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Arme Kinder finden viel Mitleid, aber keine Lobby. Seit wie vielen Jahren werden eigentlich Krokodilstränen vergossen über Kinder, die in Armut groß werden müssen – ohne dass sich etwas gebessert hätte? Das muss sich endlich ändern, meint Cordula Spangenberg in ihrem Kommentar zum Abschluss unserer Themenwoche über Kinderarmut.
Das verheerende Geschehen rund um die katholische Kirche verschlingt leider berechtigt viel Energie, die dann anderswo fehlt. Wer kümmert sich eigentlich mit ebenso viel Schmackes um arme Kinder, also um jedes fünfte Kind in Deutschland?
Der Auftrag des Christentums ist leicht verständlich. Es geht um die „Werke der Barmherzigkeit“, also um Essen und Trinken, Wohnen, Kleidung, Gesundheitsversorgung und Teilhabe, nachzulesen bei Matthäus 25, 31-46: „Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt…“. All das wurde unter dem Einfluss der christlichen Sozialethik mit breitem Konsens in unser Grundgesetz eingebettet, geht also nicht nur Christen an. Will heißen: Draußen vor der Kirche geht es erst richtig los.
Jeder kann etwas tun
Gut vernetzte Menschen: Könnt ihr andere dazu motivieren, sich zu Armuts-Gründen und deren Beseitigung schlau zu machen?
Eltern in Elternzeit, Großeltern: Vielleicht könnt ihr ja zwischendurch ein zusätzliches Kind betreuen, dessen Eltern einen Ämter-Marathon vor der Brust haben, um Aufenthaltsrecht, Wohnung und Arbeitsplatz zu klären.
Vermieter: Treibt ihr die Mietkosten immer weiter in die Höhe und damit arme Familien in die Randzonen der Städte, oder sorgt ihr für bezahlbaren Wohnraum mitten im Geschehen?
Studierende: Teilt ihr euer Können mit Kindern, die ihre Hausaufgaben allein nicht schaffen, aber einen Schulabschluss brauchen, damit es anschließend weitergeht?
Führungskräfte: Pickt ihr euch „die Besten“ raus, oder gebt ihr auch Jugendlichen eine Chance, denen der Übergang Schule-Beruf nicht so leichtfällt?
Volksvertreter in allen Räten und Parlamenten: Könnt ihr euch zur Kindergrundsicherung, besserem Mindestlohn, für gute Ganztagsbetreuung und ein gerechtes Schulsystem mal richtig auf die Hinterbeine stellen?
Und nicht zuletzt das Wahlvolk: Würdet ihr bitte eure demokratisch gewählten Volksvertreter nicht nur deshalb in den Tabak schicken, weil sie gegen Kinderarmut zu Feld ziehen, auch wenn euch selbst das vielleicht den ein oder anderen Nachteil bringt?