Rezension zu „Eine gemalte Predigt – Der Schöppinger Altar“ von Wolfgang Böcker

Faszinierende Altarbilder eines unbekannten Meisters

  • Seit über 550 Jahren existiert das besondere Altarbild in der Schöppinger St.-Brictius-Kirche.
  • Somit ist es der einzige Altar im Münsterland, der an seinem ursprünglichen Aufstellungsort über so lange Zeit vollständig erhalten geblieben ist.
  • Wolfgang Böcker, ehemaliger Pfarrer der Schöppinger St.-Brictius-Kirche, hat nun ein Buch über diesen Altar veröffentlicht.

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Der Schöppinger Flügelaltar ist ein herausragendes Meisterwerk in Westfalen – geschaffen von einem unbekannten Künstler der Spätgotik. Seit über 550 Jahren existiert dieses besondere Altarbild in der Schöppinger St.-Brictius-Kirche – der einzige Altar im Münsterland, der an seinem ursprünglichen Aufstellungsort über so lange Zeit vollständig erhalten geblieben ist.

Wolfgang Böcker, ehemaliger Pfarrer der Schöppinger St.-Brictius-Kirche, ist von Jugend an fasziniert von der symbolträchtigen Bildersprache dieses einzigartigen Flügelaltars: „Seit 1975 stehe ich fast täglich vor diesem großartigen Meisterwerk und entdecke immer wieder Neues. Bei vielen Kirchenführungen bin ich aufgefordert worden, meine Gedanken schriftlich festzuhalten. So entstand die Idee zu diesem Buch.“

 

Keine „fromme Bibel-Illustrierung“

 


Wolfgang Böcker
Eine gemalte Predigt
Der Schöppinger Altar

978-3-944974-53-8
Hardcover
128 Seiten, viele farbige Abbildungen
Preis: 19,80 €
Online-Bestellung hier möglich

Aus Sicht des Theologen und kunsthistorisch Interessierten geht der Autor den aussagekräftigen Altarbildern auf den Grund. Detailreiche, farbenprächtige Szenen erzählen die großen Heilsereignisse der Bibel: Verkündigung und Menschwerdung Gottes, Jesu Leiden, Kreuzestod, Auferstehung und Himmelfahrt sowie das Pfingstereignis. Dargestellt ist nicht einfach eine „fromme Bibel-Illustrierung“ – der unbekannte Künstler bringt vielmehr zahlreiche interessante Details ins Spiel, die entdeckt werden wollen. Alles hat etwas zu bedeuten.

Symbole werden künstlerisch kreativ eingesetzt, eine feine Ausgestaltung von Mimik und Körpersprache birgt Aussagen ebenso wie etwa die auf einem Bild dargestellte Bewegungsrichtung von Personen. Manche Szenen wirken lebendig-dramatisch, andere meditativ-lyrisch. Die Erzählfreude des Künstlers und der Facettenreichtum des Dargestellten zeugen davon, dass alles, was auf dem Schöppinger Altar zu sehen ist, tief durchdacht ist. Ein durchbetetes Glaubenszeugnis, eine „gemalte Predigt“ spricht hier zum Betrachter.   

 

Genug Raum für eigene Deutungen

 

Wolfgang Böcker bietet in seinem reich bebilderten Buch dem Leser viel Wissenswertes. Seite für Seite bekommt man zunehmend einen Blick dafür, Details und Aufbau der Altarbilder wahrzunehmen und im Kontext der Spätgotik zu verstehen. Kunsthistorische Vergleiche weiten dabei den Blick über Schöppingen hinaus. So lernt man weitere westfälische Altarbilder kennen, unter anderem den Billerbecker und Soester Altar.

Mit diesem lesenswerten Buch erfährt der herausragende Schöppinger Altar erstmalig in der Literatur eine Würdigung. Das Schöne an der Lektüre: Sie ist lehrreich, bietet aber zugleich genug Raum für eigene Deutungen.

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