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Erstmals hat der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland Reformpapiere verabschiedet. Die in Frankfurt tagende Synodalversammlung votierte am Donnerstag mit breiten Mehrheiten für eine Erklärung zum anderen Umgang mit Macht in der Kirche. 218 Delegierte nehmen an der Versammlung teil – davon 29 online.
Erstmals hat der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland Reformpapiere verabschiedet. Die in Frankfurt tagende Synodalversammlung votierte am Donnerstag mit breiten Mehrheiten für ein 20-seitiges theologisches Grundsatzpapier sowie für eine Erklärung zum anderen Umgang mit Macht in der Kirche.
Das Papier „Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung“ hält die theologischen Fundamente für die weiteren Beschlüsse fest. Wichtigste Quellen für Christen sind demnach die Bibel, die Tradition, das Lehramt, die Theologie sowie – das ist entscheidend und neu – die „Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn des Volkes Gottes“. In der Aussprache ging es vor allem um die Frage, welche Stellung diese „Zeichen der Zeit“ haben und welcher Anteil am Lehramt den Theologen zukommt.
74 Prozent der Bischöfe sagen Ja zum Macht-Papier
Vor dem Hintergrund der Krise in der katholischen Kirche fordert der Synodale Weg einen anderen Umgang mit Macht. Aktuell bestehe zwischen dem Anspruch des Evangeliums und der Ausübung von Macht in der Kirche eine Kluft, heißt es in dem am Donnerstagabend in Frankfurt verabschiedeten Papier.
Neben fünf Enthaltungen, die als Nicht-Stimmen gezählt wurden, gab es 178 Ja- und 24 Nein-Stimmen. Dies entspricht einer Zustimmungsquote von 88 Prozent. Notwendig für die Annahme waren sowohl je eine Zweidrittel-Mehrheit unter allen Teilnehmenden, unter den anwesenden Bischöfen und unter den nicht-männlichen Teilnehmern. Bei den Bischöfen stimmten 74 Prozent für das Papier, bei den nicht-männlichen Stimmberechtigten 92 Prozent.
„Machtordnung begünstigt kriminelle Handlungen“
Positiv gewürdigt werden in dem Papier mit dem Titel „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ die „Standards einer pluralen, offenen Gesellschaft in einem demokratischen Rechtsstaat“ – auch wenn die Kirche sich von den gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozessen grundsätzlich unterscheide. Der zentrale Begriff für die katholische Kirche müsse deshalb „Synodalität“ heißen.
In dem Papier heißt es, die kirchliche Rechtskultur müsse „an den Grund- und Menschenrechten ausgerichtet werden“. Nötig seien „gemeinsame Verantwortung, kooperatives Handeln und einklagbare Beteiligungsrechte“. Die jetzige Machtordnung der Kirche begünstige „kriminelle und übergriffige Handlungen und erschwert oder verhindert deren interne Bekämpfung wie die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden“.
13 Papiere liegen auf dem Tisch
Die Synodalversammlung ist das oberste Gremium des Synodalen Wegs. Trotz hoher Corona-Inzidenzwerte reisten laut Angaben der Organisatoren 189 der 230 Synodalen nach Frankfurt; weitere 29 nahmen online an dem bis Samstag dauernden Treffen teil. Auf dem Tisch liegen insgesamt 13 Papiere zu den vier zentralen Themen – Sexualmoral, Rolle der Frauen, priesterliches Leben und Macht. Zu den Forderungen gehören etwa der Ruf nach Mitbestimmung der Laien bei der Bestellung neuer Bischöfe und nach der Zulassung von Frauen zum Diakonat.