Erste interreligiöse Kirchenführung in St. Dionysius in Rheine

Gemeinsame Wurzeln: Das verbindet Katholiken und Muslime

Anzeige

In Rheine gibt es nicht nur viele Kirchen, sondern auch drei Moscheen, die zu drei unterschiedlichen muslimischen Gemeinden gehören, sowie einen buddhistischen Gebetsraum. Das Netzwerk „Interreligiöser Dialog in Rheine“ lud erstmals zu einer muslimisch-katholischen Kirchenführung in die St.-Dionysius-Kirche in Rheine ein. Viele Verhaltensweisen in den beiden Religionen haben gemeinsame Wurzeln, machten die Referenten deutlich.

In Rheine gibt es nicht nur viele Kirchen, sondern seit einigen Jahren auch weitere Häuser des Gebets: drei Moscheen, die zu drei unterschiedlichen muslimischen Gemeinden gehören, sowie einen buddhistischen Gebetsraum. Nachdem es im St.-Paulus-Dom in Münster bereits interreligiöse Angebote gegeben hat, fand nun erstmals im Rahmen der interkulturellen Woche in Rheine eine muslimisch-katholische Kirchenführung in der St.-Dionysius-Kirche statt.

Nordine Abdessalam, Vorstand der unabhängigen Moscheegemeinde „Licht im Leben“, mit etwa 300 Gemeindemitgliedern, ist auch Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Rheine. Der Jurist und Vater dreier Kinder hat gemeinsam mit Pastoralreferent Matthias Werth, Moderator des Netzwerks „Interreligiöser Dialog in Rheine“, zu einer ersten gemeinsamen Führung eingeladen: „Wir gehen jetzt zusammen durch die Dionysius-Kirche und halten Ausschau nach überraschenden Gemeinsamkeiten zwischen Moschee und Kirche, Islam und Christentum und zwischen islamischer und christlicher Frömmigkeit“, führte Matthias Werth vor dem großen Eingangsportal der Stadtkirche in das Thema ein.

 

Eine Kirche ist ein Schutzraum

 

Bundesweiter Tag der offenen Moschee und „Nacht der Kirche“
Am 3. Oktober laden bundesweit Moscheen zum 25. Mal zum Tag der offenen Tür ein. Eine Übersicht gibt es hier.

Von etwa sechs Millionen Muslimen in Deutschland leben 32 Prozent in Nordrhein-Westfalen. „Das ist schon eine Nummer. Von daher plädiere ich für eine interreligiöse Woche für einen besseren Austausch“, sagt Nordine Abdessalam. Er nutzte die Führung, um über Vorbehalte aufzuklären: „Wir dürfen zum Beispiel in einer Kirche beten, wenn sonst kein Platz ist. Eine Kirche ist für uns ein Schutzraum, ein kultisch-reiner Raum für Gläubige.“

Viele Verhaltensweisen in den beiden Religionen haben gemeinsame Wurzeln. Der Brauch, beim Betreten einer Moschee die Schuhe auszuziehen, finde sich zum Beispiel im Alten Testament in der Begegnung Mose mit dem brennenden Dornbusch wieder, erläuterte Werth.

 

Beziehung zu Gott pflegen

 

Einig waren sich die beiden Referenten, was die Bedeutung des Gebetes angeht: „Es dient der Beziehungspflege zu Gott“, betonte Werth. „Es reicht ja auch nicht, wenn ich meiner Frau vor 20 Jahren gesagt habe, ,ich liebe dich‘.“ Dieses „Ja-Sagen“ zu Gott brauche Wiederholung. Muslime nutzten dazu die Gebetskette, Katholiken den Rosenkranz: „Wichtig ist, dass man mit dem Herzen dabei ist“, ergänzt Nordine Abdessalam.

„Wo beten eigentlich die muslimischen Frauen“, wollte eine Teilnehmerin wissen. Das liege meist im Ermessen der jeweiligen Gemeinde, erläutert Nordine Abdessalam. Häufig sei für Frauen die erste Etage in einer Moschee reserviert, manchmal beten Männer und Frauen auch gemeinsam. Eine besondere Stellung nimmt der Koran, grundsätzlich in arabischer Sprache verfasst, ein. „Das Hocharabisch ist sehr schwer. Ich kann nicht behaupten, dass ich alles verstehe“, berichtet der 32-Jährige. Der Koran ist im muslimischen Glauben die Offenbarung Gottes und wird als solche verehrt. „Es käme nie für uns infrage, den Koran einfach auf den Boden zu legen, wie ein normales Buch“, ergänzt eine Angehörige der Moscheegemeinde „Licht im Leben“. Dies ist vielleicht der größte Unterschied zum Katholizismus, wie Werth weiter ausführt: „Für uns offenbart sich Christus in der Eucharistie, von der die Bibel erzählt.“

Das Fazit der einstündigen Führung: „Wichtig ist, dass wir nicht übereinander, sondern miteinander reden.“ Das Netzwerk „Interreligiöser Dialog in Rheine“ bietet dafür eine gute Basis.

Am 8. Oktober lädt die Pfarrei St. Dionysius Rheine in Kooperation mit der Familienbildungsstätte (FBS) Rheine zur Nacht der offenen Kirche von 19 bis 22 Uhr in St. Dionysius Rheine ein. Unter dem Titel „Und Gott sprach: Es werde Licht!“ wird es verschiedene spirituelle und meditative Angebote geben, unter anderem wird Pfarrer Thomas Lemanski einen Weihrauch-Workshop durchführen. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, jedoch müssen die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden (Mund-Nasen-Schutz).

Anzeige