpfte abschrecken, G-Regeln Ungeimpfte aussperren. Unterschiedliche Vorgaben für einzelne Gottesdienste können dazu führen, dass auch innerhalb der Pfarrgemeinden der besagte Graben weiter aufreißt. Es gibt eine Gruppe, die das Dilemma vermeiden kann: die Ungeimpften.
An alle, bei denen keine medizinischen Gründe dagegen sprechen: Holen Sie sich endlich den Pieks! Ein kleiner Stich, der Gräben vermeidet, Ungerechtigkeit verhindert, Leben rettet und die ungestörte Religionsausübung für alle Gottesdienstteilnehmenden sichert.