Themenwoche „Büchereien“ (2): Trends und Zahlen

Bücher, Spiele, Kuchenformen – Büchereien im Bistum Münster im Überblick

  • 349 Katholische Öffentliche Büchereien gibt es im Bistum Münster, davon 323 in Pfarreien, die weiteren vor allem in Krankenhäusern.
  • Rund 4.600 Ehrenamtliche bieten insgesamt 1,6 Millionen Medien an.
  • Das sind vor allem Bücher, aber auch E-Books, Spiele - und einige unerwartete Dinge.

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„In Ochtrup verleihen sie eine Nähmaschine.“ Aki Bianca Wantia lässt den Satz kurz wirken. „Und das läuft gut“, berichtet die Leiterin der Fachstelle Büchereien im Bischöflichen Generalvikariat (BGV). Der Großteil der 1,6 Millionen Medien, die in einer der 349 Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB) im Bistum Münster stehen, sind allerdings „nach wie vor Bücher“.

Die waren auch in zwei Pandemie-Jahren gefragt, sagt die Fachfrau. Auch wenn es 2020 – Zahlen fürs vergangene Jahr liegen noch nicht vor – mit 3,7 Millionen Ausleihen bistumsweit rund 500.000 weniger gegeben hat als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Kreative Corona-Lösungen

Viele Bücherei-Teams haben zum Beispiel Bücher-Bringdienste organisiert. „In Lüdinghausen-Seppenrade sind alle Nutzerinnen und Nutzer angeschrieben und nach ihren Wünschen gefragt worden“, berichtet Aki Wantia. In Lockdowns, in denen auch Büchereien zeitweise nicht geöffnet werden durften, habe es mancherorts Abhol-Fenster für Vorbestellungen gegeben.

Die etwas älteren Leseratten suchen vor allem Romane, weiß Wantia. „Sachbücher laufen weniger gut; nach Informationen suchen die Leute inzwischen eher im Internet.“ Auch Brettspiele aus der Bücherei haben mancher Familie die Lockdown-Langeweile vertrieben.

„Bibliothek der Dinge“

Aki Bianca Wantia
Aki Bianca Wantia leitet die Fachstelle Büchereien im Bischöflichen Generalvikariat Münster. | Foto: BGV

Und die Nähmaschine? „Wir nennen das Bibliothek der Dinge“, beschreibt die Fachstellenleiterin. An manchen Standorten – 323 in Pfarreien, die weiteren vor allem in katholischen Krankenhäusern – könne Nützliches entliehen werden, das vielleicht nicht jeder Haushalt selbst besitzt: Kuchenformen, Geräte zum Digitalisieren von Musik- und Videokassetten – oder eben eine Nähmaschine.

Uneinheitlich ist das Bild bei Silber-Scheiben: „Es gibt Büchereien, da sind DVDs und CDs noch gefragt“, sagt Aki Wantia. Dennoch seien diese Medien wegen der Streaming-Möglichkeiten im Internet vom Aussterben bedroht.

Ein Zehntel des Bestands in jedem Jahr erneuert

Beim Wandel helfen die Büchereien selbst mit: „Es ist das Ziel, dass jedes Jahr ein Zehntel der Medien ersetzt wird.“ Das klappt zwar nicht immer, die BGV-Frau hält sieben Prozent Neuanschaffungen für realistisch. Aber rechnerisch wird alle zwölf bis 15 Jahre der komplette Bestand erneuert. Dabei helfen Rezensionen vom Borromäusverein, dem Dachverband der Katholischen Büchereien, Tipps aus der BGV-Fachstelle oder die Bücherei-Teams suchen selbst – zum Beispiel mithilfe von Bestseller-Listen.

Im Schnitt bietet jede KÖB 3.000 bis 4.000 Medien an – da kommen im Jahr schon mal 200 Neuanschaffungen zusammen. Das Bistum zahlt einen mittleren dreistelligen Förderbetrag pro Jahr, den Rest finanzieren die Pfarreien selbst.

Kooperation mit den Kommunen

Mancherorts helfen sogar die Kommunen: Knapp zwei Dutzend Büchereien im Bistum werden von Hauptamtlichen geleitet. Das gelingt, weil diese Büchereien zum Beispiel gleichzeitig als Stadt- oder Gemeindebibliothek dienen, sagt Aki Wantia. Dann beteiligen sich die Kommunen an Personal- und anderen Kosten. „In manchen Landgemeinden gibt es auch Zuschüsse für ehrenamtliche KÖB, weil es dort keine kommunalen Angebote gibt.“

In den Jahren vor den Corona-Lockdowns haben die rund 4.600 Ehrenamtlichen in den 349 Bistums-Büchereien rund eine halbe Million Stunden gearbeitet. „Ein Problem ist, dass jede und jeder dritte Ehrenamtliche 2019 älter war als 60 Jahre“, sagt Aki Wantia. Einige von ihnen hätten ihre Mitarbeit auch nach den Pandemie-Einschränkungen beendet. „Vielerorts hat Corona die Teams aber auch zusammengeschweißt und sie haben neue Leitungsmodelle entwickelt.“

Digitale Medien

Neu in immer mehr Büchereien sind auch elektronische Medien, die per zeitlich begrenztem Download auf eigenen Tablets und Lesegeräten genutzt werden. 60 KÖB im Bistum bieten inzwischen E-Books an. Im Corona-Jahr 2020 sind die Ausleihen elektronischer Medien um ein Drittel im Vergleich zu 2019 gestiegen.

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