30 Ehrenamtliche beim Kleiderparadies engagiert

Second Hand für hunderte Bedürftige: Große Nachfrage bei SkF in Ahlen

  • Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) betreibt in Ahlen mit rund 30 Ehrenamtlichen das Kleiderparadies.
  • Der Laden mit Angeboten für wenig Geld erlebt mit hunderten Kunden im Monat eine hohe Nachfrage.
  • Und das auch, weil er mehr bietet als den Verkauf von Kleidung.

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Jeden Monat kaufen rund 400 Menschen im Ahlener Kleiderparadies ein – und das bei gerade einmal vier geöffneten Stunden pro Woche. Neben dem Kleiderparadies ermöglicht die katholische Kirche in Ahlen Bedürftigen den Kleiderkauf für kleine Münze auch im Kleidershop St. Josef und im Babykorb, der vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und einem Team von 30 Ehrenamtlichen betrieben wird. Damit noch mehr Menschen von ihrem Angebot profitieren, spendet das Kleiderparadies seinen Erlös an wohltätige Zwecke, darunter das Forum gegen Armut, den Warenkorb oder den Verein für Flüchtlinge.  

„Das Auge kauft mit ein“, ist es Marita Harhoff, Leiterin des Kleiderparadieses, besonders wichtig, dass nur gut erhaltene Kleidungsstücke in den Verkauf kommen – nach Farben sortiert und mit dem Kleiderbügel in dieselbe Richtung zeigend. Dafür sorgen ihr zwölfköpfiges Team und sie, das sich ebenfalls komplett ehrenamtlich für das Angebot engagiert, wie die Bischöfliche Pressestelle berichtet.

Das Recht auf ansprechendes Einkaufsambiente

Mit dem Begriff Kammer, der gerne im Zusammenhang mit gebrauchter Kleidung zum kleinen Preis verwendet wird, können sie nur noch wenig anfangen. „Unser Kleiderparadies hat nichts mit den Kleiderkammern von vor 30 Jahren zu tun“, sagt Marita Harhoff und schaut sich in dem Ladenlokal mit Laminat in Holzoptik um. Der Second-Hand-Laden reiht sich ein in eine Geschäftszeile und ist nicht auf den ersten Blick als soziales Angebot der katholischen Kirche zu erkennen.

„Das gehört mit zur Philosophie des Ladens“, erklärt die Leiterin. „Jemand, der aus finanziellen Gründen im Kleiderparadies kauft, hat genauso das Recht, in einem ansprechenden, ordentlichen Ambiente einzukaufen wie Menschen, die aus Nachhaltigkeitsgründen zu uns kommen.“

Ahlener Kunden stehen oft Schlange

Kleiderspenden annehmen und sortieren, Kunden beraten, ausmessen und schließlich die Ware abkassieren – die Aufgaben von Marita Harhoff und ihrem Team sind vielfältig, die Rollen klar verteilt. „Nur so funktioniert die viele Arbeit, die anfällt, reibungslos“, weiß sie. Schlange stehen für eine Hose oder einen Pullover, ein Kleid oder einen Anzug – das erleben die „guten Seelen“ des Kleiderparadieses nicht selten.

„Dienstags öffnen wir um 15 Uhr, mittwochs um 9.30 Uhr, meistens hat sich vorher schon eine Schlange vor der Tür gebildet“, berichtet Karin Stresow, deren Platz in der Regel an der Kasse ist. Zehn Personen dürfen gleichzeitig im Kleiderparadies shoppen, die anderen müssen warten. „Wir verlieren sonst den Überblick“, sagt die Ahlenerin. Verlässt ein Kunde den Laden, darf ein neuer eintreten: „Das klappt sehr gut.“

„Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen“

Die Arbeit im Kleiderparadies hat Karin Stresow verändert. „Man bekommt viele Schicksale mit, wird sensibler für die Situation anderer und wertschätzt die eigene“, erklärt sie. Der Kontakt zu den Menschen ist auch für Karin Steiner der Grund, sich zu engagieren. „Es macht mir große Freude, Menschen zu beraten, mit ihnen ins Gespräch zukommen und die Dankbarkeit zu erleben, wenn sie etwas gefunden haben, das ihnen passt und gefällt“, beschreibt sie.

Schon seit 24 Jahren ist Marita Harhoff dabei, die im oberen Geschoss das Sagen hat. Dass sie jahrzehntelang in der Verwaltung gearbeitet hat, kommt ihr zugute. „Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen“ lautet ihre Devise. Tonnenweise gespendete Kleidung hat sie bereits entgegengenommen, nicht selten von Witwen oder Witwern.

Neben Kleiderverkauf auch offenes Ohr

„Wer gerade einen geliebten Menschen verloren hat, der möchte manchmal nicht nur Kleidung abgegeben, sondern auch reden“, weiß sie aus unzähligen Situationen. Diese Zeit nimmt sie sich. „Das sehe ich als unseren Auftrag, auch den der Kirche, auf diese Weise für die Menschen da zu sein.“

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