Michael Rottmann über neue Wege des Gedenkens

Die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen braucht Instagram und „TikTok“

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Wie lässt sich die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten, an den planmäßigen Mord an den Juden wach halten? Zeitzeugen leben kaum noch, und gerade jüngere Generationen haben Wissenslücken, sogar Zweifel. Dabei gibt es gute neue Ansätze, findet unser Redakteur Michael Rottmann.

Das ist erschreckend: dass ausgerechnet in dem Land, in dem Anne Frank mit ihrer Familie Schutz vor den Nazis suchte, mittlerweile massive Wissenslücken über die deutschen Verbrechen klaffen. Dass mehr als die Hälfte von 2.000 Befragten einer aktuellen Studie in den Niederlanden nicht wissen, dass damals mehr als sechs Millionen Menschen ermordet wurden.

Ein Viertel der jüngeren Befragten hält den Holocaust gar für eine erfundene Geschichte. Das zeigt, wie wichtig lebendige Erinnerungskultur ist – als Auftrag für die Gegenwart. Besonders in einer Zeit, in der Fake und Fakten immer schwerer auseinanderzuhalten sind.

Erinnerung via Internet

Auch in Deutschland schwindet das Wissen. Hoffnung macht zumindest das messbar große Interesse junger Leute an der Zeit zwischen 1933 und 1945. Und, dass der größte Teil der „Generation Z“, also der zwischen 1995 und 2005 Geborenen, gerne mehr über die NS-Zeit wissen würde. Eine große Chance – und Aufgabe! Nicht nur für Schulen.

Die Schrecken des Nationalsozialismus dürfen nicht in Vergessenheit geraten! Genauso wenig die Geschichten über die mutigen Menschen des Widerstands, etwa Hans und Sophie Scholl, die am 18. Februar 1943, vor ziemlich genau 80 Jahren, verhaftet und kurz darauf hingerichtet wurden. Es ist wichtig, dass junge Menschen verstehen, wie wichtig es bleibt, wachsam zu sein. Deshalb sind Begegnungen mit Überlebenden der Shoa so wertvoll. Zunehmend wichtig wird aber auch das Internet.

Die Medien der Jüngeren nutzen

Wer die Generation Z erreichen will, darf keine Scheu vor ihrer Lebenswelt haben, auch nicht vor ihren Medien. Manches geschieht da schon. Etwa mit dem Instagram-Kanal #ichbinsophiescholl. Oder auf „TikTok“. Dort blasen Nutzer üblicherweise allerlei belanglose Faxen in die Welt hinaus, nicht alles ist pädagogisch wertvoll, manches bedenklich.

Aber nicht alles. Etwa die Clips, mit denen die Frankfurter Anne-Frank-Bildungsstätte oder das Amsterdamer Anne-Frank-Haus über ein schwieriges Thema informieren. Kurz und gehaltvoll. Mit Fakten statt mit Fakes!

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