Münsteraner Forscherin stellt Ergebnisse einer Studie der Universität vor

Umfrage: Corona lässt Gläubige noch mehr glauben

  • Die Religiosität gläubiger Christen ist offenbar in der Corona-Krise gewachsen, während Menschen ohne Religion eher noch weniger geglaubt haben als zuvor.
  • Das ist das Ergebnis einer nicht-repräsentativen Studie des Exzellenzclusters Religion und Politik der Universtität Münster.
  • Knapp 60 Prozent aller Befragten nahmen wenigstens einmal an alternativen religiösen Angeboten in der Corona-Krise teil, etwa an einem Online-Gottesdienst.

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Die Corona-Krise hat offenbar die Glaubensfestigkeit von Menschen in Deutschland beeinflusst. Während die Religiosität gläubiger Christen in der Krise oftmals anwuchs, hätten Menschen ohne Religion eher noch weniger geglaubt als zuvor, sagte die Münsteraner Politikwissenschaftlerin Carolin Hillenbrand am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das hätten erste Ergebnisse einer Online-Befragung zwischen dem 7. Juli und dem 18. Oktober gezeigt. „Ich glaube, wenn man eine gefestigte Beziehung hat, kann die auch genau in Krisen-Zeiten tragen“, so Hillenbrand.

Menschen, die schon vor der Krise nicht religiös waren, könnten nach den Worten der Wissenschaftlerin nun zu der Überzeugung gelangen, dass es angesichts von Corona keinen guten Gott gebe. Möglicherweise reagierten Nicht-Gläubige auch negativ auf wieder geöffnete Kirchen, während viele andere Einrichtungen erneut schließen mussten.

 

Studie: Religionslose glauben noch weniger

 

An der ersten Runde der nicht repräsentativen Online-Befragung beteiligten sich laut Hillenbrand 1.971 Teilnehmer. Mit 58 Prozent waren die Frauen leicht in der Überzahl. 911 der Befragten waren katholisch, 440 protestantisch und 199 gehörten einer Freikirche an. 80 Teilnehmer gaben an, spirituell interessiert zu sein, aber keiner Religion anzugehören. 257 sagten, sie seien gar nicht gläubig.

Etwa jeder fünfte Befragte, der keiner Religion angehörte, gab laut Hillenbrand an, sein Glaube habe sich in der Corona-Krise noch weiter abgeschwächt. Verstärkt hatte sich demgegenüber der Glaube von etwa jedem dritten Katholiken und Protestanten. Von den freikirchlichen Christen sagten sogar fast zwei Drittel, dass sie jetzt noch stärker glaubten.

 

Umfrage: Glauben kann man nicht allein

 

Der Aussage „Mein Glaube gibt mir Trost, Hoffnung und Kraft in der Corona-Zeit“ stimmten 58 Prozent der Katholiken, 48 Prozent der Protestanten und beinahe 90 Prozent der freikirchlichen Christen zu. Befragte ohne Religion sagten zu 91 Prozent, der Glaube spende keine Hoffnung.

Vieles Gemeinschaftliche habe in der Corona-Zeit wegfallen müssen, sagte Hillenbrand. Dennoch widersprach eine deutliche Mehrheit der Umfrageteilnehmer (64 Prozent) der Aussage, Glaube sei etwa Privates, das jeder für sich allein leben könne. Selbst unter den Befragten ohne Religion lehnte ein gutes Drittel diese Aussage ab.

Knapp 60 Prozent aller Befragten nahm wenigstens einmal an alternativen religiösen Angeboten in der Corona-Krise teil, etwa an einem Online-Gottesdienst. Etwa jeder Dritte zeigte sich zufrieden mit dem Angebot; 12 Prozent waren überhaupt nicht zufrieden.

 

Glaube und Verschwörungsmythen

 

Hillenbrand stellte auch Fragen, die Aufschluss geben könnten, ob es eine Verbindung zwischen Religiosität und dem Glauben an Verschwörungsmythen gibt. Die Politikwissenschaftlerin wertet diese Daten derzeit aus.

Die Befragung ist weiterhin auf den Seiten des Exzellenzclusters Religion und Politik der Universität Münster zugänglich. Hillenbrand hofft, in einer zweiten Runde mehr Antworten etwa von Muslime und orthodoxen Christen auswerten zu können.

Der Fragebogen ist weiterhin auf der Internetseite des Exzellenzclusters Religion und Politik der Universität Münster erreichbar.