Wegen Äußerungen gegen Inklusion im MDR: Elternkreis organisiert Menschenkette in Vechta

Familien behinderter Kinder rufen zur Demo gegen AfD-Politiker Höcke auf

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Mit einer Menschenkette wollen Eltern von Kindern mit Behinderung ein Zeichen setzen gegen AFD-Landeschef Björn Höcke. Der hatte Inklusion als „Ideologieprojekt“ bezeichnet, von dem man Schulen befreien müsse. Drei Fragen an Nicole Nordlohne vom Elternkreis „next generation“, der zu dem Protest aufruft.

Frau Nordlohne, was hat Sie zu der Menschenkette motiviert?

Ich hatte das Sommerinterview von Björn Höcke mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) gehört und gelesen, in dem er Inklusion als „Ideologieprojekt“ bezeichnet, von dem das Bildungssystem befreit werden müsse. Fast zeitgleich hatte ich eine Dokumentation über eine Holocaust-Überlebende gesehen. Die Frau sagte in dem Film: „Das Schlimmste ist, wenn die Menschen gleichgültig sind.“ Vor diesem Hintergrund entstand bei mir und bei anderen Eltern im Elternkreis „next generation“ die Idee, ein deutliches Zeichen zu setzen. Weil wir uns schon seit längerem Sorgen machen, wohin der Trend in unserem Land mit dem Aufschwung der AfD gerade geht. Wir wollen in Vechta eine stille Menschenkette dagegen organisieren. Und damit symbolisch zeigen, dass wir die Stadt vor solchen Einflüssen beschützen wollen.

Wie sehr haben Sie Höckes Worte berührt?

Nicole NordlohneNicole Nordlohne ist Vorsitzende des Elternkreises „next generation e. V.“ | Foto: Michael Rottmann

Sie haben mich schwer getroffen. Gerade vor dem Hintergrund, dass meine Tochter schwerstbehindert war und in der Nazi-Zeit eine der Ersten gewesen wäre, die man gnadenlos umgebracht hätte. Dazu kommt die Entwicklung, die wir derzeit erleben und die auch in Höckes Sommerinterview deutlich wird. Etwa wenn er sagt: „Gesunde Gesellschaften haben gesunde Schulen“ und kurz darauf Inklusion in einer Weise infrage stellt, die zeigt, dass nach seiner Meinung Kinder mit Behinderung in Schulen nur stören. Es scheint immer salonfähiger zu werden, Menschen mit besonderen Herausforderungen an den Rand der Gesellschaft zu drängen.

Björn Höcke nennt Inklusion an Schulen ein Ideologieprojekt, das „unsere Kinder nicht weiterbringt und unsere Schüler nicht leistungsfähiger“ macht. Was halten Sie dem entgegen?

Dass das Gegenteil der Fall ist. Wenn Kinder mit Beeinträchtigung inklusiv beschult werden und diese inklusive Beschulung gut ausgestattet und begleitet vonstattengeht, dann sind diese Kinder eine absolute Bereicherung für alle Kinder, auch für Kinder ohne Beeinträchtigungen. Zum Beispiel, weil sie Sozialverhalten dazulernen und lernen, offen für andere Menschen zu sein. Sie lernen, dass es schwächere und auch stärkere Menschen gibt und wie wichtig und wertvoll es ist, mit ihnen zusammen zu sein. Das geht insbesondere im Kontakt mit Menschen, die nicht von Natur aus ohne Behinderung geboren sind.

„Next Generation“
Im Selbsthilfe-Elternkreis „Next Generation“ haben sich seit 2006 ausgehend vom oldenburgischen Lohne (Kreis Vechta) Familien mit Kindern mit Behinderung zusammengeschlossen. Derzeit gehören 55 Familien dem Kreis an. Bei regelmäßigen Treffen bieten sie Gelegenheit zu Austausch oder organisieren Fahrten und Informationsveranstaltungen. Nähere Informationen unter www.elternkreis-next-generation.de.

Die Menschenkette unter dem Motto „Haltung statt Spaltung. Inklusion ist Menschenrecht“ soll beginnen am Mittwoch, 27. September, um 17 Uhr am Gedenkstein der ehemaligen Synagoge in der Juttastraße in Vechta.

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