Geheimtipp Rom: Die Capitale im zweiten Corona-Lockdown

Wenn die Piazza Navona zur grünen Wiese wird

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Wer glaubt, mit dem Petersdom und den großen Kirchen, dem Forum Romanum und dem Künstlerviertel Trastevere alles in Rom gesehen zu haben, der irrt. Kerstin Thiel-Lunghini, Kunsthistorikerin und Stadtführerin, gibt in unserer lockeren exklusiven Serie Einblicke in weniger bekannten Seiten der Ewigen Stadt. Diesmal: Rom, Kultur und eine grüne Wiese im zweiten Corona-Lockdown.

„Back to Nature“ heißt eine der wenigen Ausstellungen, die man in Rom derzeit noch besichtigen kann. Inmitten der üppigen Natur des großen Stadtparkes der Villa Borghese sind monumentale zeitgenössische Kunstwerke ausgestellt. Alle anderen Museen und Ausstellungen sind geschlossen, genauso wie Theater, Kinos oder Fitnesscenter, seitdem Italien sich in den zweiten Lockdown begeben hat.

Es ist eine Art Ampelsystem in Bezug auf die unterschiedlichen Regionen eingerichtet worden, nur dass es kein Grün gibt, weil nirgendwo die Situation der Zahlen wirklich entspannt wäre. Es gibt nur gelbe, orange und rote Zonen: Latium, die Region, in die die Hauptstadt Rom eingebettet ist, hat den Status einer gelben Zone mit der mildesten Form des Lockdowns.

 

Die Altstadt wird immer leerer

 

Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat
Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat

Noch sind die öffentlichen Parkanlagen zugänglich und man darf spazieren gehen, noch sind Bars und Restaurants bis 18 Uhr geöffnet, aber jede Woche wird die Einteilung anhand der aktuellen Zahlen neu festgelegt und die Römer fürchten um diese letzten Freiheiten, die bei oranger oder roter Farbentscheidung sofort wegfallen würden.

Es wird so immer leerer in Roms Altstadt, denn inzwischen kommen nicht mal mehr Touristen aus den anderen Regionen Italiens. Zudem wohnen nur noch sehr wenige Einheimische selber in der historischen Altstadt aufgrund der vielen Ferienwohnungen, die in den letzten Jahren eingerichtet wurden. Jetzt stehen diese Ferienwohnungen fast alle leer, genauso wie der Großteil der Hotels. Es wird still auf den berühmten Plätzen der Stadt.

 

Piazza Navona –eine grüne Wiese

 

„Back to Nature“ – der Titel der Ausstellung in der Villa Borghese beschreibt auch den Eindruck, der sich einstellt, wenn man jetzt im Moment die Piazza Navona betritt. Auf Distanz schimmert der ganze Platz zartgrün wie eine Wiese. Erst beim Näherkommen bemerkt man dann, dass es tatsächlich Gras ist, was da in den Ritzen des Kopfsteinpflasters sprießt, weil es nicht mehr ständig von tausenden Besuchern abgelatscht und kurzgehalten wird.

Ein Bild von melancholischer Schönheit, das aber symptomatisch ist für den schweren Moment, den Rom, seine Bewohner und wir alle im Moment durchmachen.

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