Weniger katholische Schülerinnen und Schüler, weniger angehende Lehrkräfte

Hat der katholische Religionsunterricht noch Zukunft?

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Immer weniger Schülerinnen und Schüler sind katholisch und besuchen den Religionsunterricht, auch die Zahl angehender Lehrkräfte geht zurück. Wie ist die Lage des Faches im Bistum Münster?

Der katholische Religionsunterricht steht unter Druck: Die Zahl der Lehramtsstudierenden im Fach sinkt, mit nachlassender Kirchenbindung geht die Zahl potenzieller Lehrkräfte genauso zurück wie die der katholischen Schülerinnen und Schüler. Im Bistum Münster gibt es bereits überkonfessionelle Kooperationen. Hat das Fach Katholische Religion überhaupt Zukunft?

Ja, sagt Christian Schulte. Er ist Teil der dreiköpfigen Leitung der Hauptabteilung Schule im Generalvikariat und leitet zugleich die Abteilung Religionspädagogik. „Eine Garantie kann ich natürlich nicht geben. Aber für eine absehbare Zeit würde ich auf jeden Fall Ja sagen.“

Wo Lehrkräfte fehlen

Allerdings: Die zurückgehende Zahl von Studierenden im Fach Katholische Religion „macht mir schon Sorgen“. Im Wintersemester 2022 / 23 gab es an der Universität Münster 120 Erstsemester.

Ähnlich wie auf dem Lehrkräfte-Arbeitsmarkt insgesamt zeigt sich: Es fehlt vor allem in der Sekundarstufe I. „60 Studienanfänger möchten an die Grundschule, 40 ans Gymnasium, 20 an Haupt-, Real- und Sekundarschulen.“

Missio-Ordnung reformiert

Ob sich die 2023 reformierte Missio-Ordnung für das Bistum Münster positiv auf Studierendenzahlen auswirkt, ist noch nicht absehbar. Im Zug der Reform des kirchlichen Arbeitsrechts waren Anforderungen an Religionslehrkräfte gelockert worden. Entscheidend ist nun das „Zeugnis christlichen Lebens“.

Bisher hatte es noch Vorgaben zur privaten Lebensführung gemäß katholischer Lehre gegeben – wobei diese im Bistum Münster großzügig ausgelegt worden seien, so Schulte. Inzwischen darf – auch offiziell – offen homosexuell lebenden Lehrkräften oder wiederverheirateten Geschiedenen die kirchliche Unterrichtserlaubnis nicht mehr ohne weiteres entzogen oder verweigert werden.

Nur wenige Lehrkräfte geben ihre Missio zurück


Christian Schulte leitet die Abteilung Religionspädagogik im Generalvikariat in Münster. | Foto: Jens Joest

Derzeit unterrichten Im nordrhein-westfälischen Bistumsteil knapp 6.000 Lehrerinnen und Lehrer katholische Religion. Und halten offenbar trotz aller kirchlicher Skandale daran fest: „In den zwölf Jahren meiner Tätigkeit haben – aus unterschiedlichen Gründen – nur 21 Lehrkräfte ihre Missio zurückgegeben“, sagt Schulte.

Wegen der Veränderungen der Schülerschaft unterrichten Lehrkräfte zunehmend in überkonfessionellen Modellen. Während in Niedersachsen angesichts kleiner werdender konfessioneller Gruppen die Kirchen selbst das ökumenische Fach „Christlicher Religionsunterricht“ anstreben, geht NRW einen anderen Weg: „An landesweit mehr als 500 Schulen gibt es konfessionell-kooperativen Unterricht“, berichtet Schulte.

Konfessionelle Kooperationen

Der kommt dort zum Tragen, wo es nicht genügend Schüler – oder Lehrkräfte – für konfessionellen Unterricht gibt. Dabei ist dem Bistums-Experten wichtig: „In solchen Gruppen unterrichten die jeweiligen Fachlehrer neben den allgemeinen besonders die Inhalte ihrer eigenen Konfession.“

Die Geschichte der Reformation stellt also ein Protestant vor, das katholische Sakramentenverständnis ein Katholik. Schulte erwartet auch, dass es zu gemeinsamen Projekten mit dem islamischen Religionsunterricht und langfristig auch mit dem Ersatzfach „Praktische Philosophie“ kommt.

Es soll ein Bekenntnis-Unterricht bleiben

Wichtig ist den Kirchenvertretern, dass es insgesamt bei einem Religions-Unterricht durch Vertreter des jeweiligen Bekenntnisses bleibt. Es soll nicht zu „Religionskunde“ kommen, in der die Inhalte der Religionen von Menschen vermittelt werden, die der Konfession selbst nicht unbedingt angehören.

Ziel des Religionsunterrichtes bleibt es Schulte zufolge, Schülern nicht nur Wissen beizubringen, sondern Werte wie Toleranz und Dialogfähigkeit. Und das auf der Basis des katholischen Zeugnisses – vermittelt und vorgelebt von engagierten Lehrkräften.

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