Die bewegende Geschichte einer somalischen Frau von Flucht, Familientrennung und neuem Glück

Wie zwei Frauen in Gronau den Hileyes halfen, wieder zusammen zu sein

Anzeige

Sie flüchtete aus Somalia, musste ihre beiden Kinder zurücklassen, kam allein nach Deutschland. Das ist sieben Jahre her. Und jetzt scheint alles gut zu werden. Seynab Mohamed Hileye wird am 1. August 2023 im St.-Agatha-Domizil in Gronau-Epe eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin beginnen. Erst vor zwei Jahren konnte sie ihre Tochter und ihren Sohn über abenteuerliche Wege nach Gronau holen. Dass die Familienzusammenführung und ein neuer Start ins Leben geglückt sind, hat auch mit zwei Frauen der Kirche zu tun.

Der Blick nach vorn hat Seynab Mohamed Hileye die Kraft gegeben, in Deutschland ein neues Leben aufzubauen und niemals von ihrem Traum zu lassen, ihre Tochter Fatuma und ihren Sohn Abdiqani zu sich nach Gronau zu holen. Kraft gegeben haben ihre viele helfende Hände, die sie in ihrer neuen Heimat gefunden hat.

„Ich bin dankbar für das, was ich an Hilfe erfahren durfte“, sagt Seynab Mohamed Hileye und nennt besonders zwei Frauen, die immer für sie da gewesen seien, wenn Kraft und Zuversicht nachließen. Das ist zum einen Christiane Hölscher, die Pastoralreferentin von St. Agatha in Gronau-Epe, und zum anderen Marlies Imping, früher langjährig Caritas-Flüchtlingsberaterin. Die beiden hätten ihr geholfen, ihre Familie zusammenzuführen und den Weg für eine berufliche Perspektive zu ebnen.

Ausbildungsplatz im St.-Agatha-Domizil

Am 1. August 2023 beginnt Seynab Mohamed Hileye im St.-Agatha-Domizil in Gronau-Epe ihre Ausbildung zur Altenpflegehelferin. Ihr Wunsch ist es, danach auch Altenpflegerin zu werden. Viele der alten und pflegebedürftigen Menschen in der Einrichtung kennen sie längst, denn in den letzten Monaten hat sie dort ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert.

Die 38-Jährige hat viel dafür getan, in Gronau Fuß zu fassen, wo sie seit sieben Jahren lebt. Allein hat sie sich Anfang 2016 auf den Weg gemacht, hat ihre Heimat Somalia verlassen. Sie musste fliehen und ihre beiden kleinen Kinder in der Obhut ihrer Mutter zurücklassen. Sie kam nach Deutschland, lebte einige Wochen in einem Camp in Dortmund und in einem Flüchtlingsheim in Ahlen, stellte in Essen einen Asylantrag und fand schließlich eine Bleibe in Gronau.

Netzwerk der Flüchtlingshilfe in Gronau

Dort lernte sie Marlies Imping kennen. Die langjährige Caritas-Sozialberaterin hat in der Stadt ein Netzwerk für die Integration geflüchteter Menschen aufgebaut und arbeitet heute in der Beratungsstelle „Chance“ mit, um bei der Eingliederung in einen Beruf mitzuhelfen.

Durch ihre Unterstützung nahm Seynab Mohamed Hileye an den Integrations-Kursen teil und lernte fleißig die deutsche Sprache. Vor zwei Jahren machte sie den Hauptschulabschluss der 9. Klasse. 

Kinder warteten in Kenia 

Damit bot sich wie durch eine glückliche Fügung die Chance für eine Familienzusammenführung mit den Kindern Abdiqani und Fatuma, die inzwischen mit ihrer Großmutter nach Kenia geflohen waren. Seynab Mohamed Hileye reiste in die Hauptstadt Nairobi, um ihre damals zwölf- und 14-jährigen Kinder endlich nach Deutschland zu holen. 

Damit das gelingen konnte, unterstützte sie das Netzwerk um Marlies Imping, zu dem auch die Pfarrei St. Agatha gehört. Zahlreiche behördliche Hürden mussten genommen werden. Ausreisepapiere wurden immer wieder hinterfragt, die damals notwendigen Corona-Testungen für die Ausreise wurden in Kenia immer teurer und ließen sich nur über Schmiergelder besorgen.

Spenden aus der Pfarrei

Die Pfarrei St. Agatha startete einen Spendenaufruf, sammelte Geld für die Reisekosten und für den Bürokratie-Marathon, der in Kenia zu durchlaufen ist, wenn Papiere und Stempel zu besorgen sind. Mehrere Tausend Euro spendeten Gemeindemitglieder, um all diese Dinge erledigen zu können.

Dank ihres eisernen Willens überwand Seynab Mohamed Hileye Willkür und Korruption in Kenia, besorgte alle notwendigen Ausreise-Papiere und kam schließlich mit ihren beiden Kindern in Gronau an. Das Erste, was sie dort machte: Sie meldete die Kinder an den Schulen an. „Ich sage ihnen, sie müssen die deutsche Sprache lernen, auch wenn es schwerfällt“, erzählt sie.

Integration über Schule und Sport

Nach zwei Jahren haben sich die Kinder in Gronau gut eingelebt. Fatuma, inzwischen 14 Jahre alt, geht in die 9. Klasse der Gesamtschule. Der 16-jährige Abdiqani hat schon längst viele Freunde gewonnen und ist im Fußballverein ein beliebter Mitspieler.

„Ich lege Wert darauf, dass die Kinder eine gute Ausbildung machen und hier eine Heimat finden, so ich wie sie hier gefunden habe“, sagt die Mutter. Bis heute hält sie freundschaftlichen Kontakt zu Marlies Imping und Christiane Hölscher, die neben vielen anderen Helferinnen und Helfern den Start in ein neues Leben leichter gemacht haben.

Froh über neue Heimat

Heimweh nach Somalia habe sie nicht, erzählt Seynab Mohamed Hileye, auch wenn ihre Mutter dorthin zurückgekehrt ist. „Ich denke oft an sie. Meine Mutter hat mir geholfen, den Weg zu gehen, den ich gehen musste. Das hatte seine Gründe. Jetzt bin ich froh über mein Leben und das Zusammensein mit meinen Kindern.“

Anzeige