Ehrenamt in Ferienfreizeiten (2) - aus Bakum

Lagerleiter Simon Haude ist mit dem Zeltlager-Virus infiziert

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Was wären die beliebten Ferienfreizeiten für Kinder ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer? Auch in diesen Wochen wieder schlagen sie sich Nächte um die Ohren, verbringen unzählige Stunden mit Telefonieren und Organisieren, rühren in überdimensionalen Kochtöpfen, trösten bei Heimweh und kleben Pflaster. Stellvertretend stellen wir in dieser Woche Engagierte vor. Heute: Lagerleiter Simon Haude aus Bakum.

Der Höhepunkt des Zeltlagers? Für Simon Haude kommt der immer zum Schluss. Wenn die Kinder nach einer Woche völlig erschöpft sind – aber glücklich. „Manche bedanken sich dann noch für die schöne Zeit.“ Der 33-Jährige lächelt. „Das ist immer ein schönes Gefühl!“

An diesem Samstag, 8. Juli, ist es so weit. Dann beginnt das Zeltlager der St.-Johannes-Pfarrei im oldenburgischen Bakum, das 50. überhaupt. Und Simon Haude leitet es – wieder einmal.

Simon Haude leitet Zeltlager mit 100 Kindern

Sieben Tage 100 Kinder bei Laune halten, 30 Gruppenleiter motivieren, für das Drumherum sorgen – ganz schön viel Arbeit für den gelernten Elektriker, der als Klimatechniker tätig ist. Warum tut man sich so etwas Jahr für Jahr an?

Simon Haude lächelt und zögert zunächst mit der Antwort. Er ist dabei, seit er sechs Jahre alt war. Zuerst als Teilnehmer, später als Gruppenleiter und seit 2009 als Lagerleiter. Mal allein und mal in einem Leitungsteam.

Urlaub ist das Ferienlager nicht

Ist es für ihn Urlaub? Er schüttelt den Kopf. „Nein, Urlaub ist es nicht, auf keinen Fall! Aber eben auch keine Arbeit. Eher so etwas wie ein Virus, das mich gepackt hat. Sonst würde ich das ja nicht schon so lange machen.“

Dabei hat er viel um die Ohren, von dem Teilnehmer oder Eltern nur wenig mitbekommen. Zum Beispiel, wenn es ums Geld geht. Manchmal auch schmerzliche Entscheidungen.

Bakumer Zeltlager ist teurer geworden

Simon Haude rechnet vor: „Dieses Jahr mussten wir auf 80 Euro pro Kind gehen“, sagt er mit Bedauern in der Stimme. Zehn Euro mehr als 2022. Weil eben alles teurer geworden sei, besonders der Zeltplatz.

Kalkulieren gehört zu seinen Aufgaben. Fragen wie: „Kommen wir mit Beiträgen und den Zuschüssen vom Landkreis und der Gemeinde hin? Für Unterkunft, Verpflegung, Aktionen.“ Der Blick aufs Budget eben, neben all dem anderen.

Präventionsschulungen für alle Gruppenleiter

Schon im Februar spricht er Gruppenleiter an. Zuerst die, die schon mal dabei waren. Dann aber auch neue. „Wobei wir darauf achten, dass alle ihre Gruppenleiter-Grundkurse und ihre Präventionsschulungen absolviert haben.“

Ursprünglich war das Zeltlager mal ein Messdienerlager. Mittlerweile können sich alle Kinder aus den vier Kirchorten der Pfarrei Bakum St. Johannes anmelden, also aus Bakum, Vestrup, Lüsche und Carum.

Zeltplatz fürs Lager lange im Voraus gebucht

Samstags mittags geht es los. Gut 15 Kilometer sind es bis zum Campingplatz an der Hase. Der wurde schon vor sechs Jahren gebucht. „Man muss das mindestens vier Jahre im Voraus machen“, erklärt der Lagerleiter, „sonst bekommt man nichts mehr“.

Früher reichte eine Wiese bei einem Bauern. Aber wegen der Hygienevorschriften sei das heute auf einem Platz mit Sanitäranlagen und einem festen Küchenhaus einfacher. Auch für das Küchenteam, auf das er sich schon seit Jahren verlassen kann.

Kinder schlafen in mitgebrachten Zelten

Das Equipment kommt per LKW-Hänger. Gekocht wird draußen. Die Gaskocher stammen noch aus den Anfangsjahren. Die Kinder schlafen in selbst mitgebrachten Zelten. Manche sprechen sich mit Freunden ab und teilen sich eins.

Dass er bei allem kurz vor dem Start immer noch ruhig sei, das habe mit dem Team zu tun, betont Simon Haude. „Weil ich weiß, dass wir fähige Leute dabeihaben.“ Das Team trifft sich kurz vor dem Start alle zwei Wochen, um die Aufgaben abzuarbeiten: Welche Spiele bereiten wir vor? Was fehlt dafür noch?

Arbeit geht anschließend noch weiter

Wegen der obligatorischen Wimpel-Überfälle macht er sich keine großen Sorgen. Etwa darum, dass es zu wild werden könnte. „Wir haben ein paar Regeln“, sagt Simon Haude. „Etwas Gerangel gehört dazu. Aber es geht um Spaß für die Kinder. Wenn jemand sagt: ,Jetzt ist Schluss!‘, dann muss auch Schluss sein.“

Für die Kinder ist das Abenteuer nach sieben Tagen zu Ende. Für Simon Haude geht die Arbeit danach noch etwas weiter: „Schreibtischarbeit, Berichte schreiben, solche Sachen.“ Und im Herbst will er das Team alle zwei Monate zusammenrufen, zur Manöverkritik und um den Blick schon mal auf das nächste Jahr zu richten. Weil ihn das Virus gepackt hat.

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