Dachverband vertritt 400 Moscheen in Deutschland

Deutscher Milli-Görüs-Chef verurteilt Hamas-Terror „ohne Wenn und Aber“

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Die deutschen Islamverbände waren in die Kritik geraten, weil sie sich spät und zögerlich von den Terror-Massakern der Hamas gegen Israel distanziert hatten. Das holt der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs nun nach und erläutert das Vorgehen.

Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, Ali Mete, hat den Terror der Hamas scharf kritisiert. "Das ist ein terroristischer Anschlag, ohne Wenn und Aber. Ich bin eigentlich ein sehr nüchterner und ruhiger Mensch, aber manchmal werde ich auch emotional, wie jetzt. Wir lehnen jede Art von Gewalt ab", sagt Mete der “Zeit”. Er finde es "persönlich nicht richtig, gerade jetzt in dieser hitzigen Situation für Palästina zu demonstrieren".

Die Islamverbände waren in die Kritik geraten, weil sie sich spät und zögerlich von den Terror-Massakern distanziert hatten. "Wir verfolgen nicht jedes Detail vor Ort. Deshalb haben wir die Situation zunächst nicht richtig einordnen können, als die ersten schockierenden Meldungen kamen, und haben erst einmal auf allgemeine Prinzipien hingewiesen. Erst später, als die Dimension deutlich wurde, haben wir das konkretisiert", sagte Mete.

Islamwissenschaftlerin und Muslimin: Bekenntnis kommt spät

Er kritisierte aber, dass die Verbände deshalb verurteilt werden. Es sei ein Problem, wenn Politiker wie der Grüne Cem Özdemir nun sagten: "Wir müssen unsere gesamte Kooperation mit islamischen Verbänden auf den Prüfstand stellen." Der Dachverband der Milli Görüs vertritt nach eigenen Angaben mehr als 600 Moscheen, davon rund 400 in Deutschland.

Die Islamwissenschaftlerin und Grünen-Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor kritisierte die Islamverbände dagegen. Die Distanzierung von Milli Görüs vom Terror sei gut und wichtig. "Das erleichtert mich - nicht nur als Politikerin, sondern auch als Muslimin." Aber mehrere Tage nach den Anschlägen komme dieses Bekenntnis doch recht spät.

Kaddor: Zuerst gab es eine Opfer-Täter-Umkehr

"Zuerst sind die Verbände in denselben Automatismus wie immer verfallen, in eine Form der Opfer-Täter-Umkehr: Die Palästinenser sind die Opfer, die Israelis die Täter." Der Automatismus sei brandgefährlich, betonte Kaddor. "Ihr seid Teil der deutschen Zivilgesellschaft. Ihr wisst um die deutsche Staatsräson, um unsere fürchterliche Geschichte. Deshalb ist es nicht zu viel verlangt, den Angriff eindeutig als das zu verurteilen, was er ist: Terror gegen Israel."

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