Was dem Pfarrer im Norden von Münster fehlt - und was es trotzdem gibt

Westfale, Pfarrer, Karnevalist: Ulrich Messing und die Session 2021

  • Pfarrer Ulrich Messing aus Münster ist begeisterter Karnevalist.
  • Ihn schmerzt es, dass die jecken Tage in diesem Jahr den Corona-Auflagen zum Opfer fallen.
  • Denn auch das Leben nach Karneval profitiert normalerweise von den "tollen Tagen"r.

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Für einen Westfalen ist er eine echte karnevalistische Stimmungskanone. Im Rheinland würde Pfarrer Ulrich Messing mit seiner Liebe zur fünften Jahreszeit vielleicht gar nicht auffallen. In St. Marien und St. Josef Münster geht der gebürtige Bocholter aber nicht in der jecken Masse unter. Will er auch gar nicht – im Gegenteil: Er bringt die Begeisterung nicht nur in den Sitzungskarneval der Stadt ein, auch in das Leben seiner Gemeinde.

Ihn begeistert die „Möglichkeit zu vielen Begegnungen in einer zweckfreien Situation“, sagt Messing. Wobei das nicht so ganz stimmt. Denn ein Ziel haben die Feiern doch: „Es geht um Freude, um Fröhlichkeit, um Leichtigkeit.“ Die Chance dazu gibt es in diesem Jahr nicht. Karneval fällt auch in Münster den Corona-Schutzmaßnahmen zum Opfer. Die Sitzungen der drei Karnevalsgesellschaften, bei denen er Mitglied ist, finden genauso wenig statt wie die Veranstaltungen, die er sonst in seiner Pfarrei organisiert. „Und das ist mit Blick auf die Infektionszahlen absolut richtig.“

 

Keine Büttenrede als Haushälterin Lisbeth

 

Damit gibt es aber auch keine Büttenrede, die er normalerweise in diesen Tagen schreibt. Hätte er das auch getan, wenn die Pandemie die Feiern im Februar zugelassen hätte? „Auf jeden Fall“, sagt Messing. Die Antwort mag vor dem Hintergrund der tragischen Ereignisse in den vergangenen Monaten erstaunen. Sie ist aber alles andere als pietätlos. „Natürlich macht der Blick auf die vielen Toten, Kranken und wirtschaftlich Betroffenen nachdenklich – trotzdem oder vielleicht gerade deshalb wäre ein wenig Leichtigkeit jetzt gut.“

Er würde in der Gestalt seiner Büttenfigur, der Haushälterin Lisbeth, nicht zum ungezügelten Frohsinn aufrufen. Das Nachdenkliche hätte seinen Platz. „Ich kann auch an Karneval meine Rede mit einem Gebet für die Verstorbenen beginnen“, sagt der Pfarrer. „Es steht uns Christen aber gut, an diesem Punkt unsere Botschaft der Hoffnung zu transportieren – auch fröhlich, auch zu Karneval.“ Seine Predigten wird er an den tollen Tagen wieder in Versform halten.

 

Karneval als Teambuilding

 

Vermissen wird er den Kontakt zu den Vereinen und Gruppen, die sonst mit den Menschen aus seiner Pfarrei für die Sitzungen kooperieren. „Da haben sich immer wunderbare Kontakte über die normalen Begegnungen in den Gremien ergeben.“ Das ist immer eine „Form des Teambuildings“, sagt Messing. „Von den gemeinsamen Karnevalserlebnissen zehren wir im Alltag.“

Sein Lieblingskostüm hätte in diesem Jahr gut gepasst, sagt er: „Der Harlekin ist ein ernsthafter Clown, der die Menschen aber auch fröhlich macht.“ Eine Botschaft, die er in diesem Jahr nur begrenzt vermitteln kann. Immerhin: In seiner Kirche wird in den kommenden Tagen ein Tisch stehen, von dem sich die Menschen mit Luftballons, Luftschlangen und Konfetti versorgen können. Und das Pfarrhaus ist bereits mit Girlanden und Clownsfiguren geschmückt. Ein bisschen Karneval muss für Messing sein – trotz Corona.

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