Pfarrei in Bocholt startet das Projekt „Kirche für Künstler“

Zeichen der Solidarität: Pfarrei engagiert Künstler für Gottesdienste

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Viele Künstler haben durch die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie massive Einnahmeverluste. Die Pfarrei St. Georg in Bocholt setzt ein Zeichen der Solidarität und lädt Kulturschaffende ein, sonntägliche Gottesdienste zu gestalten. Dafür bekommen sie ein Honorar. Im Gespräch erklärt der Kirchenmusiker und Kreisdekanatskantor für das Kreisdekanat Borken, Werner Hespe, das Projekt „Kirche für Künstler“.

Herr Hespe, Sie haben zusammen mit der Bocholter Pfarrei St. Georg die Aktion „Kirche für Künstler“ ins Leben gerufen. Was verbirgt sich hinter dem Projekt?

Pfarrer Matthias Hembrock machte uns auf die besondere privilegierte Situation der Kirchen aufmerksam: Während fast alle Kulturschaffenden vom Lockdown betroffen sind und sowohl auf die Ausübung ihrer Tätigkeit als auch auf die lebenswichtigen Einnahmen daraus verzichten müssen, ist es den Kirchen gestattet, ihren Kult, also ihre Gottesdienste, weiter lebendig zu halten. Hinzu kommt die in unserer Gemeinde sehr gute Situation, dass für die Kirchenmusik ein Etat zur Verfügung steht, der aber in diesem Jahr durch die besonderen Umstände kaum aufgebraucht werden wird. Bringt man beides in Verbindung, so ist der Weg nicht mehr allzu weit zu unserer Aktion „Kirche für Künstler“.

Wie sollte und kann Kirche Solidarität mit den Kunst- und Kulturschaffenden zeigen?

Werner Hespe
Kreisdekanatskantor Werner Hespe hat die Aktion „Kirche für Künstler“ ins Leben gerufen.

Wir geben Künstlern eine finanzielle Zuwendung und bieten ihnen eine Möglichkeit, sich mit ihrer Kunst in den Gottesdienst zu integrieren. Daraus kann eine Win-Win-Situation entstehen. Für die Kulturschaffenden ist es durchaus eine besondere Aufgabe, den Gottesdienst nicht als Bühne für ihre Kunst zu benutzen, sondern sich tatsächlich in den Gottesdienst einzubinden. Für die Gemeinde bedeutet es, sich auf neue Formen der „Verkündigung“ einzulassen, neue Elemente im Gottesdienst zuzulassen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Mit Musikern ist dieses Unterfangen kein schwieriges. Aber für Darstellende Künstler, wie Theater-Schauspieler, und Bildende Künstler, wie Maler und Grafiker, ist das Neuland.

Auf welche Künstler darf sich Ihre Pfarrei in den nächsten Wochen freuen?

Am kommenden Wochenende wird eine Sopranistin aus Gelsenkirchen in St. Georg zu Gast sein, die Musik von Bach und Reger mitbringen wird. Am vierten Advent wird die „freie kulturkommune“ es sich zur Aufgabe machen, die Lesungstexte dieses Tages umzusetzen und in ihren Werken den Gottesdienstbesuchern zugänglich zu machen. Der leider wegen Krankheit ausgefallene Termin mit dem Theater Odos auf Münster - einem kleinen politischen Theater aus Münster - wird dann hoffentlich zu Beginn des neuen Jahres nachgeholt werden.

Wie halten Sie in diesen Wochen Kontakt zu Ihren Chören und Instrumentalisten?

Für unsere Chorsänger, vor allem die älteren, ist diese Zeit sehr schwer: Sie vermissen nicht nur das Stimmtraining, das sie ein Stück weit gesund und „jung“ hält, sondern vor allem auch die regelmäßige Gemeinschaft und das Erfolgserlebnis einer gelungenen Mitgestaltung der Messen. Mit dieser so genannten Risiko-Gruppe habe ich auch in diesem Jahr nur sehr spärlich Treffen vereinbaren können. Kleinere Gruppen wie unsere Schola und der Projektchor und jüngere Leute im Chor „Allegro“ tun sich da etwas einfacher. Den Kontakt versuche ich zu halten durch regelmäßige Rundbriefe, spärliche Chorproben und vor allem durch Stimmbildungs-Podcasts, die über die Homepage der Pfarrei verbreitet werden. In diesen biete ich eine Art „Einsingen“ an, um die Stimmen weiterhin zu trainieren. Einige Chorsänger gaben mir ein sehr positives Feedback: Das ist ja fast wie in der Chorprobe - aber eben nur fast.

Wenn Kulturveranstaltungen wieder unter Beschränkungen möglich wären: Was werden Sie als erstes tun?

Das ist rasch zu beantworten: Wir hatten mit unserem Projektchor und dem Bocholter Collegium musicum für März diesen Jahres Mozarts „Requiem“ einstudiert, hatten alles vorbereitet, und dann machte uns 14 Tage vor unserer geplanten Aufführung der Lockdown einen Strich durch die Rechnung. Das war für alle Beteiligten eine furchtbare Enttäuschung. Ein neu angesetzter Termin im November musste letztendlich auch abgesagt werden. Wenn also Kultur-Veranstaltungen wieder möglich sind, werde ich mich auf jeden Fall sofort darum bemühen, Chor, Orchester und Solisten zu reaktivieren, um dieses wunderbare Werk kurzfristig wiederaufzuführen.

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