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Die Vatikanischen Museen und auch die Sixtinische Kapelle sind seit Pfingstmontag wieder geöffnet. Ein Startschuss auch für einen Neuanfang in ganz Italien, wie die Rom- und Kunst-Expertin Kerstin Thiel-Lunghini berichtet.
Am Pfingstmontag sind die Sammlungen des Papstes wieder geöffnet worden nach fast drei Monaten Schließung aufgrund des Corona-Lockdowns. Ein Festtag im Vatikan, denn endlich sind die Vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle wieder für Besucher zugänglich. Für die Römer ist das auch ein Startschuss dafür, dass das Leben in der Ewigen Stadt wieder beginnen kann zu pulsieren.
Die Freude war deutlich spürbar, denn als morgens das große Eingangstor aufgeschlossen wurde, trat Direktorin Barbara Jatta persönlich den wartenden Journalisten und ersten Gästen entgegen. Neben der Direktorin tauchte zur Feier des Tages auch eine der besonders interessanten Figuren der Vatikanischen Museen auf. Ein Mann, den man normalerweise nie zu Gesicht bekommt: der „Clavigero“ Gianni Crea, der „Herr der Schlüssel“. Er verfügt über die fast 3.000 Schlüssel der Vatikanischen Museen. Zur feierlichen Öffnung des Eingangsportals präsentierte er stolz seinen eindrucksvollen Schlüsselbund.
„Santa Pazienza“ braucht man immer noch
Selbstverständlich trägt er Mundschutz, genauso wie die Direktorin, denn die Sicherheitsprotokolle im Vatikan sehen das jetzt natürlich für alle vor. Die Besucherzahl ist nun kontingentiert und nur noch mit bereits vorreservierten Tickets kommt man hinein.
Wie immer in Rom braucht es natürlich ein wenig „Santa Pazienza“, die vielbeschworene „Heilige Geduld“, weil das Temperaturmessen und Abstandhalten seine Zeit in Anspruch nimmt, aber dann wird man belohnt mit einem Spaziergang in den fast leeren Räumen des früher so überlaufenen Museums.
Um Überfüllung zu vermeiden, ist es deshalb auch nicht mehr möglich, direkt aus der Sixtinischen Kapelle in den Petersdom hinunterzusteigen. Sankt Peter ist ab jetzt nur noch direkt vom Petersplatz aus zugänglich.
Neuigkeiten gibt es auch
Neuigkeiten in den Vatikanischen Museen gibt es auch: Es jährt sich in diesem Jahr zum 500. Mal der Todestag von Raffael, dem Maler der weltberühmten Stanzen, den Wohnräumen für die Päpste Julius II. und Leo X. Auch im Vatikan hatte man sich darauf eingerichtet, den hochbedeutenden Maler gebührend zu feiern. Mit etwas Verspätung aufgrund der Schließung kann man nun endlich den neu eingerichteten Raffael-Saal der Vatikanischen Pinakothek und die frisch restaurierten Wände des Konstantins-Saales in den Stanzen bestaunen.
Freier Eintritt für medizinisches Personal
Die Vatikanischen Museen wollen Ärzte, Pfleger und andere Bedienstete des italienischen Gesundheitswesens für ihren Einsatz in der Corona-Krise belohnen. Wer einen entsprechenden Ausweis vorlegt, kann die Sammlungen vom 8. bis zum 13. Juni kostenlos besichtigen. Die Sonderaktion gilt laut einer Mitteilung vom Mittwoch auch für jeweils eine Begleitperson.
Die Vatikanischen Museen wollten sich auf diese Weise dem „universellen Gefühl der Dankbarkeit“ für die geleistete Arbeit anschließen, hieß es. Mit der einfachen, aber bedeutenden Geste werde deutlich, dass Kunst und Medizin durch ein höheres Ziel vereint seien: „die Sorge um den Menschen in seiner Ganzheit“. | KNA (03.06.2020)