Gast-Kommentar von Joachim Frank zum Synodalen Weg

Kritik von zwei Seiten – da muss der Reformprozess durch

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Der Synodale Weg geht in eine entscheidende Phase. Und plötzlich wird die Mehrheitsmeinung der Synodalen von allen Seiten attackiert. Doch das müssen die Teilnehmer aushalten, sagt Journalist Joachim Frank in seinem Gast-Kommentar.

Dass die Kirche keine Demokratie sei, ist so ziemlich das älteste und abgeschmackteste Argument gegen Kirchenreformen und die Mitwirkung aller Gläubigen. Tatsächlich wurden demokratische Verfahren in der Kirche nämlich von jeher praktiziert. Sogar über zentrale Glaubensfragen, die angeblich nicht Sache von Mehrheiten sind, wurde abgestimmt.

In wenigen Wochen geht der „Synodale Weg“ der Kirche in Deutschland mit der zweiten Synodalversammlung in Frankfurt auf eine vorentscheidende Etappe. Die Befürworter sehen sich in einer Sandwich-Situation – mit Kritik von zwei Seiten.

 

Nur eine Reform-Attrappe?

 

Der Autor
Joachim Frank ist DuMont-Chefkorrespondent und Mitglied der Chefredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“, Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) und Berater im Synodalforum I „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“.

So hält der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke die ganze Veranstaltung für eine Reform-Attrappe. Und er kann als Indiz dafür – leider – eine 50-jährige Geschichte fruchtloser Dialog-Formate ähnlichen Inhalts anführen.

Eine kleine Gruppe von Bischöfen und Synodalen behauptet nun, als aufrechte Minderheit die geltende katholische Lehre verteidigen zu wollen, in diesem Bemühen aber unter­gebuttert worden zu sein. Ers­teres ist kühn, Letzteres irreführend.

 

Minderheit kommt aus der Deckung

 

Nicht umsonst gehört der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken zu diesem Kreis. Er ist promovierter Politologe und weiß nur zu gut, wie das Spiel geht: Man diskreditiert die Verfahren, aus denen man sich zuvor tunlichst herausgehalten hat. Dass Verächter der Demokratie plötzlich zu den eifrigsten Demokraten werden, wenn es ihnen nutzt, ist ein geläufiges Phänomen. Dagegen lässt sich auch wenig sagen, weil ein (moralisches) Sortieren nach guten und schlechten Demokraten schwierig, wenn nicht unstatthaft ist.

Gut, dass die Minderheit aus der Deckung kommt und in eigenen Texten hinterlegt, was sie will und was nicht. Schlecht, aber mutmaßlich beabsichtigt ist der Subtext, der Vorurteile und Widerstände gegen das synodale Prinzip bedient. Dafür wird man dann schnell auch mal in der Bibel fündig, wo es über eine Bürgerversammlung der heidnischen Epheser heißt: „Dort schrien die einen dies, die andern das; denn in der Versammlung herrschte ein großes Durcheinander und die meisten wussten gar nicht, weshalb man überhaupt zusammengekommen war.“ (Apg 19,32).

Auf der Synodalversammlung in Frankfurt wird es für die Mehrheit darauf ankommen, genau das zu vermeiden. Sie muss wissen und darlegen, wofür man zusammengekommen ist und warum auch in der Sandwich-Situation für Reformen der Kirche zu streiten ist.

Die Positionen der Gast-Kommentare spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von "Kirche-und-Leben.de" wider.

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