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Zehntausende Menschen haben in Berlin Solidarität mit den Juden und mit dem von Hamas-Terroristen angegriffenen Staat Israel bekundet. Historische Schuld der katholischen Kirche bekannte der Vize-Vorsitzende der Bischofskonferenz, Michael Gerber.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seine tiefe Solidarität mit Israel bekundet. „Seit dem 7. Oktober ist nichts mehr, wie es war“, sagte er bei einer Kundgebung in Berlin. Ein breites Bündnis aus Politik, Kirchen und Verbänden hatte sie organisiert, nach Angaben der Veranstalter kamen 25.000 Menschen.
Steinmeier sagte, noch nie seit dem Ende der Schoah seien durch einen Angriff so viele Jüdinnen und Juden ermordet worden. Israel habe das Recht, sich gegen diesen Terror zu verteidigen. „Deutschland steht dabei fest an Israels Seite“, so der Bundespräsident. „Wir flehen und beten mit euch!“
„Terroristen führen Gaza in den Krieg“
Zugleich betonte er, der Terror treffe auch Menschen im Gazastreifen, „deren Interessen die Hamas nur vorgibt zu vertreten“. Es seien Terroristen, die Gaza in einen zerstörerischen Krieg geführt hätten.
„Wir müssen und werden uns für den Schutz von Zivilisten einsetzen; sie brauchen humanitäre Hilfe und humanitäre Korridore. Das ist ein Gebot der Menschlichkeit“, betonte Steinmeier.
Weiter erklärte er, auch Deutschland sei gefordert wie lange nicht. „Es ist unerträglich, dass Jüdinnen und Juden heute wieder in Angst leben – ausgerechnet in diesem Land.“ Jüdische Eltern könnten ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken, das Holocaust-Mahnmal müsse von der Polizei geschützt werden.
Zentralrat der Juden: Keine Toleranz gegen Antisemiten!
Der israelische Botschafter Ron Prosor kritisierte Islamverbände in Deutschland und Teile der Kulturszene, die sich nicht eindeutig auf die Seite Israels stellten. Die abscheulichen Verbrechen der Hamas widersprächen allen Werten, so Prosor.
Der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, Daniel Botmann, verurteilte ebenfalls Ausschreitungen in Deutschland. Die Demonstranten gingen aus purem Hass gegen Israel und die Juden auf die Straße. „Schluss mit der Toleranz. Wer antisemitische Parolen schreit, muss notfalls auch abgeschoben werden. Wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, muss empfindlich bestraft werden.“
Bischof Gerber: Antisemitismus wurzelt auch in Christentum
Bischof Michael Gerber aus Fulda, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, betonte: „Als Christen in Deutschland stehen wir hier in doppelter Verantwortung. Zum einen als Bürger eines Landes, das vor wenigen Jahrzehnten unermessliches Leid und millionenfachen Tod über die Juden gebracht hat. Zum anderen, weil wir wissen, dass der Antisemitismus auch in einer Schuldgeschichte des Christentums wurzelt.“
Mit Scham blickten Christen darauf zurück, dass Juden in der Zeit des Nationalsozialismus viel zu wenige Helfer gefunden hätten. Gerade deshalb gelte es heute, an der Seite der Juden zu stehen, „wenn sie in Israel brutal attackiert werden und erschreckenderweise auch bei uns erneut in Bedrängung geraten“.
Kurschus: Antisemiten auch unter Kirchenmitgliedern
Ähnlich äußerte sich die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus. Antisemitismus komme „aus unserer christlichen Geschichte“. Antisemiten seien „auch unter unseren Kirchenmitgliedern. Das ist weder schicksalhaft noch gottgegeben.“ Die Kirche habe Antisemitismus lange nicht ernst genug genommen: „Wir werden weiter dagegen arbeiten. Unbedingt.“
Zudem bekundeten Vertreter von CDU, CSU, SPD, Grünen und Linken Solidarität mit Israel. Von der Bundesregierung waren Hubertus Heil, Klara Geywitz (beide SPD) und Lisa Paus (Grüne) vertreten.