Geschäftsführer des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland besorgt

Caritas-Experte: Vielen Senioren-Pflegeheimen droht Insolvenz

  • Viele Pflegeeinrichtungen in Deutschland sind nach Ansicht eines Experten in ihrer Existenz bedroht.
  • Steigende Personalkosten, massiv gestiegene Energiepreise, die Inflation und teure Corona-Schutzmaßnahmen gingen mehr und mehr Betreibern von Pflegeheimen und -diensten an die wirtschaftliche Substanz, sagte der Geschäftsführer des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD), Andreas Wedeking.
  • Manche Betreiber signalisierten Insolvenzgefahr.

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Viele Pflegeeinrichtungen in Deutschland sind nach Ansicht eines Experten in ihrer Existenz bedroht. Aktuell gingen steigende Personalkosten, massiv gestiegene Energiepreise, die Inflation und teure Schutzmaßnahmen während der Corona-Pandemie mehr und mehr Betreibern von Pflegeheimen und -diensten an die wirtschaftliche Substanz, sagte der Geschäftsführer des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD), Andreas Wedeking, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Heime könnten gestiegene Personal- und Sachkosten nicht einfach durch Preiserhöhungen auffangen, sondern müssten mit Pflegekassen und Sozialhilfeträgern die Pflegesätze aushandeln, sagte Wedeking. "Die Sätze steigen mit erheblicher Verzögerung und laufen dem realen Kostenanstieg hinterher."

"Heimbetreiber müssen sogar Betten leer lassen"

Die Politik habe zeitweilig mit dem "Corona-Rettungsschirm" ausgeholfen, doch der sei ausgelaufen. Der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgelegte Entwurf für eine Pflegereform schaffe wenig Abhilfe.

Der Caritas-Experte bestätigte, dass Heimbetreiber sogar Betten leer stehen ließen, obwohl eine große Nachfrage bestehe. Entweder ordne die Heimaufsicht einen Belegungsstopp an, wenn Personal fehle. "Oder das Heim passt selbstständig die Belegung der Zimmer dem vorhandenen Personal an. Das ist allemal günstiger, als Personallücken durch Zeit- und Leiharbeit auszugleichen."

"Überregulierung in der Pflege"

Der VKAD vertritt innerhalb des Deutschen Caritasverbands 550 Träger katholischer Altenhilfe mit knapp 1.200 Einrichtungen und Diensten, darunter rund 920 stationäre Pflegeeinrichtungen sowie 166 ambulante Dienste und Sozialstationen. Wedeking sagte, bislang seien ihm Berichte über Insolvenzen innerhalb des Verbandes nicht bekannt. "Aber es gibt Gefahrenanzeigen von manchen Betreibern."

Wedeking kritisierte eine massive Überregulierung in der Pflege. "Alles wird bis in die kleinsten Verästelungen kontrolliert - das wird immer schlimmer. Es braucht viel mehr Flexibilität."

"Eigentlich brauchen wir mehr stationäre Einrichtungen"

So benötige Deutschland wegen der alternden Gesellschaft deutlich mehr stationäre Pflegeeinrichtungen. "Aber wer Heime neu errichten oder modernisieren will, ist mit enorm anspruchsvollen und immer wieder verschärften Bauvorschriften und schwierigen Investitionsbedingungen konfrontiert." Das alles gelte auch für alternative Wohnformen.

Als ein Beispiel für Überregulierung nannte Wedeking die Fachkraftquote. "Es ist richtig, wenn den stationären Einrichtungen eine gesetzliche Fachkraftquote von 50 Prozent vorgegeben wird", betonte er. "Aber dieses Fachpersonal brauche ich nicht rund um die Uhr, sondern nur zu bestimmten Zeiten in der Woche oder am Tag."

Die Heimaufsicht aber verlange diese Quote tagesgenau. "Wird sie auch nur knapp verfehlt, weil sich etwa eine Fachkraftstelle gerade nicht besetzen lässt, fallen Pflegeplätze aus dem Angebot - was dann die wirtschaftliche Not der Heime verschärft."

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