Münsteraner Professor weist mit Missbrauchs-Betroffenem Kritik am Synodalen Weg zurück

Theologe Söding wirft Voderholzer Denunziation und Klerikalismus vor

  • Der Vorstoß des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer und dreier weiterer Kritiker gegen den Synodalen Weg erntet weiter Zurückweisung.
  • Der in Münster lebende Theologieprofessor Thomas Söding und der Missbrauchs-Betroffene Johannes Norpoth werfen Voderholzer vor, anderen das Katholisch-Sein abzusprechen.
  • Wenn die Kritiker des Synodalen Wegs "als Opposition Einfluss auf den Gang der Beratungen nehmen wollen, dürfen sie allerdings nicht nur mit sich selbst im Gespräch sein", betonen Söding und Norpoth.

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Der Vorstoß des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer und dreier weiterer Kritiker gegen den Synodalen Weg erntet weiter Zurückweisung. Am Sonntag äußerten sich in einer gemeinsamen Stellungnahme auch der in Münster lebende Theologieprofessor Thomas Söding und Johannes Norpoth, der als Betroffener sexualisierter Gewalt und Mitglied im Betroffenenbeirat bei der Bischofskonferenz Gast im Synodalforum I zu Macht und Gewaltenteilung ist.

Die beiden weisen in einer längeren Analyse, die auf katholisch.de veröffentlicht wurde, unter anderem darauf hin, dass eine kleine Minderheit - vier von 35 Mitgliedern des Forums - einen bereits im Februar verabschiedeten Grundtext kritisiere, der "eingehend beraten, sorgfältig, auch kontrovers diskutiert, aber immer mit überwältigenden Mehrheiten beschlossen" worden sei.

 

Kritik: Voderholzer redet Aufgaben klein

 

Wenn die Kritiker "als Opposition Einfluss auf den Gang der Beratungen nehmen wollen, dürfen sie allerdings nicht nur mit sich selbst im Gespräch sein, sondern müssen sich in den Entscheidungsprozess konstruktiv einbringen, einschließlich der Beachtung von Fristen, von Redezeiten und Abstimmungsverfahren".

Inhaltlich rede der Alternativtext die Aufgaben klein, an deren Lösung die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland hänge. So gebe es eben nicht nur persönliches Versagen, sondern auch systemische Ursachen für den Missbrauch und andere Probleme. Die notwendige Beachtung der Geschlechtergerechtigkeit, der stärkeren Mitverantwortung von Laien und einer "tiefgreifenden Umgestaltung der kirchlichen Sexualmoral" werde in dem Text nicht ausreichend thematisiert oder sogar verleugnet.

 

"Denunziatorische Vorwürfe"

 

Stattdessen werde dem Vorschlag der Mehrheit "denunziatorisch vorgeworfen, nicht mehr katholisch zu sein, weil angeblich das Weiheamt ausgehöhlt werde, wenn von geteilter Leitungsverantwortung, effektiver Machtkontrolle und notwendiger Rechenschaft gesprochen wird".

Der Alternativtext, so Söding und Norpoth weiter, halte stattdessen an Führungsmodellen aus der Vergangenheit fest und an "klerikalen Privilegien, die als sakrosankt gelten sollen".

 

Der Hintergrund

 

Am Freitag hatten der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und einige weitere Synodale aus Unzufriedenheit mit dem Fortgang des Synodalen Wegs eine neue Internetplattform für alternative Reformvorschläge gestartet. Dabei hatten sie unter anderem erklärt, ihre Argumente seien in den bisherigen Debatten zwar vorgebracht, aber "aufgrund der dort herrschenden Mehrheitsverhältnisse" bisher nicht berücksichtigt worden.

Bereits gestern hatte der Synodale und Bochumer Theologieprofessor Matthias Sellman Voderholzers Kritik zurückgewiesen und ihn aufgefordert, seine Diskreditierung des Reformprozesses öffentlich zurückzunehmen.

Vom 30. September bis 2. Oktober treffen sich die mehr als 200 Delegierten zur nächsten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt.

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