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Zum klassischen Rom-Programm gehört dieser Ort nicht, trotzdem ist er ein echtes Highlight und immer noch ein Geheimtipp: das berühmte Schlüsselloch an der Piazza dei Cavalieri di Malta auf dem Aventins-Hügel. Hinter das Portal gelangen jedoch nochmals weniger. Dort liegt die Villa des Großpriorats des Souveränen Malteserordens. Am 7. November wird hier der neue Großmeister gewählt. Grund genug, das traumhafte Areal hinter dem berühmten Schlüsselloch zu erkunden - mit Kerstin Thiel-Lunghini, Kunsthistorikerin und Stadtführerin, die in unsrer lockeren exklusiven Serie Einblicke in weniger bekannte Seiten der Ewigen Stadt gibt.
Eigentlich ist es verpönt durch Schlüssellöcher zu schauen – nur in Rom darf man das bei dem berühmten Schlüsselloch der Malteser auf dem Aventin, einem der sieben Hügel der Ewigen Stadt!
Deshalb stehen die Leute tagein tagaus auf der Piazza dei Cavalieri di Malta geduldig in der Schlange, um einen Blick hindurch zu werfen und dann im nächsten Moment amüsiert zu schmunzeln. Eventuelle Vorstellungen vom Geschehen auf der anderen Seite sind umgehend verpufft, denn durch das Schlüsselloch sieht man wie durch ein Fernrohr allein die majestätische Peterskuppel gerahmt von einem geschlossenen Lorbeergang: großartig und unfotografierbar, weil das menschliche Auge immer noch besser funktioniert als jede Handylinse.
Trotzdem bleibt die Neugierde: Was verbirgt sich tatsächlich hinter diesen Mauern?
Ritterorden und Völkerrechtssubjekt
Ein Einblick ist neuerdings möglich, denn die Malteser erlauben inzwischen für angemeldete Gruppen die Besichtigung des Gartens und der Kirche ihrer Magistralvilla auf dem Aventin, in deren Eingangsportal das berühmte Loch hineingebohrt ist.
Die Villa ist Sitz des Großpriorates von Rom. Sie beherbergt die Botschaft des Malteserordens beim italienischen Staat, und in ihrem Kapitelsaal werden die Großmeister gewählt. Der Souveräne Malteserorden, einer der drei vom Heiligen Stuhl anerkannten Ritterorden, ist ein nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt.
Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat
Eigene Nummernschilder
Sofort beim Eintreten begegnet man einem roten Briefkasten mit dem weißen achtzackigen Malteserkreuz, und auf dem Parkplatz steht ein Krankenwagen mit dem Nummernschild „SMOM“ in roten Lettern: Sovrano Militare Ordine di Malta. Es ist offensichtlich, dass man im Garten der Magistralvilla auf extraterritorialem Gebiet spazieren geht.
Das Juwel der prachtvollen Anlage ist ohne Zweifel die strahlend weiße Kirche Santa Maria del Priorato di Malta, die einzige gebaute Architektur des berühmten Kupferstechers Giovanni Battista Piranesi, der in der Kirche begraben liegt und dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 300. Mal jährt.
Wenn der neue Großmeister gewählt wird
Derzeit steht der Thron des Großmeisters in der Kirche zur Wand gedreht. Ein kurioses Detail, welches ausdrückt, dass die Position des Großmeisters momentan vakant ist. Sobald die Malteserritter hier in ihrer Magistralvilla einen neuen Großmeister wählen - in wenigen Tagen, am 7. November dürfte es soweit sein - wird auch der Thron wieder richtig herum stehen.
Der Großmeister selber residiert nicht hier oben auf dem Aventin, sondern im Magistralpalast in der Via Condotti an der Spanischen Treppe.