Familienberaterin in Vechta bringt auf Bestellung Bücher-Überraschung nach Hause

„Bücher-Blitz“ gegen Langeweile im Lockdown

  • Hiltrud Kalkhoff hat im Corona-Lockdown ihren eigenen „Bücher-Blitz“ ins Leben gerufen.
  • Die Familienberaterin bringt auf Bestellung und gegen eine Spende Bücher-Pakete nach Hause.
  • Bei Hiltrud Kalkhoff stapeln sich die Bücher, die sie bei „Haushalts-Optimierungen“ bei Klienten aussortiert hat.

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Nur noch Langeweile im Lockdown? Lange nicht mehr entspannt bei einem guten Buch? Der „Bücher-Blitz“ in Vechta verspricht Abhilfe. Nur ein kurzer Anruf und Familienberaterin Hiltrud Kalkhoff macht sich auf den Weg. Anders als bei einem „Pizza-Blitz“ kann man sich sein Menü allerdings nicht genau vorbestellen.

Die Beraterin nennt es ein „Überraschungs-Paket“, fünf bis acht Bücher in einem alten Schuhkarton. Ganz zufällig zusammengestellt aus ihrem großen Vorrat an  abgelegten Büchern. Das gibt sie an der Haustür gegen eine Spende von 1 Euro ab. „Die meisten spenden aber mehr“, berichtet die 52-Jährige. „Sie sind dankbar für den kurzen Besuch und die Abwechslung.“ Die Spenden leitet sie an soziale Projekte der Kirche in Vechta weiter.

 

Bücher-Überraschung hilft bei Einsamkeit

 

Vor allem alte Menschen leiden unter den Einschränkungen im Corona-Lockdown, das hat Hiltrud Kalkhoff immer wieder erfahren. Aus Angst wagen sich viele nicht mehr vor die Tür, die sozialen Kontakte brechen oft ab, viele sind ratlos und suchen Abwechslung. Ein „Überraschungs-Paket“ voll Bücher bringe genau die. Die Idee habe deshalb sofort funktioniert.

Bei Hiltrud Kalkhoff stapeln sich Hunderte Bücher in einem früheren Kinderzimmer. An Vorrat für ihre Aktion mangelt es also nicht. „Irgendwann wurde es mir zu viel“, berichtet sie. Sonst hat sie die Bücher an Flohmarkthändler verkauft oder in den öffentlichen Bücherschrank am Bahnhof in Vechta eingestellt. Beides ist in Zeiten der Pandemie nicht möglich. Die Idee mit dem „Bücher-Blitz“ war ein Ausweg.

 

Weil sie Haushalte neu organisiert

 

Warum sich bei der Hauswirtschafterin überhaupt so viele Bücher stapeln, erklärt sich aus ihrem Nebenberuf als Familienberaterin. Dort geht sie zur „Haushalts-Optimierung“ zu Familien, berät sie, wie man einen Haushalt überhaupt plant und organisiert.

„Im Grunde wie eine Unternehmensberatung“, erklärt sie. „Nur eben in ganz kleinem Maßstab.“ Sie berät junge allein erziehende Mütter, wie man überhaupt einen Haushalt aufbaut. Sie berät später Frauen, die mit drei größeren Kindern im Haushalt wieder berufstätig werden, wie sich beides vereinbaren lässt. Schließlich ältere Menschen, für die durch Pflege von Angehörigen plötzlich zwei Haushalte zusammengelegt werden.

 

Im Haushalt auch Bücher aussortieren

 

Dazu gehöre sicher „neu strukturieren und optimieren“, betont sie. „Aber eben auch aufräumen und aussortieren.“ Kochtöpfe und Tupperdosen genauso wie eben Bücher.

Sie hat diese Arbeit zunächst ehrenamtlich für den Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) in Vechta gemacht. Die Beraterinnen dort baten sie um Unterstützung, wenn etwa in der Schwangerenberatung oder im Betreuungsverein solche Hilfe notwendig schien. Inzwischen betreibt sie die Arbeit nach einer Weiterbildung zur Familienberaterin selbstständig.

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