Serie „Innovative Immobilienkonzepte im Bistum Münster“ (1)

Sozialwohnungen statt Pfarrhaus - das plant eine Bocholter Pfarrei

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Die Pfarrei St. Georg in Bocholt hat ein Immobilienkonzept entwickelt, das die Kirchen, Pfarrheime und Pfarrhäuser betrifft. Darin wird eine Bewertung der Gebäude vorgenommen, in welcher ihr baulicher Zustand und ihre Bedeutung für die Pfarrei berücksichtigt sind.

Sieben Kirchen, fünf Pfarrhäuser und acht Pfarrheime mit einer Grundfläche von 2.982 Quadratmetern sowie vier weitere Gebäude gehören zum Immobilienbestand der Pfarrei St. Georg in Bocholt. Zusammen haben die 24 Gebäude eine Grundfläche von 11.242 Quadratmetern.

Genau aufgelistet haben die Gremien der Pfarrei ihre Immobilien. Jedes Gebäude ist auf seinen baulichen Zustand geprüft worden. Sicher ist, dass die großflächige Pfarrei einige Gebäude aufgeben muss.

Weniger Katholiken

Derzeit zählt die Pfarrei rund 15.700 Mitglieder. Für 2040 rechnet man mit noch 12.300 Katholiken. Sinken werden auch die Schlüsselzuweisungen des Bistums Münster, das heißt die finanzielle Ausstattung, die aus der Zahl der Gemeindemitglieder und den zu fördernden Pfarrheimflächen errechnet wird.

„Niemand gibt gern Gebäude auf, aber der Sparzwang leuchtet unmittelbar ein. Zudem stehen vier Pfarrhäuser leer“, sagt der leitende Pfarrer der Pfarrei St. Georg, Matthias Hembrock.

Einigung nach mehreren Gemeindeversammlungen

Das Immobilienkonzept hat die Pfarrei in drei öffentlichen Versammlungen vorgestellt, zu denen jeweils zwei Gemeinden eingeladen waren. „Dadurch war zwar die große Pfarrei im Blick, aber der Fokus konnte auf zwei Orte im Nahbereich gerichtet werden. Es gab fast keinen Konkurrenzkampf, bei dem eine Gemeinde ihre Interessen gegen eine andere Gemeinde durchzusetzen versucht hat“, blickt Hembrock auf die Diskussionen zurück.

Im Allgemeinen habe es nach der Einarbeitung von Änderungswünschen eine hohe Akzeptanz unter den Gemeindemitgliedern gegeben, wie weiterhin rund um die Kirchorte von St. Georg, St. Laurentius und St. Norbert im städtischen Bereich von Bocholt sowie von St. Michael in Suderwick, St. Helena in Hemden, St. Ludgerus in Spork, St. Michael in Liedern und St. Bernhard in Lowick die Gebäude weitergeführt beziehungsweise aufgegeben werden.

Kapelle in Hemden steht zum Verkauf

Die Kapelle St. Helena in Hemden steht zum Verkauf. Der symbolische Preis beträgt 1 Euro. Möglicherweise kann ein Kapellenverein den Unterhalt des Gebäudes sichern.

Wenn die in den 1960er Jahren entstandene Kirche St. Norbert aufgegeben werden muss, könnten auf Erbbaurecht Räume für eine soziale Einrichtung entstehen. Das Pfarrhaus von St. Norbert ist nicht mehr im Bestand.

Erbbaurecht wird bevorzugt

Der Standort des Pfarrheims von St. Laurentius, wo noch Gottesdienste gefeiert werden, soll überplant werden. Wohnungen könnten auf der Fläche entstehen. Zum Verkauf stehen die Pfarrhäuser in Lowick und Spork. Die Vergabe geschieht jeweils auf Erbbaurecht. Aufgegeben wird das Pfarrheim in Suderwick. Dafür sollen Gemeinderäume im Pfarrhaus entstehen.

Das Immobilienkonzept legt folgenden Maßstab an: „Wenn ein Gebäude nicht unbedingt für die Zwecke der Pfarrei benötigt wird und vermarktet werden kann, wird möglichst von Vermietung Abstand genommen. Stattdessen wird vorzugsweise die Immobilie verkauft und das Grundstück als Erbbaurecht vergeben. Wer eine Immobilie kauft, soll nach Möglichkeit damit einen sozialen Zweck verfolgen, wozu im Fall von Mietwohnungen die Schaffung von sozialem Wohnungsbau gehört.“

Sozialwohnungen statt Pfarrhaus

Wie zügig das Immobilienkonzept umzusetzen ist, darauf will sich Hembrock nicht festlegen: „Das Tempo ist sehr unterschiedlich – im Schnitt eher langsam. Denn es sind immer zahlreiche Details zu beachten, wie zum Beispiel baurechtliche Dinge oder der Denkmalschutz. Momentan geht es um das Pfarrhaus in Spork, und da sind wir an einem guten Punkt. Ziel ist es, in absehbarer Zeit durch Abriss und Neubau acht Sozialwohnungen zu schaffen.“

An anderen Orten seien die Komplikationen groß, sodass das Immobilienkonzept geändert werden müsse. „Deshalb haben wir eine AG gegründet, in der Mitglieder des Pfarreirats und des Kirchenvorstands sind. Sie hat als erstes die Rückmeldungen des Bistums auf den lokalen Pastoralplan geprüft und dazu eine schriftliche Antwort verfasst. Schließlich sind wir zu einem großen Teil abhängig von den Schlüsselzuweisungen und müssen uns daher mit dem Bischöflichen Generalvikariat in Münster abstimmen“, erläutert Hembrock.

Nichts geht über das freiwillige Engagement

Der Seelsorger möchte den Blick mehr auf den Pastoralplan legen, in dem die pastoralen Ziele der Pfarrei festgelegt werden: „Dabei spielen Immobilien eine Rolle, ebenso wie das Personal und die Finanzen, aber alles entscheidend ist das freiwillige Engagement der Getauften. Deshalb ist Ehrenamtsmanagement ein Thema, das wir aber noch vor uns haben.“

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