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Bis Ende September sollen die Pfarreien im Offizialatsbezirk Oldenburg klären, ob sie Mitglied in einem der neuen „Kirchengemeindeverbände“ werden wollen, die in jedem der sechs Pastoralen Räume gegründet werden. Diese gemeinsam geführten Körperschaften öffentlichen Rechts sollen ihnen Verwaltungsaufgaben abnehmen, die einzelne Pfarreien schon heute stark fordern. Die Übernahme von Kita-Trägerschaften wird erstes großes Projekt der neuen Kirchengemeindeverbände.
Die 40 Pfarreien im Offizialatsbezirk Oldenburg stehen in den kommenden Wochen vor einer Entscheidung: Bis Ende September sollen sie ein Votum darüber abgeben, ob sie sich dem sogenannten Kirchengemeindeverband in ihrem Pastoralen Raum anschließen, zu dem sie ab dem 1. Januar 2024 offiziell gehören.
Diese neuen Zusammenschlüsse sollen die Pfarreien bei Verwaltungsaufgaben entlasten. „Das geschieht dadurch, dass nicht mehr jede Gemeinde für sich arbeitet, sondern mehrere Pfarreien die Dinge gemeinsam bewältigen“, erklärte dazu der Leiter der Abteilung Seelsorge im Offizialat, Markus Wonka, bei einer Pressekonferenz in Vechta.
Neue Stelle für Geschäfte eines Kirchengemeindeverbandes
Das könne zum Beispiel die Verwaltung von Liegenschaften, Kindergärten oder auch der Friedhöfe sein, erklärte dazu Michael gr. Hackmann, Leiter der Abteilung Verwaltung im Offizialat. In jedem der Kirchengemeindeverbände, die den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts erhalten, werde die Stelle eines „Ökonom“ oder einer „Ökonomin“ eingerichtet, die ähnlich einem Geschäftsführer den Verband verantwortlich vertritt.
Für Markus Wonka ist die Entlastung von Pfarreien unumgänglich. Denn: Weil die künftig deutlich weniger zur Verfügung stehende hauptberufliche Seelsorger eher auf der Ebene Pastoraler Raum im Einsatz seien, bedeute dies auf der anderen Seite: „In den Gemeinden muss die Arbeit im Wesentlichen ehrenamtlich organisiert werden.“
Erster Schritt ist Übernahme von Kitas
In einem ersten Schritt sollen die neuen Verbände die Verwaltung der katholischen Kitas im jeweiligen Pastoralen Raum übernehmen, erklärt Michael gr. Hackmann dazu. Rund 12.000 Kinder würden dort täglich betreut. Das bedeute viel Arbeit und Verantwortung für Seelsorger und Ehrenamtliche vor Ort. Auch wenn das Bischöflich Münstersche Offizialat den Gemeinden bereits heute vieles abnehme, etwa Personalverwaltung oder Buchhaltung.
Die Trägerschaft der Kindertagesstätten der Pfarreien, die sich bis zum Herbst dazu entschließen, dem Kirchengemeindeverband in ihrem Raum beizutreten, könnte zum 1. August 2024, dem Beginn des neuen Kindergartenjahrs, auf diesen übergehen. Der jeweilige Kirchengemeindeverband würde dann auch neuer Anstellungsträger des Kita-Personals.
Keine Pfarrei wird zur Mitgliedschaft gezwungen
Die Kirchengemeindeverbände – das betont Weihbischof Wilfried Theising – sind ein Angebot an die Pfarreien. Keine werde gezwungen, sich ihnen anzuschließen. „Das kann jede Pfarrei selbst entscheiden“, sagt er. Auch er selbst habe sich als Pfarrer dagegen gewehrt, wenn man versucht habe, ihn von oben zu gängeln. „Pfarreien haben bestimmte Stärken und können das vielleicht auch gut selbst bewältigen.“
Der Wunsch nach Unterstützung bei den Kindergärten sei aber zuerst von Gemeinden an das Offizialat herangetragen worden, so Wilfried Theising weiter. Und nach den Eindrücken seiner Besuche in allen Gemeinden gehe er davon aus, dass die meisten von ihnen bei den Kirchengemeindeverbänden mitmachen wollten.
Eine Reihe von Pfarreien hat zugesagt
Sie stellten den aktuellen Stand der Entwicklung der Pastoralen Räume im Offizialatsbezirk vor (von links): Günter Eilers, Projektverantwortlicher im Offizialatsbezirk, Michael gr. Hackmann, Leiter der Abteilung Verwaltung im Offizialat, Weihbischof Wilfried Theising, Markus Wonka, Leiter der Abteilung Seelsorge im Offizialat. | Foto Michael Rottmann
Das bestätigt auch Günter Eilers, der im Auftrag des Offizialats als Projektleiter den Prozess begleitet. Er glaubt, dass nur ein paar ganz wenige Gemeinden „aus guten Gründen“ auf den Zusammenschluss verzichten würden. Nach aktuellem Stand lägen bereits jetzt 15 bis 20 Beschlüsse vor. „Das macht deutlich, wie groß der Bedarf ist und wie groß die Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen.“
Für Eilers bedeuten die Gründung der Kirchengemeindeverbände und der Zusammenschluss bei den Kindergärten den Einstieg in einen Prozess der Zusammenarbeit von Pfarreien, der künftig auch weitere Felder umfassen werde. So werde parallel zur strukturellen Umgestaltung auch die Suche nach pastoraler Zusammenarbeit der Pfarreien weitergehen.
Tür bleibt offen
Und die Tür zu den Kirchengemeindeverbänden bleibe offen, erklärte Markus Wonka. „Das Konzept ist auf Zukunft hin gedacht und es ist subsidiär.“ So werde gleich nach der Gründung der Kirchengemeindeverbände die Verantwortung dafür an die Menschen vor Ort übertragen. Das sei wichtig, weil die Situation überall anders sei. „Der Pastorale Raum im Dekanat Cloppenburg steht vor ganz anderen Herausforderungen als etwa der Pastorale Raum Wilhelmshaven.“