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Thomas Hüwe, Leitender Pfarrer in Rheine, wählte in einer Predigt deutliche Worte gegen die AfD und wird seitdem bedroht, berichtet er „Kirche-und-Leben.de“. Das Bistum Münster stellt sich klar an seine Seite.
Im Streit um AfD-kritische Aussagen in einer Predigt stellt sich das Bistum Münster an die Seite von Pfarrer Thomas Hüwe aus Rheine. Das erklärt Bistumssprecher Stephan Kronenburg gegenüber „Kirche-und-Leben.de“.
Die christliche Botschaft sei eine „Botschaft der Nächstenliebe, der Toleranz und der Zuwendung“, sagt Kronenburg. Christinnen und Christen seien „zum Widerspruch aufgerufen, wenn diese Haltungen und Werte massiv in Frage gestellt werden. Das und nichts anderes hat der Pfarrer getan.“
Was war passiert?
Hüwe, Leitender Pfarrer der Pfarrei St. Johannes der Täufer, hatte in der Predigt am vergangenen Sonntag dafür geworben, „den Nächsten in den Blick zu nehmen“. Die Gesellschaft habe „das gemeinsame Ziel aus den Augen verloren“, gehe nicht achtsam miteinander um. Davon würden die AfD und andere rechte Parteien profitieren.
Auf AfD-Seiten kursiert eine Video-Sequenz, die aus der Internet-Übertragung des Gottesdienstes entnommen scheint. In der Sequenz ist eine Stimme zu hören, die offenbar - ohne Mikrofon - gegen Hüwes Aussagen protestiert. Verständlich sind die Sätze im Video nicht.
"Gehen Sie mit Gottes Segen"
Es kommt zu einem Wortwechsel. Der Pfarrer sagt unter anderem: „Die AfD können wir als Christen nicht unterstützen.“ Zudem habe er „nur gegen Menschenverachtung gesprochen“.
Daraufhin scheint die streitende Person anzukündigen, den Gottesdient zu verlassen. Hüwe bedauert, dass seine Aussagen verletzt hätten, sagt aber an die Person gewandt: „Gehen Sie mit Gottes Segen.“ Am Ende der Video-Sequenz brandet offenbar Applaus in der Kirche auf.
Hüwe: Gehässigkeit gegen mich macht traurig
Auf der Internetseite der AfD Münster ist von einer „Hetztirade“ Hüwes die Rede. Der Pfarrer habe „vollends“ vergessen, „was allein sein seelsorgerisches Aufgabengebiet ist“. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die AfD als rechtsextremen Verdachtsfall ein.
Zu „Kirche-und-Leben.de“ sagt Hüwe, er sei erschrocken über Anfeindungen und Drohungen, die er erlebe: „Das kostet Kraft. Mit diesen Pöbeleien habe ich nicht gerechnet. Es macht mich traurig, mit welcher Gehässigkeit gegen mich geschossen wird. Es zeigt, dass Kirche keinen Schutzraum mehr bietet.“
Pfarrer: Stehe zu meinen Äußerungen
Zur Predigt und zu dem Wortwechsel wolle er nichts mehr sagen. „Inhaltlich stehe ich zu meinen Äußerungen. Es geht um Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen. Da hat Ausgrenzung keinen Platz.“
Zur AfD und zur Kampagne gegen sich wolle er sich derzeit nicht weiter äußern. „Vielleicht dann, wenn ich nicht mehr so geschockt bin über die größtenteils anonymen Beschimpfungen, die mich getroffen haben.“
Bistum: Frohe Botschaft ist nicht neutral
Bistumssprecher Kronenburg betont, selbstverständlich habe „die Frohe Botschaft Jesu Christi auch politische Implikationen“ und sei daher „nicht neutral“. Eine „Haltung von Menschen, die ein fremdenfeindliches, völkisches, rassistisches und antisemitisches Weltbild haben“, widerspreche den Grundaufträgen der Kirche, etwa dem Dienst am Mitmenschen.
