Chefredakteur Markus Nolte über zwei Männer in Weiß im Vatikan

„Emeritierter Papst“ – Dieses Experiment ist gescheitert

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Mit dem Tod Benedikts XVI. gibt es im Vatikan nur noch einen Mann in weißer Soutane: den amtierenden Papst Franziskus. Als er 2013 gewählt wurde, hatte sein Vorgänger bereits erklärt, als Emeritus zu bleiben. Ein historisches Experiment. Chefredakteur Markus Nolte sagt im Kommentar, warum das gut war - und sich vieles ändern muss, zumal Franziskus heute so alt ist wie Benedikt damals.

Der Rücktritt Benedikts XVI. war historisch, das dann folgende Experiment als „emeritierter Papst“ ebenso – allerdings vor allem, weil es sich als unausgegoren, unklar und sogar gefährlich für die Einheit der Kirche erwiesen hat. So gar nicht ratzingerisch also. – Oder doch?

Die freiwillige Beendigung seines aktiven Dienstes 2013 passte jedenfalls kaum zum pflichtbewussten, „demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn“, der dem Amt treu bleibt, in das er sich letztlich von Gott gerufen weiß. Umso überraschender und respektabler die nüchterne Wahrnehmung zunehmender, nicht nur körperlicher Schwäche, die aufrichtige Erkenntnis, kein Papst mehr sein zu können, zu sollen.

Hat sich Benedikt beim Wort genommen?

Das haben anfangs viele nicht verstanden, konnte kaum einer verstehen, schon gar nicht in diesem Moment der merkwürdig entrückt inszenierten Rücktritts-Verkündigung: auf goldenem Thron, im mit weißem Pelz besetzten roten Samt-Mäntelchen – und von Anfang bis Ende auf Latein.

Dann begann das Experiment „Emeritus“, seine letzte päpstliche Entscheidung, die gleichwohl seinen Rücktritt knapp zehn Jahre lang hinzog. Hat er sich selber beim Wort genommen? Jetzt ist die Zeit zu ehrlicher Bewertung. Franziskus heute ist schließlich exakt so alt wie Benedikt 2013. Solange der eine im „Ruhestand“ dablieb, konnte der andere nicht gehen. Das ist jetzt leichter möglich. Doch das Experiment lehrt klar, es bräuchte künftig Anderes als diese Art Rücktritt.

Das Papstamt duldet keinerlei Zweierlei

So etwa: Es kann nur einen Papst geben. Kein anderes Amt ist derart mit dem Anspruch universeller Einheit verbunden. Es verträgt und duldet keinerlei Zweierlei. Es darf nur einer so heißen. Wer das Amt aufgibt, muss auch den Titel ablegen. Darum: Kein „Papst em.“ mehr, kein „emeritierter Papst“, kein „Papa emerito“! Dass nach seinem Tod nun „Papst Benedikt XVI.“ beigesetzt wird, tut dem keinen Abbruch, zumal es historisch korrekt ist.

Was nach einem Amtsverzicht bleibt: Er ist Alt-Bischof von Rom. Das sollte man auch sehen – gerade in unserer Bilder-Medien-Welt. Darum verbieten sich päpstlich weiße Soutane und weißes Scheitelkäppchen.

Mancher benediktinische Alt-Abt verlässt sein Kloster, zumindest manchmal gar für einige Jahre, um den Raum ganz frei zu machen für den Nachfolger. Eine klös­terliche Tugend müsste ein ehemaliger Papst allemal pflegen – und er sollte sie lieben nach so viel Amt und Macht-Worten: wirklich zu schweigen.

Als Eremit statt Emeritus.

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