Angebot der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) im Bistum Münster

Bei Läusen und nassen Zelten: So hilft das Notfalltelefon Ferienlagern

  • Die Katholische Junge Gemeinde (KJG) im Bistum Münster bietet ein Notfall-Telefon für Betreuer in Ferienlagern an.
  • Bei Problemen, die nicht vor Ort gelöst werden können, stehen den Lagerleitungen erfahrene Mitarbeiter des Verbands zur Verfügung.
  • Kinderkrankheiten, Versicherungsfragen und Wetterturbulenzen sind Klassiker unter den Anruf-Gründen

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Das Handy wandert von Woche zu Woche. Aus dem Team der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) im Bistum Münster haben sich acht Haupt- und Ehrenamtler bereit erklärt, es für einige Tage mitzunehmen. Damit ist eine vollständige Abdeckung der Sommerferien gewährleistet: 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche ist über das Notfall-Telefon jemand erreichbar, der Betreuern von KJG-Ferienlagern in Problem-Situationen zur Seite steht.

So war das auch vor einigen Wochen, als Inga Piontek der Notruf eines Freizeitleiters erreichte. „Gerade aus dem Freizeitpark zurückgekehrt, breitete sich ein Magen-Darm-Infekt aus.“ Die Zahl der Betroffenen stieg rasant, schnell waren zehn Kinder erkrankt.

Trotz aller Fortbildungen und Vorbereitungen für solche Fälle war die Verunsicherung bei den zum Teil minderjährigen Betreuern groß. „Sie hatten auch Sorge, dass sie selbst erkrankten und den Kinder damit nicht mehr hätten beistehen können.“

Ruhe und Lob helfen

Die Bildungsreferentin des KJG-Diözesanverbands weiß, was in dieser Situation als erstes hilft: „Ruhe vermitteln und für den Einsatz loben.“ Das kann sie gut. Nicht nur, weil sie als Außenstehende eine wichtige Distanz zu den Ereignissen hat. Auch, weil sie - wie alle anderen Mitglieder des Telefon-Teams - selbst jahrzehntelange Ferienlager-Erfahrung besitzt. „Das, was dann vor Ort los ist, können wir gut nachvollziehen.“

Neben dieser „Telefon-Seelsorge“ braucht es aber auch konkrete Tipps und Hinweise, wie die Situation zu meistern ist. Dafür liegt eine Kladde bereit, in der wichtige Informationen, Kontakte und Vorgehensweisen vermerkt sind: Beratungsstellen, Ansprechpartner beim Bistum Münster, Versicherungsnummern…

„Das meiste können wir aber aus dem Bauch heraus regeln“, sagt Piontek. „Wenn wir uns gemeinsam mit den Betreuern einen Überblick verschafft haben, ist meist schon viel Druck aus der Situation genommen.“

Überblick bewahren

So war es auch bei dem Ferienlager mit den Magen-Darm-Problemen. Piontek sagte dem Team, es solle die Betroffenen separieren und einen genauen Überblick über die Zahl der Erkrankten behalten. „Setzt euch eine Marke, ab der ihr der Sache nicht mehr gewachsen seid“, sagte sie der Lagerleitung. „Dann müsst ihr das Lager abbrechen.“ Leider war diese Grenze schon am nächsten Morgen erreicht. Die Eltern wurden kontaktiert und die Kinder einzeln abgeholt, um weitere Ansteckungen zu vermeiden.

So ein Virus ist ein Klassiker unter den Notfall-Anrufen. Läuse (dann müssen alle Kinder shampooniert werden), Versicherungsfragen (Nummer der Police finden) oder "Land unter" bei Starkregen in Zeltlagern (Schlafsäcke trocknen) gehören auch dazu.

Es gibt aber auch Fälle, bei denen das Team in Münster auch mal schmunzeln musste. „Da war der Bulli, den irgendjemand in der Nacht über den Versammlungsplatz gefahren und dabei Bänke umgefahren hatte.“ Öl war ausgelaufen, keiner vor Ort wusste, was zu tun war. „Ruft die Feuerwehr“, war der schlichte Rat Pionteks. Die Situation war gerettet.

Hohe Sensibilität für ernste Situationen

Es gibt aber auch Situationen mit ernsthaftem Hintergrund. Gerade durch die Präventionsschulung, die alle Betreuungskräfte absolvieren müssen, ist im Bereich sexualisierte Gewalt eine besonders hohe Sensibilität wahrzunehmen. „Das sind in der Regel keine schlimmen Fälle“, sagt Piontek. Pärchen-Bildung unter den Teilnehmenden nennt sie als typisches Bespiel, das die Betreuenden oft schon gut gelöst hätten. „Sie rufen trotzdem an, um sich Sicherheit zu holen – ein gutes Zeichen für die gewachsene Aufmerksamkeit.“

Acht Mal hat das Handy in dieser Sommersaison bislang geklingelt. Im Vergleich mit den Vorjahren ein normaler Schnitt bei den 35 KJG-Lagen mit insgesamt mehr als 1.000 Teilnehmenden im Sauerland, den Niederlanden, Italien oder Dänemark.

Nur in der Corona-Zeit stieg der Beratungsbedarf deutlich an. Die Zeiten detaillierter Hygiene-Konzepte sind aber zum Glück vorbei. Jetzt geht es vor allem wieder um Klassiker: Um nasse Zelte, um Kinderkrankheiten und um die richtige Versicherungsnummer.

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