32 Schulen, 20.100 Schülerinnen und Schüler, 1.600 Lehrkräfte

Wie geht’s den katholischen Schulen im Bistum Münster?

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Die Nachfrage nach Plätzen an katholischen Schulen des Bistums Münster ist konstant hoch, heißt es aus der Hauptabteilung Schule im Generalvikariat. Woran liegt der Erfolg? Und wo hakt es? „Kirche-und-Leben.de“ hat nachgefragt.

Was sagt die Statistik?

Rund 20.100 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit die 32 Schulen im nordrhein-westfälischen Bistumsteil, die in Trägerschaft des Bistums Münster stehen – Schulen von Ordensgemeinschaften nicht mitgezählt. Drei der Schulen werden von Pfarreien getragen, aber ebenso im Generalvikariat verwaltet. 1.633 Lehrkräfte stehen in den Klassenräumen, hinzu kommen 185 weitere Beschäftigte wie Hausmeister oder Schulsozialarbeiterinnen.

Was sind Erfolgsfaktoren katholischer Schulen?

Judith Henke-Imgrund, Leiterin der Abteilung Schulentwicklung und Schulpastoral, verweist auf das pädagogische Konzept: „Lehren und Lernen verstehen wir an unseren Schulen als ein Beziehungsgeschehen. Das christliche Welt- und Menschenbild bildet die Grundlage des pädagogischen Selbstverständnisses unserer Schulen. Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt und haben dementsprechend einen ganzheitlichen Bildungsansatz.“ Dieses pädagogische Selbstverständnis und die damit einhergehende Wertevermittlung christlicher Werte sind nach Einschätzung von Henke-Imgrund für viele Menschen nach wie vor bedeutsam.

Zum pädagogischen Selbstverständnis der bischöflichen Schulen gehören „ein ausgeprägtes Beratungskonzept und Schulseelsorgende, die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen“, so Henke-Imgrund weiter.  Auch dies seien besondere profilbildende Elemente der katholischen Schulen.

„Zudem lassen sich viele gesellschaftliche Herausforderungen aus christlicher Perspektive deuten“, sagt sie. Das Thema Nachhaltigkeit etwa sei ein zutiefst christliches und verwurzelt im göttlichen Auftrag, die Schöpfung zu bewahren.

Im Hinblick auf die Digitalisierung des Lernens würden nicht nur digitale Medien im Unterricht eingesetzt, sondern auf Medienbildung und Medienethik werde an katholischen Schulen besonderer Wert gelegt. Schülerinnen und Schüler der bischöflichen Schulen sollten so zu einem verantwortlichen und reflektierten Umgang mit digitalen Medien befähigt werden.

Gibt es genügend Lehrkräfte?

Jana Diekrup. | Foto: Jens Joest
Jana Diekrup. | Foto: Jens Joest

Den landesweiten Lehrermangel spüren auch die Schulen im Bistum Münster, sagt Jana Diekrup, Leiterin der Abteilung Schulverwaltung. Schwierig sei es etwa bei Hauptfächern für Schulen der Sekundarstufe I. „Zudem gibt es Standortunterschiede. Münster ist aus Sicht vieler Lehrkräfte ein besonders attraktiver Arbeits- und Lebensort.“

Insgesamt sei die Versorgung mit Lehrkräften jedoch gut. Zudem beteilige sich das Bistum Münster und damit auch die Schulen an der Lehrerausbildung: „Wir bilden Referendare aus, wir stellen Lehrer als Fachleiter für die Lehramtsausbildung. Daher sind die katholischen Schulen als attraktive Arbeitsorte zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer bekannt“, so Diekrup.

Die Tatsache, dass das Bistum Schulträger ist, führe dazu, dass Lehrkräfte neben ihrer fachlichen auch eine persönliche Eignung mitbringen sollten, um an einer katholischen Schule zu unterrichten: „Darauf müssen sich die Lehrkräfte einlassen“, betont Judith Henke-Imgrund. „Wir führen in der Abteilung Schulentwicklung und Schulpastoral vor einer Einstellung mit jeder Lehrkraft ein Gespräch, um den Menschen kennenzulernen und in den Austausch darüber zu gehen, ob er bereit ist, die christlichen Werte unserer Schulen mitzutragen und zu vermitteln.“

Das habe nichts mit Vorgaben für den Lebenswandel zu tun, wie es sie lange Zeit vor allem für Religionslehrer gab. Vielmehr sei die Haltung der Lehrkräfte ausschlaggebend.

Auftrag der katholischen Schulen sei es, die Frage nach Gott wachzuhalten, sagt Henke-Imgrund. Lehrkräfte, die selbst mit einer Fragehaltung und Offenheit dem Glauben begegneten, könnten so diese Frage an den Schulen lebendig halten.

Zudem nimmt die Hauptabteilung Schule im Generalvikariat für sich in Anspruch, für alle an den katholischen Schulen beteiligten Menschen erreichbar zu sein – seien es die Schulleitungen, die Lehrerinnen und Lehrer, die nichtlehrenden Mitarbeitenden, Eltern, Schülerinnen und Schüler. Auch hier gelte: „Der Mensch steht im Mittelpunkt und für die vielfältigen Anliegen gibt es seitens des Schulträgers vielfältige Unterstützung“, sagt Henke-Imgrund.

Wie viel Geld steckt das Bistum in seine Schulen?

Judith Henke-Imgrund. | Foto: Jens Joest
Judith Henke-Imgrund. | Foto: Jens Joest

Laut dem Haushalt 2022 für den NRW-Teil des Bistums flossen 206 Millionen Euro in den Bereich Schulen, der größte Teil sind Personalkosten. Damit sind Schulen nach den Pfarreien der zweitgrößte Ausgabenposten im Haushalt.

Die Einnahmen – etwa Landeszuschüsse für den laufenden Schulbetrieb – beliefen sich auf 168 Millionen Euro. Damit trägt das Bistum 38 Millionen Euro der Kosten für seine Schulen aus eigenen Mitteln. Die bei weitem wichtigste Quelle dafür ist die Kirchensteuer.

Nicht-staatliche Träger so genannter „Ersatzschulen“ erhalten 85 Prozent der Kosten für den laufenden Betrieb vom Land. Der Eigenanteil von 15 Prozent kann aber auf sechs Prozent sinken, wenn freie Träger zum Beispiel Eigentümer ihrer Schulgebäude sind, sie selbst unterhalten und auch das Inventar selbst anschaffen. „Das ist bei allen Schulen des Bistums der Fall“, sagt Diekrup.

Es gibt immer weniger Kirchenmitglieder, mittelfristig sinken auch Kirchensteuer-Einnahmen. Müssen dann Schulen geschlossen werden?

Es gibt „keinerlei Überlegungen seitens der Bistumsleitung“, Schulen zu schließen oder zu verkleinern, betonen Jana Diekrup und Judith Henke-Imgrund, die mit Christian Schulte, Leiter der Abteilung Religionspädagogik, die Hauptabteilung Schule leiten.

„Angesichts der aktuellen und zukünftig zu erwartenden innerkirchlichen Entwicklungen sind die katholischen Schulen des Bistums Münster Orte, an denen Kirche lebendig ist, an denen Begegnung von Menschen allen Alters mit Glauben geschieht. Die katholischen Schulen sind in der Mitte der Gesellschaft verankert und geben der katholischen Kirche im Bistum Münster ein profiliertes Gesicht. Damit sind die katholischen Schulen auch in Zeiten sinkender Kirchensteuereinnahmen eine Investition in die Zukunft der katholischen Kirche im Bistum Münster“, ist Henke-Imgrund überzeugt.

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