Michael Rottmann zu Kürzungen im Bundeshaushalt

Ampel-Pläne zur Flüchtlingsberatung: Wo Sparen teuer werden kann

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Das soll einer verstehen! Ausgerechnet in einem Jahr, in dem so viele Menschen wie lange nicht in Deutschland Schutz suchen, will die Ampelregierung massiv an Ausgaben für gelungene Migration sparen. Fatal, meint Reporter Michael Rottmann.

Haben Sie sich auch schon mal im Labyrinth der deutschen Bürokratie verlaufen? Zum Beispiel auf einem Formular einen Haken falsch gesetzt oder einen Schachtelsatz nicht verstanden – und deshalb eine Frist versäumt? Kann schnell mal passieren. Und zwar jedem.

Und dann stellen Sie sich vor, wie es Geflüchteten aus einer brutalen Diktatur geht, die in unserem Land Asyl suchen! Die die Sprache nicht verstehen, die in Angst und Sorgen um ihre zurückgebliebene Familie leben, von denen viele Nacht für Nacht gequält werden von schrecklichen Flucht-Erinnerungen.

Rotstift bei Hilfe für Geflüchtete kommt zur Unzeit

Gut, dass für sie Beratungsangebote – auch der Caritas – zur Verfügung stehen: die Migrationsberatung etwa oder psychosoziale Zentren und seit diesem Jahr auch eine unabhängige Asylverfahrensberatung.

Und angesichts Rekordzahlen bei der Zuwanderung ist es völlig unverständlich, dass ein Haushaltsentwurf der Ampel-Koalition in allen drei Bereichen für 2024 kräftig den Rotstift ansetzt. Zur Unzeit: Wo doch die Zahl der Erstanträge auf Asyl im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 78 Prozent gestiegen ist.

Gelungene Zuwanderung gibt es nicht zum Nulltarif

Wie kommen die beteiligten Ministerien bloß darauf, dass man angesichts dessen künftig auch gut mit 57 Millionen Euro statt der in diesem Jahr kalkulierten 81 Millionen für Migrationsberatung auskommen kann? Ein Drittel weniger, trotz stabiler Nachfrage.

Und wie ist es zu erklären, dass im kommenden Jahr bei der unabhängigen Rechtshilfe für Asylverfahren 20 statt der erwarteten 40 Millionen Euro genug sind? Im Bereich der psychosozialen Zentren – wo unter anderem schwer traumatisierten Frauen und Kindern geholfen wird – sehen die Pläne sogar eine Kappung von 17 auf 7 Millionen vor.

Jedem muss klar sein: Gelungene Migration und Integration ist nicht zum Nulltarif zu haben! Wer Zuwanderung im aktuellen demografischen Wandel zur Chance für unser Land machen will, der muss in die Menschen investieren. Weil sich das am Ende rechnet: Gute Beratung hat schon vielen den Weg in Bildung und Arbeit frei gemacht. Sparen am falschen Ende dagegen kann teuer werden.

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