Themenwoche "Seniorenheime unter Kostendruck" (2): Das macht die Caritas anders

Warum es Caritas-Altenheimen besser geht – das Beispiel Oldenburg

  • Zwei Pflegekonzerne mit vier Altenheimen in Oldenburg sind gerade in Konkurs gegangen.
  • Den drei katholischen Heimen in der Stadt geht es besser.
  • Aus Sicht der Caritas gibt es dafür klare Gründe.

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Der Befund im Krankenhaus kam überraschend: sofort pflegebedürftig. Wo war für den alten Mann aus Oldenburg schnell ein Platz im Altenheim frei? Gerade nur im Caritasheim Marienhort. Der ältere Patient zog dort ein. Die Verwandten merkten bald, dass die Pflegekosten 700 Euro höher lagen als in einem Altenheim wenige Häuser weiter. Für die Verwandten war klar: Umziehen, Geld sparen. Kein katholisches Heim mehr, aber billiger.

Der Mann jedoch weigerte sich. Mit dem Umfeld, mit der Pflege, überhaupt mit allem war er im katholischen Heim hoch zufrieden. Wechseln? Auf keinen Fall. Er setzte sich im zunehmend heftigen Streit energisch durch.

Qualität in Oldenburg

Karin Weber erzählt diese Geschichte gern, die hier verfremdet wiedergegeben ist. Sie stehe für die alltägliche Arbeit im Heim, sagt die Geschäftsführerin der Caritas in Oldenburg. Die ist Trägerin der drei katholischen Altenheime in der Stadt: Marienhort, St. Josef und Wohngemeinschaftshaus St. Josef - 162 Bewohner insgesamt.

Für Karin Weber ist das auch der Grund, warum sich die Caritasheime in Oldenburg am Markt behaupten: Die Qualität der Pflege, die Atmosphäre im Haus, „der Zusammenhalt im Team“, wie sie das nennt. Für sie die Markenzeichen gegenüber den anderen 20 Heimen in der Stadt.

Immer unterwegs an der Basis

Karin Weber, Geschäftsführerin für Altenhilfe bei der Caritas Oldenburg. | Foto: Franz Josef Scheeben
Karin Weber, Geschäftsführerin für Altenhilfe bei der Caritas Oldenburg. | Foto: Franz Josef Scheeben

Ein Beispiel: „Wir von der Geschäftsführung sind oft vor Ort, achten auf die Probleme dort, lassen uns an der Basis erklären, wo es hakt.“ Abhilfe lasse sich so leichter schaffen.

Ein Vorgehen, das bei nur drei Heimen und einer Geschäftsführung in derselben Stadt gut zu organisieren sei. Und: Die Überschaubarkeit gehöre zum Stil der Caritas gehöre, betont Weber.

Sebastian Betz, Finanzgeschäfsführer bei der Caritas in Oldenburg, sieht darin auch einen konkreten Vorteil gegenüber privaten Heimen. Für ihn zeigte sich der vor wenigen Wochen, als die Pflegekonzerne Convivo und Hansa zahlungsunfähig wurden. Sie mussten vier Heime in Oldenburg schließen.

Der Nachteil externer Zentralen

Heime von überregionalen, Anbietern, die von einer Zentrale straff geführt werden. Nähe der Entscheider zu den Einrichtungen vor Ort? Eher nicht.

Stattdessen, so Betz, greife dort eine Zentrale auf einem langen Dienstweg oft mit sachfremden Vorgaben in den Alltag vor Ort ein. „Da kommt dann etwa die Vorgabe, das Heim auf jeden Fall voll zu belegen – damit die Rendite stimmt.“ Wie man das vor Ort verwirklichen könne, interessiere in der Zentrale nicht, vermutet Betz.

In seiner Not könne solch ein Heim dann nur noch das Personal mehr arbeiten lassen, die Pflegestandards senken oder Zeitarbeitskräfte einstellen. Alles teuer und wenig effektiv, findet Betz.

"Pflege würde leiden"

Sebastian Betz, Geschäftsführer für Finanzen bei der Caritas Oldenburg. | Foto: Franz Josef Scheeben
Sebastian Betz, Geschäftsführer für Finanzen bei der Caritas Oldenburg. | Foto: Franz Josef Scheeben

Karin Weber ergänzt: „Am Ende leidet die Pflege.“ Oft würden in privaten Heimen 60 Bewohner von nur zwei oder drei Fachkräften betreut – nur um die Auslastung hoch zu halten.

Für die Caritas undenkbar. „Wenn wir die Fachkräfte nicht haben, reduzieren wir lieber unsere Plätze.“ Zurzeit etwa sind im Altenheim Marienhort im Stadtteil Eversten 31 Plätze bewusst nicht belegt. „Sonst könnten wir unseren Pflegestandard nicht halten“, sagt Karin Weber.

Eine mächtige Zentrale mit starren Vorgaben – nicht bei den Caritasheimen in Oldenburg. Wenn sie mit den Pflegekassen über ihre Kosten verhandeln, sitzen sie mit denen allein am Tisch. Der Landes-Caritasverband in Vechta berät höchstens. Vorgaben aus der Ferne macht er nicht.

Selbstständig vor Ort

Selbständig vor Ort, nah bei den Betrieben – das sehen Weber und Betz als Erfolgsrezept. Zudem, betont Karin Weber, habe sich die Caritas mit ihren Heimen einen Namen gemacht in der Stadt. Auch bei den Menschen, die nicht katholisch sind. Mehr als 90 Prozent sind das in Oldenburg. „Man weiß auch durch die vielen anderen Angebote der Caritas, was wir leisten. Viele wollen dann sehr bewusst in ein Heim der Caritas.“

Eine Nachfrage, die die Caritas in Oldenburg bei weitem nicht befriedigen kann. Daneben sind also auch andere Träger notwendig. Etwa die zehn privaten Anbieter.

Rendite statt Werte?

Finanzgeschäftsführer Betz sieht bei denen ein Problem: „Gewinnmaximierung.“ Das eingesetzte Kapital müsse sich rechnen, die Aktionäre wollten Rendite sehen. „Da geht es nur um Zahlen und nicht um Werte.“

Natürlich müsse auch ein Caritasheim auf schwarze Zahlen kommen, betont Betz. Aber als gemeinnützige Einrichtung fließe der Gewinn sofort wieder in die Rücklagen und werde investiert in die Arbeit. Ein Zeichen, dass man „wert-orientiert“ arbeite. Und nicht zahlen-orientiert.

Gerechter Lohn für alle

"Orientiert an Werten" heiße zum Beispiel: Gerechter Lohn, nach Tarif gezahlt. Nicht nur für Fachkräfte in der Pflege, sondern auch für Hilfs- und Servicepersonal. Gerade das sei bei privaten Heimen oft anders, Hilfspersonal manchmal auf Mindestlohn gesetzt.

Für Sebastian Betz zeigt sich die Güte der Caritas-Arbeit eindeutig so: „Wie man es dreht und wendet, man kommt auf Menschlichkeit, Verlässlichkeit, Bodenständigkeit. Das sind Werte, hinter denen sich Menschen versammeln können.“

Nach Angaben der Stadtverwaltung aus 2022 gibt es in Oldenburg 23 Altenheime mit 1.754 Plätzen. Davon werden zehn Heime mit 753 Plätzen von privaten Anbietern unterhalten. Die anderen gehören zu Caritas, Diakonie und anderen Wohlfahrtsverbänden. Davon betreibt die Caritas die drei Altenheime Marienhort, St. Josef und Wohngemeinschaftshaus St. Josef mit zusammen 162 Plätzen. (fjs)

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