Buch zum 175-jährigen Jubiläum blickt zurück und nach vorn

Warum die Mauritzer Franziskanerinnen optimistisch bleiben

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Die Mauritzer Franziskanerinnen erleben radikale Abbrüche – und schauen  doch optimistisch in die Zukunft. Sie sagen: Die franziskanische Idee ist gefragt. Das zeigt eindrucksvoll auch ein neues Buch.

Wer heute nach den Perspektiven von Ordensgemeinschaften fragt, wird feststellen müssen, dass sich deren Situation weiter verschärfen wird. Es geht nicht mehr um Umbrüche, sondern um radikale Abbrüche.

So einen Abbruch erleben auch die Franziskanerinnen von Münster-St. Mauritz, kurz Mauritzer Franziskanerinnen. Sie begehen in diesem Jahr ihr 175-jähriges Bestehen. Das Jubiläum haben die Schwestern zum Anlass genommen, ihre jüngere Geschichte in den Blick zu nehmen und der franziskanischen Idee eine Zukunft zu geben.

 

Entwicklung der Schwesterngemeinschaft

 

Das von Schwester Diethilde Bövingloh und Michael Fischer von der St.-Franziskus-Stiftung herausgegebene Buch beleuchtet die Ordensgemeinschaft in den letzten 25 Jahren und greift die Fragestellungen auf, mit denen sich die Schwestern in diesem Zeitraum beschäftigt haben.

Blickt man auf statistische Daten von 1994 bis 2019, so sieht die Entwicklung dramatisch aus. Die Zahl der Mauritzer Franziskanerinnen hat sich kontinuierlich verringert: international von 1.683 auf 702 Schwestern, in der deutschen Provinz von 1.138 auf 390 Schwestern. Viele Konvente mussten aufgegeben werden.

 

Aufgabe von Niederlassungen

 

Wahrlich: Die letzten Jahre waren stark vom Abschied geprägt: „Abschied von den eigenen Kräften, von den Mitschwestern und auch von gewohnten Räumen, die traditionell zum klösterlichen Leben gehören“, schreiben Schwester Diethilde Bövingloh und die deutsche Provinzoberin Schwester Herbertis Lubek.

Wer die Beiträge der Autoren liest, entdeckt aber auch schnell, dass die Mauritzer Franziskanerinnen optimistisch in die Zukunft blicken, etwa wenn es zu den besonderen Ereignissen der Ordensgeschichte in 2012 heißt: „Die koreanische Schwester Ute Lee geht zurück in ihre Heimat, um dort die neuen koreanischen Schwes­tern zu unterstützen.“

 

Gemeinschaft wird multikulturell und international

 

Denn auch das gehört zu Geschichte: Was vor 175 Jahren im Münsterland begann, ist heute multikulturell und international. 2018 kam zum ersten Mal das Generalkapitel außerhalb von Münster zusammen. Es traf sich im amerikanischen Mutterhaus in Springfield (Illinois). Unabhängig von der konkreten Entwicklung der Ordensgemeinschaft lebt die franziskanische Idee weiter.

Gemeint ist damit auch die freiwillige Armut, die heute wieder eine Renaissance erlebt, wie eine Autorin meint: „Leben ohne Geld hat derzeit wieder Hochkonjunktur. Sie sind wieder da: die freiwillig Armen, mitten in der europäischen Wohlstandsgesellschaft des frühen 21. Jahrhunderts. Menschen, die das einfache Leben suchen.“

 

Ökologisches Bewusstsein wächst

 

Ökologisches Bewusstsein, soziales Miteinander, gerechtes Wirtschaften – die franziskanische Lebens- und Denkweise hat über die Jahrhunderte Menschen immer wieder inspiriert, die eigene Lebensweise zu überdenken und die Herausforderungen der Zeit anzunehmen.

Und vielleicht ist erst durch die Krisen dieser Zeit wie Klimawandel, Migration und Währungskrise die franziskanische Idee wieder gefragt, wie sie im Selbstverständnis der Mauritzer Franziskanerinnen zum Ausdruck kommt: „Wir geben Zeugnis von unserer franziskanischen Spiritualität, indem wir der ganzen Schöpfung Ehrfurcht entgegenbringen, Frieden und Gerechtigkeit leben und fördern und die Würde aller Menschen respektieren.“ Das Buch zeigt gut, wie sehr die Ordensfrauen heute franziskanisch leben.

Diethilde Bövingloh/Michael Fischer: Die franziskanische Idee bewegt – 175 Jahre Franziskanerinnen von Münster-St Mauritz, 236 Seiten, gebunden, 24,90 €, ISBN 978-3-402-24593-4, Aschendorff Verlag 2019.
Dieses Buch können Sie hier bequem beim Dialogversand Münster bestellen.

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